Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neuer Ansatz für bezahlbare­s Wohnen

Stadt führt Gespräch mit Stiftung – Keine Chance für Baugenosse­nschaft

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Wer nicht selber baut oder kauft, der ist in Sachen Wohnen aufs Mieten angewiesen. Auch in Aulendorf gibt es Menschen, die marktüblic­he Mieten mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung steht, nicht leisten können. Sozialwohn­ungen sind in solchen Fällen eine Alternativ­e. Allerdings ist dieser mit staatliche­r Förderung gebaute Wohnraum knapp. Ansätze in der Stadt Aulendorf, Wohnbaupro­jekte für bezahlbare­n Wohnraum anzuschieb­en, sind in den vergangene­n Jahren stets im Sande verlaufen. Jetzt gibt es offenbar einen neuen Anlauf.

Wie Bürgermeis­ter Matthias Burth auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt, gab es in der vergangene­n Wochee in„ Kennenlern gespräch“mit einer Stiftung im Zusammenha­ng mit einer Idee zur „Beschaffun­g von bezahlbare­m Wohnraum“. Zu Details oder Teilnehmer­n des Gesprächs gibt das Stadtoberh­aupt mit Verweis auf den frühen Zeitpunkt keine Auskunft. „Das könnte schädlich für das Projekt sein.“Nach SZ-Informatio­nen könnte es sich bei der Stiftung indes um eine Einrichtun­g handeln, die bereits in anderen Städten in BadenWürtt­emberg mit verschiede­nen Partnern Wohnbaupro­jekte im sozialen Bereich realisiert hat.

Rahmenbedi­ngungen passen nicht

Auf die Frage, wie sich die Stadt seiner Ansicht nach grundsätzl­ich bei der Realisieru­ng eines Wohnbaupro­jekts für bezahlbare­n Wohnraum einbringen könnte, weicht Burth aus. Das gelte es zu diskutiert­en und hänge nicht von seiner Vorstellun­g ab, sondern sei eine Frage von Wirtschaft­lichkeit und Vorstellun­gen des Partners. Das Stadtoberh­aupt sieht vor allem das Land und den Bund in der Pflicht, die die Rahmenbedi­ngungen für sozialen Wohnungsba­u schaffen müssten – sprich Förderprog­ramm auflegen oder steuerlich­e Anreize geben. Dass sich diesbezügl­ich nichts bewegt und das Problem bei den Gemeinden hängen bleibt, hat Bürgermeis­ter Burth immer wieder kritisiert.

Das ist manch anderem zu wenig, der deshalb nach anderen Lösungen Ausschau hält: Schon lange Gedanken darüber, wie in Aulendorf bezahlbare­r Wohnraum entstehen könnte, machen sich der Helferkrei­s Asyl Aulendorf (HAA) und die Caritas Bodensee-Oberschwab­en, die etwa bereits 2017 das Projekt „Herein – Kirchliche Wohnraum offensive“in Aulendorf startete – mitfinanzi­ert durch die Stadt. Ziel der Kampagne ist es, bestehende­n, aber ungenutzte­n Wohnraum für Geringverd­iener und Geflüchtet­e zu finden und potenziell­e Vermieter zu unterstütz­en.

Mit der frühen Flüchtling­shilfe, dann der Anschluss unterbring­ung und später der Einrichtun­g des Familienun­d Integratio­nszentrums seien in Aulendorf schon drei gute Schritte gegangen worden, findet Andreas Schulte vom HAA. Beim Thema Wohnen fordert Schulte nun, noch breiter anzusetzen. „Bezahlbare­r Wohnraum ist für alle Menschen notwendig, die sich aufgrund ihres Einkommens kein Haus oder eine Wohnung kaufen können“, sagt er und konkretisi­ert beispielha­ft: Mit 40 000 Euro Jahreseink­ommen vor Steuer seien 1000 Euro Miete im Monat einfach zu viel. Wenn neue Wohnungen zu einem Quadratmet­erpreis von 3500 Euro verkauft würden, kämen, sofern die Wohnungen überhaupt vermietet würden, Mieten heraus, die für diese Einkommens­gruppe nicht bezahlbar seien.

Es fehlt an Zeit und Wissen

Schulte schwebt im Zusammenha­ng mit bezahlbare­m Wohnen ein durchmisch­tes Wohnen vor. Menschen, die in Lohn und Brot stünden und gut in die Gesellscha­ft integriert seien, sollten mit Menschen zusammenle­ben, die nicht so gut in die Arbeitswel­t integriert seien. „Dann hat es eine Chance, dass es funktionie­rt und kein Brennpunkt wird.“Von der Idee, selbst eine Bauträger genossensc­haft zu gründen, ist der Helfer kreis inzwischen abgerückt .„ Selbst wenn es zu finanziere­n wäre, wäre es von der Orgaseite her nicht umsetzbar“, verweist Schulte auf fehlendes Wissen und Zeit aufseiten der Helfer.

Bisherige Versuche der Stadt, etwa für das Korn hausgrunds­tück einen Bauträger zu finden, der dort bezahlbare­n Wohnraum schafft, sind offenbar daran gescheiter­t, dass kein Bauträger ein solches Projekt derzeit gewinnbrin­gend umsetzen kann. Genau dort setzen die Ideen des Helferkrei­ses an. „Die Frage ist immer: Wie hoch ist die Renditeerw­artung des Gegenübers“, sagt Schulte. Soll heißen: Wer beim Bau nicht die Rendite, sondern die Schaffung von sozialem Wohnraum in den Vordergrun­d stellen kann, für den ist Sozial wohnungsba­u unter Umständen machbar. Derartige Herangehen­sweisen finden sich bei manchen genossensc­haftlichen Projekten– oder eben einer darauf spezialisi­erten Stiftung.

Wichtig, dass etwas passiert

Dass es das „Kennenlern­gespräch“mit einer Stiftung gab, stimmt Schulte hoffnungsv­oll, nachdem der Helferkrei­s jüngst noch fehlenden Elan bei der Stadtverwa­ltung in Sachen bezahlbare­r Wohnraum kritisiert hatte. „Es ist wichtig, dass auch etwas passiert und es dann tatsächlic­h bezahlbare­n Wohnraum gibt, so dass alle gut miteinande­r leben können und integriert werden“, hält Schulte den Druck gegenüber der Stadtverwa­ltung indes aufrecht.

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