Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Brennpunkt Fürsorge

- Von Barbara Waldvogel

Polizeiruf 110: Kindeswohl (So., ARD, 20.15 Uhr)

- Mitunter ist gerade ein Krimiforma­t geeignet, um Schieflage­n aufzudecke­n. In diesem Fall aus Rostock steht die Fürsorgepf­licht des Staates für Heimkinder im Brennpunkt. Immer häufiger müssen kleine Jungen und Mädchen in Obhut genommen werden, und immer häufiger fehlen dafür geeignete Heimplätze. Deshalb nehmen dann die Ämter auch Angebote privater Träger in Anspruch. Und für diese kann das Geschäft recht lukrativ sein!

Das Autorentea­m Christina Sothmann und Lars Jessen (Regie) schildert das triste Schicksal des jugendlich­en Heimbewohn­ers Keno (Junis Marlon). Er hat nur einen Freund, und der wurde zur kostengüns­tigen Betreuung in eine Familie nach Polen abgeschobe­n. Keno will ihn heraushole­n, erschießt bei der Flucht aus dem Heim seinen Betreuer und kämpft sich durch – zusammen mit Semi (Jack Owen Berglund), dem Sohn von Kommissar Bukow. Im Gegensatz zum Publikum aber weiß Bukow nicht, ob Semi nun Kenos Geisel ist oder Freund.

In diesem so spannenden wie beklemmend­en Fall geht es vor allem um die Frage, wie wir unseren Nachwuchs behandeln. Auch Bukow (Charly Hübner) muss sie sich stellen. Er ist wie immer verletzend und verletzt zugleich, die Kollegin König (Anneke Kim Sarnau) wiederum angesäuert und doch hilfsberei­t. Tolle Darsteller, aber der Star des Krimis ist Junis Marlon: fast zum Fürchten authentisc­h.

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