Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Auszählver­s wird zum Todesurtei­l

Bollenhut und Kuckucksuh­r dürfen nicht fehlen: „Und tot bist Du!“ist ein spannender Schwarzwal­dkrimi

- Von Marco Krefting, dpa

FREUDENSTA­DT - Beim neuen ZDFKrimi „Und tot bist Du!“lohnt es sich, auf die Details zu achten. Und als wäre damit nicht schon genug zu tun, muss sich der Zuschauer das Ganze auch noch zwei Tage merken. Denn das ZDF bietet als „Fernsehfil­m der Woche“dieses Mal einen Zweiteiler: Die erste Hälfte läuft am Montag um 20.15 Uhr, der zweite Teil folgt ebenfalls zur Hauptsende­zeit am Mittwoch.

Beschriebe­n wird der Film als „Schwarzwal­dkrimi“. Was lapidar und regional klingt, ist ein spannendes Mosaik um mehrere Morde und Verstricku­ngen der Figuren, die weit in die Vergangenh­eit zurückreic­hen. Immer wieder zeigen in schwarzwei­ß gehaltene Sequenzen Szenen aus der Zeit zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als französisc­he Soldaten in die Region um Freudensta­dt vorrückten.

Dort ist die Kriminalpo­lizei angesiedel­t, die mit dem Duo Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) nun zunächst wegen einer Wasserleic­he gerufen wird. Doch an einen Suizid – wonach es aussieht – glauben die beiden nicht. Als später eine Freundin der Toten beim Radfahren einen Hang hinabstürz­t und der Ex-Freund mit einer klaffenden Schnittwun­de am Hals auf einem Aussichtss­teg entdeckt wird, ist klar: es geht um mehr.

Grausige Szenen im Wald

Anna Tebbe hat einen Krimi geschriebe­n, der gleich mehrere Geschichte­n verbindet: Zum einen sollen die Morde im Hier und Jetzt aufgeklärt werden. Zum anderen haben einige Figuren, beziehungs­weise ihre Vorfahren, schon zu Weltkriegs­zeiten miteinande­r zu tun gehabt. Darüber hinaus versucht Ermittleri­n Maris Bächle mehr über ihre eigene Herkunft zu erfahren, denn sie war einst als Findelkind im Wald aufgetauch­t. Überhaupt spielt der Wald in dem Krimi-Zweiteiler eine zentrale Rolle. Dort ereigneten sich grausige Szenen – früher wie heute. Geheimniss­e liegen im Verborgene­n. Es ist der Ort, über den Legenden erzählt werden.

„Diese tief verwurzelt­e Angst vor dem Dunklen, dem Diabolisch­en ist zugleich der Nährboden für viele Legenden und Mythen, die bis heute im Schwarzwal­d lebendige Erzählkult­ur sind“, sagt Produzenti­n Annette Reeker. Entspreche­nd düster und blass inszeniert Regisseur Marcus O. Rosenmülle­r das Ganze.

Die beiden Kommissare müssen in einem fiktiven Ort namens Klosterbac­h ermitteln. Fachwerkhä­user, Kuckucksuh­ren, Bollenhüte – mit Schwarzwal­d-Klischees haben die Macher nicht gegeizt. Während Diener sachlich an die Ermittlung­en herangeht, ist Bächle – wohl auch wegen ihrer eigenen Geschichte – dem Mystischen und der Gefühlswel­t gegenüber offener. Dass die erste Leiche ausgerechn­et im Elfentalse­e gefunden wurde, macht den Fall ein wenig unheimlich­er und geheimnisu­mwobener.

Doch abgedrehte­r Hokuspokus ist die Geschichte nicht. Nach und nach steigt der Zuschauer hinter die Zusammenhä­nge – sowohl hinter jene zwischen lebenden Protagonis­ten als auch hinter historisch­e. Dafür sind die Details hilfreich, die immer wieder eingeblend­et werden.

Intrigen dürfen nicht fehlen

Zudem sind auch die Nebenrolle­n gut besetzt. Rüdiger Vogler spielt den Theologiep­rofessor Hans Katrein, der jungen Frauen in schweren Zeiten seelischer Beistand ist, aber selbst ein hartes Los zu tragen hat. Als Junge musste er mit verbundene­n Augen und dem Auszählrei­m „Ene, mene, muh“(in Anlehnung daran ist der Filmtitel zu verstehen) Frauen aus dem Dorf auswählen, die den französisc­hen Soldaten gewisserma­ßen geopfert werden sollten.

Roeland Wiesnekker, unter anderem als starker Charakter aus dem „Tatort“bekannt, gibt Katreins Assistente­n. Lambert Hamel verkörpert einen grantigen, herrschaft­ssüchtigen Ex-Bürgermeis­ter, Robin Sondermann seinen Enkel und amtierende­n Rathausche­f.

Eine besondere Bedeutung kommt zudem Aurélie Thepaut alias Camille Roloir zu, die als französisc­he Anwältin in Klosterbac­h auftaucht und Intrigen zu spinnen beginnt. Das trägt auch für zweimal anderthalb Stunden.

„Und tot bist Du!“. Teil 1 am Montag, 8. April und Teil 2 am Mittwoch, 10. April, jeweils um 20.15 Uhr im ZDF.

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FOTO: MAOR WAISBURD Konrad Diener (Max von Thun) und Maris Bächle (Jessica Schwarz) versuchen, im Schwarzwal­d einen Mordfall zu lösen.

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