Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Katholiken trotz Kritik auf Reformweg
Weitgehend unbeeindruckt von kritischen Interventionen setzt die katholische Kirche in Deutschland ihren Weg zu innerkirchlichen Reformen fort. Nach einem Treffen führender Vertreter der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Freitag und Samstag in Fulda sprachen Bischöfe und Laien übereinstimmend von einer sehr positiven Stimmung und einer ausgezeichneten und freimütigen Arbeitsatmosphäre. Falls Bischofskonferenz und ZdK jetzt jeweils dem in Fulda verabredeten Verfahren zustimmen, kann der angestrebte „Synodale Weg“pünktlich zum Anfang des neuen Kirchenjahres am 1. Advent beginnen.
Dabei wurde deutlich, dass alle heißen Eisen behandelt wurden: Es ging um „die Art und Weise, wie
Macht in der Kirche ausgeübt wird“, um die auch von den Bischöfen empfundenen starken Unterschiede zwischen Lehre und Praxis in Sachen Sexualmoral, um die Frage priesterlichen Lebens in der heutigen Gesellschaft und, mit „hoher Dringlichkeit“, um die Rolle, die Frauen in der katholischen Kirche spielen dürfen. Dem Thema wurde in der öffentlichen Wahrnehmung „eine wichtige Nagelprobe für die Authentizität des Reformwillens“bescheinigt.
Mehr verärgert als beunruhigt wurde von den Versammelten ein Brief des Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, zur Kenntnis genommen. Er hatte zahlreiche Anfragen an das Vorhaben des „Synodalen Weges“formuliert. Bloß nationalkirchliche Reformbeschlüsse in Grundsatzfragen seien unvereinbar mit dem Kirchenrecht, so der Tenor des Schreibens. Am Samstagvormittag las Kardinal Reinhard Marx in Fulda seine Antwort vor. Persönlich will er sie kommende Woche in Rom überreichen. Marx hält fest, Rom hätte vor der „Versendung von Schriftstücken“das Gespräch suchen sollen.
Ein Knackpunkt ist dabei offenbar der Name des Kindes: Synoden unterliegen klaren kirchenrechtlichen Vorgaben, aber die Bischofskonferenz bestreitet ausdrücklich und grundsätzlich, eine Synode zu veranstalten. Weil der Weg aber bewusst als „synodal“beschrieben wird, muss die Gefahr von Missverständnissen offenbar in Kauf genommen werden. Ohne kirchenrechtlich bindenden Rahmen besteht indes auch keine Pflicht für einen Bischof, die Ergebnisse des „Synodalen Wegs“in seinem Bistum umzusetzen. Beschlüsse können nur zur Kenntnisnahme nach Rom übermittelt werden. Was dann geschieht, entscheidet der Papst.
Gegenentwurf der Bischöfe Woelki und Voderholzer
Kaum war die Vorbereitungstagung in Fulda beendet, veröffentlichte das Bistum Regensburg einen Alternativentwurf für den „Synodalen Weg“, der deutlich stärker auf Glaubensvermittlung und Neuevangelisierung setzt. Diesen Entwurf hatten Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bereits im August dem Ständigen Rat der Bischofskonferenz vorgelegt. Doch die Versammlung der 27 Ortsbischöfe hatte ihn mit 21 zu drei Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. (KNA)