Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Auszählvers wird zum Todesurteil
Bollenhut und Kuckucksuhr dürfen nicht fehlen: „Und tot bist Du!“ist ein spannender Schwarzwaldkrimi
FREUDENSTADT - Beim neuen ZDFKrimi „Und tot bist Du!“lohnt es sich, auf die Details zu achten. Und als wäre damit nicht schon genug zu tun, muss sich der Zuschauer das Ganze auch noch zwei Tage merken. Denn das ZDF bietet als „Fernsehfilm der Woche“dieses Mal einen Zweiteiler: Die erste Hälfte läuft am Montag um 20.15 Uhr, der zweite Teil folgt ebenfalls zur Hauptsendezeit am Mittwoch.
Beschrieben wird der Film als „Schwarzwaldkrimi“. Was lapidar und regional klingt, ist ein spannendes Mosaik um mehrere Morde und Verstrickungen der Figuren, die weit in die Vergangenheit zurückreichen. Immer wieder zeigen in schwarzweiß gehaltene Sequenzen Szenen aus der Zeit zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als französische Soldaten in die Region um Freudenstadt vorrückten.
Dort ist die Kriminalpolizei angesiedelt, die mit dem Duo Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) nun zunächst wegen einer Wasserleiche gerufen wird. Doch an einen Suizid – wonach es aussieht – glauben die beiden nicht. Als später eine Freundin der Toten beim Radfahren einen Hang hinabstürzt und der Ex-Freund mit einer klaffenden Schnittwunde am Hals auf einem Aussichtssteg entdeckt wird, ist klar: es geht um mehr.
Grausige Szenen im Wald
Anna Tebbe hat einen Krimi geschrieben, der gleich mehrere Geschichten verbindet: Zum einen sollen die Morde im Hier und Jetzt aufgeklärt werden. Zum anderen haben einige Figuren, beziehungsweise ihre Vorfahren, schon zu Weltkriegszeiten miteinander zu tun gehabt. Darüber hinaus versucht Ermittlerin Maris Bächle mehr über ihre eigene Herkunft zu erfahren, denn sie war einst als Findelkind im Wald aufgetaucht. Überhaupt spielt der Wald in dem Krimi-Zweiteiler eine zentrale Rolle. Dort ereigneten sich grausige Szenen – früher wie heute. Geheimnisse liegen im Verborgenen. Es ist der Ort, über den Legenden erzählt werden.
„Diese tief verwurzelte Angst vor dem Dunklen, dem Diabolischen ist zugleich der Nährboden für viele Legenden und Mythen, die bis heute im Schwarzwald lebendige Erzählkultur sind“, sagt Produzentin Annette Reeker. Entsprechend düster und blass inszeniert Regisseur Marcus O. Rosenmüller das Ganze.
Die beiden Kommissare müssen in einem fiktiven Ort namens Klosterbach ermitteln. Fachwerkhäuser, Kuckucksuhren, Bollenhüte – mit Schwarzwald-Klischees haben die Macher nicht gegeizt. Während Diener sachlich an die Ermittlungen herangeht, ist Bächle – wohl auch wegen ihrer eigenen Geschichte – dem Mystischen und der Gefühlswelt gegenüber offener. Dass die erste Leiche ausgerechnet im Elfentalsee gefunden wurde, macht den Fall ein wenig unheimlicher und geheimnisumwobener.
Doch abgedrehter Hokuspokus ist die Geschichte nicht. Nach und nach steigt der Zuschauer hinter die Zusammenhänge – sowohl hinter jene zwischen lebenden Protagonisten als auch hinter historische. Dafür sind die Details hilfreich, die immer wieder eingeblendet werden.
Intrigen dürfen nicht fehlen
Zudem sind auch die Nebenrollen gut besetzt. Rüdiger Vogler spielt den Theologieprofessor Hans Katrein, der jungen Frauen in schweren Zeiten seelischer Beistand ist, aber selbst ein hartes Los zu tragen hat. Als Junge musste er mit verbundenen Augen und dem Auszählreim „Ene, mene, muh“(in Anlehnung daran ist der Filmtitel zu verstehen) Frauen aus dem Dorf auswählen, die den französischen Soldaten gewissermaßen geopfert werden sollten.
Roeland Wiesnekker, unter anderem als starker Charakter aus dem „Tatort“bekannt, gibt Katreins Assistenten. Lambert Hamel verkörpert einen grantigen, herrschaftssüchtigen Ex-Bürgermeister, Robin Sondermann seinen Enkel und amtierenden Rathauschef.
Eine besondere Bedeutung kommt zudem Aurélie Thepaut alias Camille Roloir zu, die als französische Anwältin in Klosterbach auftaucht und Intrigen zu spinnen beginnt. Das trägt auch für zweimal anderthalb Stunden.
„Und tot bist Du!“. Teil 1 am Montag, 8. April und Teil 2 am Mittwoch, 10. April, jeweils um 20.15 Uhr im ZDF.