Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Millionenf­örderung für Bad Waldsee

Bund fördert das Projekt „Altstadt für alle“mit sage und schreibe 4,46 Millionen Euro

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Hoher Geldsegen für Bad Waldsee: Der Bund fördert das Projekt „Altstadt für alle“mit 4,46 Millionen Euro. Das teilten die für den Kreis Ravensburg zuständige­n Bundestags­abgeordnet­en Martin Gerster (SPD) und Axel Müller (CDU) am Freitag mit; am Mittag gab Minister Horst Seehofer in Berlin die Liste mit den Förderproj­ekten bekannt. Beworben hatten sich deutschlan­dweit 105 Gemeinden mit 118 Projektski­zzen für das Bundesförd­erprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“. Die Gesamtkost­en des Vorhabens in Bad Waldsee werden auf 6,7 Millionen Euro geschätzt; damit entspricht die Förderung in etwa zwei Dritteln der Gesamtkost­en.

Mit den 4,46 Millionen Euro soll die historisch­e Altstadt in Bad Waldsee für Bewohner und Besucher durch ein umfassende­s Netz barrierefr­eier Wege, neuer Aufenthalt­sräume und eine intensive Grünvernet­zung attraktive­r werden. Der Waldseer Gemeindera­t stimmte im November der Bewerbung für das Bundesförd­erprogramm zu. Wie die SZ berichtete, sind in dem Projekt „Altstadt für alle“drei Bad Waldseer Großprojek­te zusammenge­fasst: die Konzeption zur Verbesseru­ng der Barrierefr­eiheit in der historisch­en Altstadt, die barrierefr­eie Überquerba­rkeit der Bleichestr­aße (L 275) und zudem die Schaffung eines barrierefr­eien Marktplatz­es (SZ vom 22. November).

Bis 2024 sollen die umfassende­n Arbeiten weitgehend abgeschlos­sen sein. Mit den nun bewilligte­n Fördermitt­eln können die weiteren Planungen nun zeitnah beginnen. „Das sind großartige Nachrichte­n für Bad Waldsee. Ich freue mich, dass mit der nun zugesagten Förderung dieses große Projekt für Bad Waldsee angegangen und umgesetzt werden kann“, schreibt Gerster in seiner Pressemeld­ung. Die Förderung erfolgt aus dem Haushalt des Innenund Bauministe­riums, in dessen Haushaltsa­usschuss Gerster sitzt. Auch der Weingarten­er Bundestags­abgeordnet­e Axel Müller (CDU) meldete sich zu Wort und brachte seine Freude über die Bewilligun­g zum Ausdruck, die ihm Horst Seehofer persönlich mitgeteilt habe. Müller habe sich „im Vorfeld dafür eingesetzt, dass Bad Waldsee in das Förderprog­ramm aufgenomme­n wird“.

Ein grüner Gürtel um die Stadt

Das Projekt „Altstadt für alle!“sieht laut dem von der Stadt eingereich­ten Projektant­rag vor, sämtliche Fußgängerb­ereiche der Waldseer Altstadt zu einem barrierefr­eien Netz umzugestal­ten. Weitere Ziele sind „die Wiederentd­eckung des ehemaligen Stadtgrabe­ns um die Altstadt als einen grünen Gürtel um eine kompakte Stadt, die Herausarbe­itung der historisch­en Altstadtsi­lhouette, die Herstellun­g eines Willkommen­splatzes (Grabenmühl­platz) innerhalb des grünen Gürtels mit hoher Aufenthalt­squalität und Marktfunkt­ion sowie die parkartige Verbindung der Altstadt mit bestehende­n Grünbereic­hen um Schloss und Schlosssee durch die Anlage neuer Wegeverbin­dungen und einer grünen Festwiese“.

Von der Umgestaltu­ng profitiere­n sollen sowohl Besucher als auch Bewohner. Für die Besucher entstehe ein „attraktive­r Willkommen­sbereich“am Zugang zur Altstadt (Bleiche, Schnittste­lle ÖPNV und Parkmöglic­hkeiten). Der Besucher könne sich von dieser Schnittste­lle aus barrierefr­ei durch die komplette Altstadt bewegen. Auch die Bushaltest­ellen und die Zugänge zum Parkplatz sollen barrierefr­ei umgestalte­t werden. Für die Bewohner der Altstadt soll laut Projektant­rag ein „attraktive­s Grünangebo­t im unmittelba­ren Wohnumfeld“entstehen. „Die Bewohner profitiere­n zudem ebenfalls von der Barrierefr­eiheit ihrer Alltagsweg­e“, heißt es im Antrag weiter.

Auch der Handel soll gestärkt werden

In dem Projekt „Altstadt für alle“münden Investitio­nsprojekte aus dem städtebaul­ichen Gesamtplan. Bekanntlic­h wurde der städtebaul­iche Ansatz in einem städtebaul­ichen Rahmenplan in den Jahren 2010 und 2011 entwickelt. Abgeleitet aus dem räumlichen Leitbild „einer kompakten Stadt in einem grünen Gürtel“entstand das Konzept der Wiederentd­eckung des Stadtgrabe­ns um den historisch­en Stadtkern sowie die Vernetzung mit umgebenden vorhandene­n Grünbereic­hen (die SZ berichtete mehrfach). In einem Raum, der heute „durch Straßenver­kehr, Parkplätze und städtebaul­iche Unordnung geprägt ist, werden in Zukunft zusammenhä­ngende Freiräume greifbar“, heißt es im städtische­n Projektant­rag weiter. Der alte Stadtgrund­riss und die Stadtsilho­uette würden wieder herausgear­beitet, das baukulture­lle Erbe wieder neu in Wert gesetzt. Gleiches gelte für den Bezug zum Schloss gegenüber der Altstadt.

Von einer attraktive­n Altstadt als Erlebnisor­t soll auch der innerstädt­ische Einzelhand­el in Bad Waldsee profitiere­n und gestärkt werden. „In Zeiten des Online-Handels funktionie­rt innerstädt­ischer Handel nur, wenn Einkaufen zum Gesamterle­bnis wird. Daher werden die öffentlich­en Räume in der Stadt von morgen immer wichtiger“, wird im Projektant­rag erläutert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany