Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Demenz braucht Augenhöhe, Normalität und Fürsorge“
Netzwerk Demenz im Landkreis Biberach veranstaltet seinen 15. Fachtag Demenz am 20. September im Landratsamt
BIBERACH - Jedes Jahr erkranken immer mehr Menschen an Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz. Im Landkreis Biberach sind etwa 2500 Menschen betroffen. Tendenz steigend. Für Angehörige und auch Betroffene ist es teilweise sehr schwer, damit umzugehen. Das Netzwerk Demenz im Landkreis Biberach möchte die Erkrankung deshalb gerne stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und damit wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Am Freitag, 20. September, veranstaltet das Netzwerk den 15. Fachtag Demenz.
Ab 13 Uhr dreht sich im Biberacher Landratsamt alles um die Herausforderungen und Hilfen beim Thema Demenz im Landkreis Biberach. Es gibt verschiedene Stände, an denen sich Angehörige, Betroffene, Ehrenamtliche und alle Interessierten informieren können. Nach einem Vortrag werden drei verschiedene Workshops (siehe Kasten) angeboten. „Wir wollen die Menschen fürs Thema Demenz sensibilisieren“, sagt Thomas Münsch. „Denn Demenz geht uns alle an, sei es im familiären Umfeld oder in der Gesellschaft.“
Unter dem Motto „Leben mit Demenz: im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Selbstbestimmung“engagieren sich neben Thomas Münsch von der Caritas auch KarlHeinrich Gils von der Diakonie, Anne Magin-Kaiser, Gundula Nessensohn vom ZfP, Christel DickinsonRogge von der ökumenischen Sozialstation, Sonja Lutz von der katholischen Sozialstation, Josef Martin und Michael Wissussek von der Seniorengenossenschaft Riedlingen, Andreas Hofer vom Betreuungsverein, Karl-Heinrich Gils von der Diakonie und Carolin Maunz von der AOK Biberach. Alle haben ein gemeinsames Ziel: Menschen, die von Demenz betroffen sind, zu unterstützen. „Demenz braucht keine Pflege“, sagt Michael Wissussek. „Demenz braucht Augenhöhe, Normalität und Fürsorge.“
Nicht nur auf Defizite schauen
Viele Angehörige von Demenzkranken hätten Probleme, die Diagnose ihres geliebten Menschen zu akzeptieren. Aber genau darum geht es: „Da muss ein Umdenken stattfinden. Oftmals fällt es den Angehörigen schwer, die Betroffenen so anzunehmen, wie sie jetzt sind“, sagt Anne Magin-Kaiser. Deshalb sei Aufklärung so wichtig. „Wir befassen uns deshalb ständig und intensiv mit dem Thema, weil es immer mehr Betroffene gibt“, sagt Josef Martin.
Den Fachtag Demenz gibt es bereits seit 15 Jahren und immer wieder würden Menschen kommen, die die Veranstaltung bisher nicht kannten. Immer mal wieder hört Karl-Heinrich Gils den Satz: „Hätte ich das früher gewusst.“Und genau darum geht es dem Netzwerk: so schnell wie möglich zu informieren, aufzuklären und Hilfestellung zu leisten. Denn das Leben geht weiter. „Man darf nicht nur auf die Defizite schauen“, sagt Gils. „Man muss schauen, wo man Beteiligung schaffen kann, und die Stärken, die der Betroffene hat, noch weiter fördern.“Und was beim ganzen Thema Demenz nicht fehlen darf, ist der Humor. „Man sollte auch nie vergessen, gemeinsam über Dinge zu lachen, die vielleicht im Alltag eher ungewöhnlich sind.“