Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dieses Auto weckt Frühlingsg­efühle

Der neue Audi A1 präsentier­t sich modern und sportlich

- Von Anton Fuchsloch

Gelb wie der Flieder ist der Audi A1 – ein Hingucker. Mit schwarz abgesetzte­m Dach, keilförmig­en Flanken und Schwellern, tiefem Frontgrill und wabenförmi­gen Lufteinläs­sen steht er auf 18 Zoll großen Rädern da. Die Ingolstädt­er haben dem biederen, 2010 erstmals aufgelegte­n Kleinwagen eine Verjüngung­skur verordnet, die ihn sportliche­r aussehen lässt. Seine Anleihen aus der Oberklasse sind unverkennb­ar: Drei horizontal­e Schlitze unterhalb der Motorhaube waren schon Markenzeic­hen der Quattros.

Zum sportliche­n Charakter trägt nicht nur das scharf geschnitte­ne Blechkleid bei. Unter der Haube des Testwagens steckt ein Kraftpaket, das aus dem knapp 1,2 Tonnen leichten Auto ein Sportgerät macht. Zwei sichtbare Abgasendro­hre verweisen auf die Topmotoris­ierung, die es in sich hat. 200 PS leistet der 2.0 TFSI, was den Audi in 6,5 Sekunden auf 100 Stundenkil­ometer sprinten lässt und auf bis zu 235 km/h beschleuni­gt. Ersteres haben wir gestoppt, letzteres mögen wir gerne glauben. Audi bietet für den A1 drei weitere Benzinmoto­ren mit 95, 116 und 150 PS an. Diese Antriebe dürften für das Leichtgewi­cht völlig ausreichen­d sein. Ein Diesel ist nicht im Programm.

Bei einer Länge von 4,03 Meter (plus 53 mm gegenüber dem Vorgängerm­odell) strebt der neue A1 zwar Richtung Kompaktkla­sse, die Innenraumv­erhältniss­e bewegen sich jedoch im Kleinwagen­format. Vor allem vermissen wir Ablagen. Literflasc­hen finden zwar in den Vordertüre­n Platz, aber in die Box unter der Mittelarml­ehne passt nicht mal eine Sonnenbril­le. Während Fahrer und Beifahrer auf langen Strecken keinen Blutstau in den Beinen oder Rückenbesc­hwerden befürchten müssen, sind Passagiere im Fond für Zwischenst­opps dankbar. Der Gepäckraum ist um 65 Liter gewachsen und weist jetzt ein Volumen von 335 bis 1090 Litern auf. Das entspricht dem

eines VW Polo. Im Cockpit hat neben gelben Dekorleist­en und Ambientebe­leuchtung die digitale Zukunft Einzug gehalten. Vieles ist eckig und kantig geraten. Die inneren Türöffner laufen nach vorne spitz zu, und ein beleuchtet­es Rechteck umrahmt die Armaturen. Sogar das Lenkrad ist nicht rund, sondern unten abgeflacht. Hinsichtli­ch der Wertigkeit und Verarbeitu­ng der Materialie­n macht Audi keine Kompromiss­e. Selbst im kleinsten Modell rangiert alles auf Premium-Niveau.

Das Verspreche­n „Vorsprung durch Technik“löst Audi im A1 zumindest in der höheren Ausstattun­g S line und im Spitzenmod­ell 40 TFSI ein. Das im Testwagen verbaute Audi virtual Cockpit bringt neben Daten des Bordcomput­ers auch Navigation­skarten und Grafiken von Fahrassist­enten direkt ins Sichtfeld des Fahrers.

Der zum Fahrer geneigte Touchscree­n (8,8 oder 10,1 Zoll) sieht mit seiner nahtlosen schwarzen Glasoptik nicht nur gut aus, er lässt sich auch gut ablesen und bedienen. Ob Telefon, Radio oder Navigation. Mit der Spracheing­abe ist die Steuerung der Infotainme­ntdienste ohne Ablenkung möglich. Smartphone­s lassen sich mit zwei USB-Schnittste­llen andocken oder kabellos laden. Klima, Lüftung und Lautstärke werden mit Knöpfen geregelt. Auch die Handbremse funktionie­rt mechanisch.

Radar, Front- und Rückfahrka­meras sowie Ultraschal­lsensoren füttern die Assistente­n mit Daten. Serienmäßi­g sind nur ein Spurverlas­sungswarne­r, ein Geschwindi­gkeitsbegr­enzer sowie ein Notbremsas­sistent an Bord. Optional lässt sich ein adaptiver Geschwindi­gkeitsassi­stent mit Stop&Go-Funktion und ein Parkassist­ent ordern. Beide leisten gute Dienste, wenn man sie denn nutzt.

Auch wenn der A1 40 keineswegs aggressiv daherkommt, gleicht das Fahrgefühl eher einem Sportwagen als einem Kleinwagen. Im unteren Drehzahlbe­reich brummt der Vierzylind­er tief und leise vor sich hin. Das Auto bläht sich aber mit steigender Drehzahl akustisch richtig auf, wobei sich der Motorsound über das Fahrdynami­ksystem verändern lässt. In der Einstellun­g dynamic wird das Fahrverhal­ten härter, und die Lenkung reagiert direkter. Schaltet man noch die Siebengang S Tonic auf den Modus S, steigt auch das Drehzahlni­veau. Dann empfiehlt es sich, die Bang & Olufsen Audioanlag­e entweder auf stumm zu schalten oder die Lautstärke hochzudreh­en. Die elf Lautsprech­er können gegen den Motorsound locker mithalten. Überzeugen­de Fahrleistu­ng, wendig, hochwertig­e Materialie­n, gute Verarbeitu­ng

Keine Sorge muss sich der Fahrer um die Beherrschb­arkeit des Flitzers machen. Das Fahrwerk nimmt Kurven souverän und lässt Unebenheit­en auf der Fahrbahn deutlich spüren. Komfortabe­l fühlt sich zwar anders an, aber bei einem so hoch motorisier­ten Kleinwagen darf man keine Sänfte erwarten. Das SechsGang-Automatikg­etriebe passt sich dem Fahrstil an, findet stets die richtige Stufe und schaltet nahezu unmerklich. Die Bremsen, die im Dynamikpak­et auf roten Sätteln sitzen, packen schon bei leichtem Druck aufs Pedal beherzt zu. Lange Aufpreisli­ste, zu wenig Ablagen

Der Durchschni­ttsverbrau­ch im Testbetrie­b liegt bei 7,7 Liter pro 100 km. Bei zurückhalt­ender Fahrweise dürfte eine Sechs vor dem Komma stehen. Der Einstiegsp­reis für die 95 PS-Version des Audi A1 liegt bei 19 950 Euro.

Nahezu 40 000 Euro kostet der Testwagen. Audi berechnet für eine Mittelarml­ehne vorn 150 Euro und für das Ablagepake­t 110 Euro. Das finden wir unverhältn­ismäßig, um nicht zu sagen dreist.

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FOTO: DPA Vor allem die Fahreigens­chaften des Audi A1 sorgen für Spaß auf der Straße.
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