Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ortsvorsteher Franz Spehn hofft auf Neuansiedlung einer Bäckerei
Waldseer Bäckerei Gueter hat nach zehn Jahren Mittelurbacher Filiale geschlossen
BAD WALDSEE - Zehn Jahre lang hat die Bäckerei Gueter in der Ortsmitte von Mittelurbach die Funktion eines „Tante-Emma-Ladens“im Miniformat erfüllt. Neben frischen Brötchen gab es die Tageszeitung, und die Filiale mit Kaffeeausschank war für einige Bewohner der Waldseer Ortschaft ein Treffpunkt. Vor einem guten Vierteljahr jedoch schloss das Geschäft in der ehemaligen Tankstelle, weil es sich nach Angaben der Familie Gueter „wirtschaftlich nicht mehr darstellen ließ“.
Der Ortsvorsteher ist nicht erfreut über die Entscheidung der Waldseer Bäckerei, sich aus dem Dorf zurückzuziehen. Die Gründe, die den Betrieb zu diesem Schritt veranlassten, kann er aber nachvollziehen. „Es ist zwar bedauerlich, dass es nun keine Bäckerei mehr gibt bei uns im Ort – vor allem unsere älteren Bürger sagen mir das, weil sie hier gerne ihr Brot geholt haben“, berichtet Franz Spehn im SZ-Gespräch. Aber er weiß auch, dass nicht alle Mittelurbacher ihre frischen Brötchen vor Ort eingekauft haben. „Viele Bürger, die den Rückzug nun bedauern, haben gar nicht in der Urbacher Filiale eingekauft, sondern haben ihre Sachen nach der Arbeit gleich aus der Stadt mitgebracht“, weiß der Ortsvorsteher.
Dennoch hoffe er, dass sich bald wieder eine Bäckerei ansiedle. Spehn: „Das gehört einfach zur Infrastruktur in einem Ort.“Diese Einschätzung teilt grundsätzlich auch die Bäckerei Gueter, die einschließlich ihrer Backstube im Waldseer Industriegebiet sechs Filialen in der Kurstadt betreibt. „Aber wenn sich eine Filiale wirtschaftlich nicht mehr trägt, weil wir auf Waldseer Gemarkung inzwischen eine deutliche Überversorgung mit Backwaren in immer neuen Bäckereien und in vielen Supermärkten haben, dann muss ein Betrieb die Reißleine ziehen, auch wenn uns das für unsere Stammkunden leid tut“, hieß es seitens der Familie Gueter.
Einige Urbacher Kunden hätten die Nachricht von der Filialschließung mit Verständnis aufgenommen, andere seien verärgert gewesen. Dabei hatte die Filiale in Mittelurbach bereits seit fünf Jahren nur noch an den Vormittagen geöffnet, weil der Zuspruch von Kundenseite nach Auskunft Gueters nachgelassen habe.
„Die Situation in unserem Handwerk wird eben immer schwieriger: Das fängt beim Einkaufsverhalten der Kunden an, die direkt im Discounter die ,Billig-Backwaren’ mitnehmen, und das hört bei der schwierigen Personalsuche noch lange nicht auf.“So seien auch kaum mehr Azubis zu finden für eine Ausbildung als Bäcker, Konditor oder im Verkauf, wissen die Inhaber der alteingesessenen Bäckerei Gueter, die es seit mehr als 100 Jahren gibt.
Ob sich vor diesem Hintergrund der Wunsch von Ortsvorsteher Spehn nach Wiedereröffnung einer Bäckerei in Mittelurbach erfüllen wird, ist offen. Der Eigentümer des kleinen Ladengeschäftes an der früheren Tankstelle wollte sich auf SZAnfrage derzeit nicht zu möglichen Vermietungsplänen äußern. In einem Immobilienportal im Internet ist das 45 Quadratmeter große Ladenlokal aktuell jedoch ab Dezember 2019 zur Vermietung für „Backwaren-Verkauf/Imbiss/regionale Produkte“ausgeschrieben.