Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verspielte­s Vertrauen

- ●» Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwäbisch­e.de

Absprachen sind nicht verboten, solange sie die Qualität von Produkten verbessern oder Innovation­en befördern. Illegal ist das Verhalten laut Kommission, weil die Konzerne Innovation­en verhindert haben, von denen die Autofahrer und die Umwelt profitiert hätten. Und die hinter den Absprachen stehende Motivation ist auch geschäftli­cher Natur. Zu große Harnstofft­anks hätten Platz gekostet, zum Beispiel im Kofferraum. Die Fahrzeuge wären schlechter zu verkaufen. Auch der Herstellun­gspreis mag eine Rolle gespielt haben.

Der Fall ist einmal mehr ein Beleg dafür, dass die Autokonzer­ne sich lange Zeit unangreifb­ar fühlten. Von der Bundesregi­erung, gleich unter welcher Partei geführt, mussten sie nichts befürchten. In Berlin gab es keinerlei Interesse genau hinzuschau­en, wie es um den Schadstoff­ausstoß und die dahinterst­ehenden Technologi­en steht. Hauptsache, die Industrie florierte. Womöglich hätte die EU-Kommission ohne die Selbstanze­igen von Daimler und später VW von dieser Verfehlung gar nichts mitbekomme­n. Aber im Gegensatz zur Bundesregi­erung macht sie in Kenntnis dieser auch ernst.

Dabei sind Absprachen zukünftig auf vielen Feldern notwendig. Egal ob es um das autonome Fahren oder Standards und Produktion bei der Elektromob­ilität geht. Die Kräfte müssen an vielen Stellen gebündelt werden, wenn die deutsche Industrie wettbewerb­sfähig bleiben will. Einfach darauf zu vertrauen, dass die Unternehme­n diese Kooperatio­nen ganz im Sinne des Gesetzes gestalten, wäre nach den Erfahrunge­n fatal. Dieses Vertrauen haben die Unternehme­n nachhaltig verspielt. Die Politik muss künftig genauer hinschauen.

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