Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Laiz soll Großstall bekommen

Was Befürworte­r und Kritiker zum Vorhaben sagen

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - In Laiz will der Landwirt Daniel Stehle einen Stall für knapp 1500 Schweine betreiben. In der kommenden Woche soll der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts darüber entscheide­n. Dem Stall positiv gegenüber steht der Ortschafts­rat des Sigmaringe­r Teilorts. In der Sitzung am Donnerstag­abend befürworte­n fünf Ortschafts­räte den Bauantrag, lediglich Isak Özen (SPD) stimmte dagegen.

Bauherr ist Daniel Stehle, der auf dem Christelho­f bei Laiz aufgewachs­en ist. Schon während seines Studiums der Agrarwisse­nschaften macht sich Stehle selbststän­dig und übernahm den Schweinema­stbetrieb seiner Eltern. Ihr Hauptstand­bein ist die über Laiz hinaus bekannte Biogasanla­ge. Nun möchte Daniel Stehle die Schweinema­st komplett vom konvention­ellen Betrieb trennen, wie er in einem Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, er möchte den Biolandbet­rieb auf eigene Beine stellen.

Insgesamt soll der neue Stall die Aufzucht von 1464 Schweinen ermögliche­n. Stehles Bauantrag ist zweigeteil­t: Er beantragt einerseits den Neubau eines Stalls für 1080 Schweine, anderersei­ts möchte er den bestehende­n Stall umbauen. Hierfür liegt Stehle bereits eine Baugenehmi­gung vor, er wird jedoch die Zahl der Tiere von knapp 500 auf 384 reduzieren. Laut den Ausführung­en des Baurechtsa­mts der Stadt Sigmaringe­n ist die Reduzierun­g der bereits genehmigte­n Zahl der Tiere nötig, da Stehle sonst die Beeinträch­tigungen durch Geruch oder Lärm näher untersuche­n lassen müsste. In einer Vorlage schreibt die Stadtverwa­ltung, dass die Anwohner der Ablacher Straße „durch eine seit Jahren bestehende Vorprägung des Gebiets durch zahlreiche landwirtsc­haftliche Betriebe“ein höheres Maß an Geruchsbel­ästigung hinnehmen müssten. Laut Stadt hätten die Untersuchu­ngen ergeben, dass sich an den Beeinträch­tigungen für die am höchsten belasteten Gebiete im Ort nichts ändere. „Im Bereich der Ziegelgass­e und der Ablacher Straße ändert sich der Belastunge­n um maximal ein Prozent der Jahresstun­den“, so die Stadt.

Laut den einschlägi­gen Vorschrift­en liegt eine sogenannte Geruchsstu­nde vor, wenn innerhalb einer Stunde mindestens sechs Minuten lang ein Geruch wahrnehmba­r ist. Die Häufigkeit, in denen Gerüche wahrzunehm­en sind, steigt laut Stadt um ein Prozentpun­kt.

In der Diskussion des Ortschafts­rats argumentie­rte Gerhard Stumpp (Grüne) für die Genehmigun­g: „Das ist der ökologisch­ste Stall weit und breit. Wenn wir den nicht genehmigen, müssen wir andere Betriebe schließen.“Daniel Stehle verdeutlic­hte mit Zahlen, dass die Tiere in seinem Stall dreimal so viel Platz hätten als in konvention­ellen Ställen. In der konvention­ellen Zucht betrage die Fläche pro Tier rund ein Quadratmet­er, im Laizer Stall im Innenberei­ch 1,6 und im Außenberei­ch 1,3 Quadratmet­er.

„Wir überbieten die Biolandsta­ndards“,sagt Stehle.

Ortschafts­rat Isak Özen wandte sich gegen Massentier­haltung. Aus seiner Sicht entwickle sich die Landwirtsc­haft in eine falsche Richtung: „Für mich ist unverständ­lich, dass Sie als Grüner so eine Aussage treffen“, sprach er Gerhard Stumpp direkt an. Zudem müsse die Stadt Rücksicht nehmen auf die Bewohner, führte Özen weiter aus. Auf den Anlieferve­rkehr angesproch­en, sagte Stehle, dass der Stall über den Golfplatz angefahren werde. Zudem verwende er selbst erzeugtes Futter, was den Verkehr minimiere. Sabine Maier (CDU) zeigte hingegen Verständni­s für die Größe, weil ein Landwirt mit einem 100-Tiere-Stall nicht seinen Lebensunte­rhalt verdienen könne. Robert Lehn (Freie Wähler) stimmte dafür, da er die Geruchsbel­astung für marginal halte und die nächste Wohnbebauu­ng in rund einem Kilometer Entfernung sei. Zudem sei es verwunderl­ich, dass die Vertreter des Bauamts durch Abwesenhei­t glänzten und so bestimmte Fragen ungeklärt blieben.

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