Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Post erklärt quicklebendiges Paar für tot
Darum warten Oliver Scharf und seine Frau Melanie vergebens auf die Einladung zu einer Hochzeit
LANGENARGEN/MECKENBEUREN (poi) - „Empfänger soll verstorben sein“: Diese Option hat ein Mitarbeiter der Post auf einem Brief angekreuzt, der an Oliver Scharf und seine Frau Melanie in Meckenbeuren adressiert ist. Ein klitzekleines, für die beiden durchaus lebenswichtiges Detail, das dem Briefträger entgangen sein muss: Das Paar ist quicklebendig. Der Umschlag mit dem gruseligen Vermerk geht zurück an den Absender, einen Freund aus Oberdorf. Inhalt: eine Einladung zur Hochzeit.
Eigentlich hat Oliver Scharf allen Grund zur Freude: Er wird Trauzeuge seines Freundes Olaf sein, der am 13. April heiratet. Die Rahmenbedingen sind geklärt, „aber ich hätte dann wie alle Gäste noch eine schriftliche Einladung bekommen sollen und wollen“, erzählt der 49-Jährige. Das entsprechende Schreiben verließ Oberdorf auch mit der richtigen Adresse und korrekt frankiert, kam aber nicht in Meckenbeuren an. Die Ursache erfuhren die Freunde, nachdem der Bräutigam das Kuvert einige Tage später aus seinem eigenen Briefkasten holte und wieder in Händen hielt – mit dem erstaunlichen Hinweis.
Ein Foto mit dem Handy war einfach gemacht und per WhatsApp schnell verschickt. Die Reaktion des Totgesagten: „Auch wenn es morbid klingt, ich fand’s wirklich witzig und musste laut loslachen“, sagt Oliver Scharf. Seine Frau habe die unglaubliche Nachricht von ihrem vermeintlichen Ableben ebenfalls mit Humor genommen: „Wir haben Witze gemacht in der Art: Hättest mir ja auch mal Bescheid geben können.“
Schleierhaft ist ihm, warum der Postbote den Umschlag mit der Einladung nicht einfach in den Briefkasten geworfen hat, der vorne am Haus in Meckenbeuren mit Namensschild versehen direkt zur Straße hin hänge. Üblicherweise lande ihre Post dort. Und nicht nur die: Oliver Scharf zufolge findet das Paar in seinem Briefkasten öfters auch die Korrespondenz der Nachbarn, deren Briefkästen hinter dem Haus angebracht sind. Dass sich immer mal wieder Post verirrt, wundert ihn nicht weiter: „Bei uns wechseln ständig die Briefträger.“
Einer von ihnen hat das Paar jetzt offensichtlich aus Versehen für tot erklärt. Hugo Gimber von der Pressestelle der Deutschen Post in Stuttgart erklärt auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass durchaus mal ein Nachbar Auskunft gebe und es dabei zu Verwechslungen komme. Daraus hat sein Unternehmen folgende Konsequenz gezogen: Auf den Aufklebern, mit denen Mitarbeiter Briefe versehen, die nicht zugestellt werden können, steht nicht mehr wie früher „Empfänger verstorben“zur Wahl, sondern „Empfänger soll verstorben sein“.
Zum aktuellen Fall teilt die Post mit: Wie es zu dem fatalen Vermerk kam, „können wir leider nicht nachvollziehen. Dies war ein Fehler, den wir außerordentlich bedauern. Wir entschuldigen uns auch im Namen des Postboten in aller Form.“Der Kollege sei nachdrücklich über die Sorgfaltspflicht belehrt worden.
Die Einladung ist übrigens inzwischen bei Scharfs in Meckenbeuren angekommen – der Bräutigam hat sie persönlich eingeworfen. Jetzt gibt es am 13. April gleich doppelten Anlass, um zu feiern: Hochzeit und Wiedergeburt.