Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neuer Ansatz für bezahlbares Wohnen
Stadt führt Gespräch mit Stiftung – Keine Chance für Baugenossenschaft
AULENDORF - Wer nicht selber baut oder kauft, der ist in Sachen Wohnen aufs Mieten angewiesen. Auch in Aulendorf gibt es Menschen, die marktübliche Mieten mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, nicht leisten können. Sozialwohnungen sind in solchen Fällen eine Alternative. Allerdings ist dieser mit staatlicher Förderung gebaute Wohnraum knapp. Ansätze in der Stadt Aulendorf, Wohnbauprojekte für bezahlbaren Wohnraum anzuschieben, sind in den vergangenen Jahren stets im Sande verlaufen. Jetzt gibt es offenbar einen neuen Anlauf.
Wie Bürgermeister Matthias Burth auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt, gab es in der vergangenen Wochee in„ Kennenlern gespräch“mit einer Stiftung im Zusammenhang mit einer Idee zur „Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum“. Zu Details oder Teilnehmern des Gesprächs gibt das Stadtoberhaupt mit Verweis auf den frühen Zeitpunkt keine Auskunft. „Das könnte schädlich für das Projekt sein.“Nach SZ-Informationen könnte es sich bei der Stiftung indes um eine Einrichtung handeln, die bereits in anderen Städten in BadenWürttemberg mit verschiedenen Partnern Wohnbauprojekte im sozialen Bereich realisiert hat.
Rahmenbedingungen passen nicht
Auf die Frage, wie sich die Stadt seiner Ansicht nach grundsätzlich bei der Realisierung eines Wohnbauprojekts für bezahlbaren Wohnraum einbringen könnte, weicht Burth aus. Das gelte es zu diskutierten und hänge nicht von seiner Vorstellung ab, sondern sei eine Frage von Wirtschaftlichkeit und Vorstellungen des Partners. Das Stadtoberhaupt sieht vor allem das Land und den Bund in der Pflicht, die die Rahmenbedingungen für sozialen Wohnungsbau schaffen müssten – sprich Förderprogramm auflegen oder steuerliche Anreize geben. Dass sich diesbezüglich nichts bewegt und das Problem bei den Gemeinden hängen bleibt, hat Bürgermeister Burth immer wieder kritisiert.
Das ist manch anderem zu wenig, der deshalb nach anderen Lösungen Ausschau hält: Schon lange Gedanken darüber, wie in Aulendorf bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte, machen sich der Helferkreis Asyl Aulendorf (HAA) und die Caritas Bodensee-Oberschwaben, die etwa bereits 2017 das Projekt „Herein – Kirchliche Wohnraum offensive“in Aulendorf startete – mitfinanziert durch die Stadt. Ziel der Kampagne ist es, bestehenden, aber ungenutzten Wohnraum für Geringverdiener und Geflüchtete zu finden und potenzielle Vermieter zu unterstützen.
Mit der frühen Flüchtlingshilfe, dann der Anschluss unterbringung und später der Einrichtung des Familienund Integrationszentrums seien in Aulendorf schon drei gute Schritte gegangen worden, findet Andreas Schulte vom HAA. Beim Thema Wohnen fordert Schulte nun, noch breiter anzusetzen. „Bezahlbarer Wohnraum ist für alle Menschen notwendig, die sich aufgrund ihres Einkommens kein Haus oder eine Wohnung kaufen können“, sagt er und konkretisiert beispielhaft: Mit 40 000 Euro Jahreseinkommen vor Steuer seien 1000 Euro Miete im Monat einfach zu viel. Wenn neue Wohnungen zu einem Quadratmeterpreis von 3500 Euro verkauft würden, kämen, sofern die Wohnungen überhaupt vermietet würden, Mieten heraus, die für diese Einkommensgruppe nicht bezahlbar seien.
Es fehlt an Zeit und Wissen
Schulte schwebt im Zusammenhang mit bezahlbarem Wohnen ein durchmischtes Wohnen vor. Menschen, die in Lohn und Brot stünden und gut in die Gesellschaft integriert seien, sollten mit Menschen zusammenleben, die nicht so gut in die Arbeitswelt integriert seien. „Dann hat es eine Chance, dass es funktioniert und kein Brennpunkt wird.“Von der Idee, selbst eine Bauträger genossenschaft zu gründen, ist der Helfer kreis inzwischen abgerückt .„ Selbst wenn es zu finanzieren wäre, wäre es von der Orgaseite her nicht umsetzbar“, verweist Schulte auf fehlendes Wissen und Zeit aufseiten der Helfer.
Bisherige Versuche der Stadt, etwa für das Korn hausgrundstück einen Bauträger zu finden, der dort bezahlbaren Wohnraum schafft, sind offenbar daran gescheitert, dass kein Bauträger ein solches Projekt derzeit gewinnbringend umsetzen kann. Genau dort setzen die Ideen des Helferkreises an. „Die Frage ist immer: Wie hoch ist die Renditeerwartung des Gegenübers“, sagt Schulte. Soll heißen: Wer beim Bau nicht die Rendite, sondern die Schaffung von sozialem Wohnraum in den Vordergrund stellen kann, für den ist Sozial wohnungsbau unter Umständen machbar. Derartige Herangehensweisen finden sich bei manchen genossenschaftlichen Projekten– oder eben einer darauf spezialisierten Stiftung.
Wichtig, dass etwas passiert
Dass es das „Kennenlerngespräch“mit einer Stiftung gab, stimmt Schulte hoffnungsvoll, nachdem der Helferkreis jüngst noch fehlenden Elan bei der Stadtverwaltung in Sachen bezahlbarer Wohnraum kritisiert hatte. „Es ist wichtig, dass auch etwas passiert und es dann tatsächlich bezahlbaren Wohnraum gibt, so dass alle gut miteinander leben können und integriert werden“, hält Schulte den Druck gegenüber der Stadtverwaltung indes aufrecht.