Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wie sicher ist Biberach wirklich?
Joachim Hardegger, Leiter des Polizeireviers, spricht über die aktuelle Lage in der Stadt
BIBERACH - Ob sich Menschen sicher in einer Stadt fühlen, hängt immer vom subjektiven Empfinden ab. Manche Bürger sind eher ängstlich und vorsichtig, andere eben nicht. In Biberach kocht das Thema Sicherheit immer mal wieder hoch. Viele fühlen sich durch Nachrichten wie beispielsweise die von den Steinewerfern vom Gigelberg verunsichert. Die Polizei nimmt alle Informationen aus der Bürgerschaft ernst. Trotz solcher Einzelfälle hat Joachim Hardegger, Leiter des Polizeireviers Biberach, gute Nachrichten: „Wir leben hier in Biberach relativ sicher und können mit ruhigem Gewissen durch die Stadt gehen.“Auch im Landkreis gebe es eine positive Entwicklung, was die allgemeine Sicherheitslage betreffe.
Einen ausführlichen Bericht über das Thema „Sicheres Biberach“legte Joachim Hardegger am Donnerstagabend im Hauptausschuss ab. „Sicheres Biberach“heißt auch die Konzeption, die das Biberacher Polizeirevier bereits vor mehr als zwei Jahren auf den Weg gebracht hat. Hardegger präsentierte der Verwaltung und den Stadträten die Zahlen von 2018. Da habe es bis ins Frühjahr eine deutliche Zunahme von Sicherheitsund Ordnungsstörungen in der Innenstadt gegeben. „Wir stellten einen Anstieg der Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum um 50 Prozent fest“, so der Leiter des Polizeireviers Biberach. Ebenso angestiegen waren, Lärmbelästigungen, Müllablagerungen, Sachbeschädigungen, Pöbeleien und auch der Alkohol- und Drogenkonsum. Auf die Nachfrage im Hauptausschuss, ob Biberach ein Drogenproblem habe, lautet die Antwort ganz klar Nein. „Wir haben hier keine offenen Drogenszene. das, was sich hier abspielt gibt es in anderen Städten auch.“
„Unser Anspruch und unser Ziel ist es, den Bürgern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln“, sagt Polizeikommissar Hardegger. „Anfang 2018 ist uns das leider nicht gelungen.“Deshalb brachte die Polizei gemeinsam mit dem Ordnungsamt der Stadt Biberach ein Maßnahmenpaket auf den Weg. Aufkeimende Brennpunkte wie zum Beispiel rund um die Stadthalle, den Wieland-Park und auch den Gigelberg nahmen die Polizeibeamten und auch der kommunale Ordnungsdienst und die Streetworker von Jugend Aktiv verstärkt ins Visier. „Wir führten nahezu täglich Kontrollen durch“, berichtet Hardegger. Zusätzliche Unterstützung gab es vom Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen. Der Revierleiter betonte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Biberach. „Die Abstimmung mit dem kommunalen Ordnungsdienst funktioniert super, das kenne ich aus keiner anderen Stadt.“
Mittlerweile habe sich die Sicherheitslage laut Polizei spürbar verbessert: „Wir haben positive Rückmeldungen, aber leider gibt es den Verdrängungseffekt“, so Hardegger. „Die, die sich früher an der Stadthalle getroffen haben, treffen sich jetzt eben woanders.“Ziel ist es, auch das einzudämmen. Trotz spürbarer Verbesserungen ist die Polizei weiter am Thema dran: „Wir bewerten die Lage ständig neu und sind auf Biberachs Straßen weiterhin präsent“, verspricht der Revierleiter. Vor Kurzem wurde die Polizeipräsenz im Stadtgebiet auch wieder erhöht: „Es wird wieder wärmer. Alle gehen am Wochenende abends raus und wir sind dabei.“
2000 Straftaten in Biberach
Das Polizeirevier Biberach ist für 19 Städte und Gemeinden zuständig. Auf einer Fläche von 647 Quadratkilometer betreuen die Polizeibeamten knapp 96000 Einwohner. Im Fokus der polizeilichen Arbeit steht allerdings die Stadt Biberach. Im Jahr 2018 wurden dort mehr als 2000 Straftaten verübt. Mit deutlichen Abstand folgt die Stadt Ochsenhausen mit rund 300 Straftaten. Insgesamt wurden im Landkreis Biberach im vergangenen Jahr knapp 7000 Straftaten verübt. Im Vergleich zu 2017 ein Zuwachs um 2,1 Prozent, das sind 146 Straftaten mehr. Im Alb-DonauKreis lag die Zahl 2018 bei rund 5500 Straftaten.
Wo die Polizei einen großen Erfolg verzeichnen kann, ist bei den Wohnungseinbrüchen und beim Diebstahl von Autos. „Einbrecher waren massiv im Illertal unterwegs. Die Täter, denen wir rund 40 Einbrüche zuordnen, sind mittlerweile gefasst“, so Hardegger. Ebenso sieht es beim Autodiebstahl aus: „Da hatten wir eine Serie im Landkreis mit mehr als 50 Fällen.“Was allerdings stetig ansteige, ist die Gewalt gegen Polizeibeamte und auch Einsatzkräfte der Feuerwehr und des DRK.
Wer die Tatverdächtigen sind, mit diesem Thema hat sich die Polizei ebenfalls auseinandergesetzt. Von 1497 Tatverdächtigen des Biberacher Polizeireviers im Jahr 2018 sind 1131 Erwachsene, 525 haben einen nichtdeutschen Ursprung. 206 Tatverdächtige sind Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge.