Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wieder jubeln die Towerstars
4:3-Sieg nach Verlängerung in Kaufbeuren – Ravensburg baut Führung im Halbfinale aus
KAUFBEUREN - Zweites Play-offHalbfinale, zweiter Sieg in der Verlängerung. Dank eines erneut überragenden Goalies Jonas Langmann haben die Ravensburg Towerstars durch ein wieder hart erkämpftes 4:3 ihre Führung gegen den ESV Kaufbeuren ausgebaut. Im Hexenkessel von Kaufbeuren behielten die Towerstars trotz zweimaligen Rückstands kühlen Kopf.
Die Towerstars reisten mit Stephan Vogt nach Kaufbeuren, dafür musste Kilian Keller nach seinem Check gegen Steven Billich gesperrt zusehen – er hatte schon gegen Bad Nauheim eine zehnminütige Disziplinarstrafe kassiert. Nach seinem Comeback gegen die Kassel Huskies zum Ende der Hauptrunde war es Vogts zweiter Saisoneinsatz.
Zu besseren Chancen kamen zunächst die Kaufbeurer, die effektiver ins Angriffsdrittel kamen. Schnell fiel so das 1:0 (5.), weil Goldhelm Sami Blomqvist einen blitzsauberen Pass spielte und Joseph Lewis kühl rechts unten verwertete. „Kaufbeuren war effektiver“, sagte Towerstars-Trainer Rich Chernomaz. Und Kaufbeuren hatte Blomqvist: Wenn er auf dem Eis auftaucht, herrscht doppelt Gefahr. Entweder schießt der Finne aus allen Lagen oder serviert seinen Mitspielern ein Klassezuspiel nach dem anderen. Von den Towerstars kam offensiv zunächst wenig. Erst ein Abseitspfiff, der ein Tor (10.) von David Zucker zunichte machte, wirkte wie ein Signal zum Angriff. Plötzlich tauchten die Towerstars öfter gefährlich vor Goalie Stefan Vajs auf. Zu den überragenden Schlussleuten auf beiden Seiten kamen starke Abwehrreihen.
In der Pause muss die Ansprache in der Towerstars-Kabine klar gewesen sein. Wie aufgezogen kamen die Ravensburger aufs Eis zurück. Vom
ESV Kaufbeuren – Ravensburg Towerstars 3:4 n.V. (1:0, 1:2, 1:1, 0:1)
Tore: 1:0 (4:31) Joseph Lewis (Blomqvist, Koziol), 1:1 (21:27) Jakub Svoboda (Kokes, Zucker), 1:2 (22:41) Sören Sturm (Just, Driendl), 2:2 (29:08 ÜZ) Sami Blomqvist (Laaksonen, Oppolzer), 3:2 (42:11) Mathieu Pompei (Just, Driendl), 3:3 (50:39) Alexander Thiel (Koziol, Lillich), 3:4 (60:15) Mathieu Pompei ( Driendl, Pozivil)
Strafen: Kaufbeuren 10 Minuten, Ravensburg 14 Minuten
Zuschauer: 3100
Serie: 0:2 ersten Bully weg übernahmen sie die klare Kontrolle, drückten Kaufbeuren ins eigene Drittel und schafften schnell den Ausgleich. Der ansonsten selten offensiv in Aktion tretende Verteidiger Martin Kokes bewies ein feines Händchen, passte Jakub Svoboda in den Slot – und der schob ein (22.). 74 Sekunden später schlug es schon wieder hinter Vajs ein. Mit einem Gewaltschuss von halbrechts kam Sören Sturm durch und durfte sich bei Mathieu Pompei bedanken, der Vajs die Sicht genommen hatte.
Langmann mit starken Paraden
Ohne Verschnaufpause für Kaufbeuren drückten die Towerstars einfach weiter – bis sie sich selbst schwächten. Eine völlig unnötige Strafe für Olivier Hinse wegen Stockschlags brachte Kaufbeuren ins Powerplay. Und es schlug wieder die Stunde von Sami Blomqvist, der die Freiheiten an der blauen Linie für einen Strahl zum 2:2 (30.) nutzte. Wie zuvor Pompei für Sturm half Daniel Oppolzer als lebendige Mauer kräftig mit, Langmann die Sicht zu nehmen. Der Sturmlauf der Towerstars war urplötzlich dahin. Erst in Überzahl hatte Zucker wieder eine gute Chance, legte allerdings einen Pass von Robin Just knapp vorbei (37.). Kurz vor der zweiten Drittelpause hätte fast Markus Lillich im Powerplay für die erneute Führung des ESVK gesorgt, doch Langmann parierte sensationell mit der Fanghand.
Das Schlussdrittel begann, wie das zweite Drittel aufgehört hatte – mit einem überragenden Jonas Langmann. Der allein auf den Goalie zufahrende Blomqvist war nur auf Kosten eines Penalties zu stoppen. Doch wie schon gegen Blomqvist und Branden Gracel in Spiel eins hielt Langmann auch gegen Markus Lillich bravourös. Seine Vorderleute dankten es dem Goalie auf ihre Weise: Driendl eroberte die Scheibe, führte sie ins Angriffsdrittel, Robin Just legte zurück zu Mathieu Pompei, der erst an Vajs scheiterte, seinen eigenen Abpraller aber zum 3:2 (43.) verwertete. In den Minuten danach durften sich die Kaufbeurer bei Vajs bedanken, dass nicht sofort ein viertes Tor der Towerstars folgte. Ein ganz krummes Ding brachte den ESVK wieder zurück ins Spiel: Alexander Thiels gar nicht mal so harter Schuss wurde von Ondrej Pozivil abgefälscht, der Puck landete als Bogenlampe über Langmann hinweg zum 3:3 (51.) im Tor. Richtig organisiertes Eishockey war danach nicht mehr viel zu sehen – so musste wieder die Verlängerung entscheiden.
Die dauerte dieses Mal aber keine 27 Minuten, sondern nur 15 Sekunden. Dann zog Pozivil ab und Pompei fälschte ab. „Das ist eben Play-offEishockey“, meinte Kaufbeurens Trainer Andreas Brockmann. „Aber wir haben schon gezeigt, dass wir zurückkommen können.“Chernomaz freute sich: „Ich bin sehr zufrieden mit dem Kampfgeist.“
Play-off-Halbfinale: Dresdner Eislöwen – Löwen Frankfurt 1:5 (0:0, 0:3, 1:2) – Serie: 0:2