Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Emanuel Buchmann gibt mächtig Gas
Ravensburger Tour-Star gewinnt zweitschnellstes je gefahrenes Radkriterium in Wangen – Auch Rad-Union-Fahrer gut mit dabei – 4000 Zuschauer an der Strecke
WANGEN – „Es war schon von Anfang an ein recht schnelles Rennen. Dann wurde es noch schneller.“Was der Drittplatzierte des 86. Radkriterium Wangen, Hermann Keller, auf dem Podest erzählte, trifft den Nagel auf den Kopf: Zehn Jahre nach dem Streckenrekord von Roger Kluge (1:52,35 Stunden) lag zeitweise sogar eine neue absolute Bestzeit in der Luft. Ganz schaffte es der Sieger Emanuel Buchmann, der sich sonst eher in den Bergen am Wohlsten fühlt, allerdings nicht. Doch der 26-jährige Radprofi aus Ravensburg leistete auch so ein enormes Pensum.
15, 16 Runden vor Rennende drehte Buchmann, Vierter der diesjährigen Tour de France, auf. Der Ausreißer mit der Nummer 1 auf dem Rücken zog auf zehn bis 15 Sekunden aus der Spitzengruppe heraus und war schnell auf und davon.
Würde sich das ausgehen, nach bereits 65 Runden Höllentempo? Punktetechnisch war Buchmann zu diesem Zeitpunkt alles andere als bereits sicher vorne. Die dritte und siebte Wertung hatte er für sich verbucht, in der fünften Wertung holte er zwei Punkte. Doch auch die Konkurrenz, allen voran Buchmanns Teamkollege Pascal Ackermann, hatte Punkte gesammelt. Und bekanntlich zählt die letzte Wertung doppelt.
„Kriterien sind nicht meine Spezialität. Ich wusste, wenn ich gewinnen will, muss ich ausreißen, davonfahren“, sagte Buchmann später. Und wie er wollte. Dass auch die Zuschauer seinen Willen teilten, war deutlich hör- und sichtbar. Eine jede Runde an der alleinigen Spitze wurde bejubelt und beklatscht.
Die Verfolger kamen zwar näher, aber nicht mehr an Buchmann heran. So konnte er schließlich gemütlich über die Ziellinie rollen, die Hände hochreißen und sich freuen, über das, was er sich schon länger vorgenommen hatte: „Es war mein Traum, hier, bei meinem „FastHeimrennen“, einmal zu gewinnen. Echt cool.“
Mehr als zufrieden war auch Pascal Ackermann, der zu Beginn gemeinsam mit Fabian Danner die Führungsarbeit übernommen hatte und die ersten beiden Wertungen für sich verbuchte. Von ihm war bei der Siegerehrung auch zu vernehmen, was man sich denn unter einem „Motorplatzer“vorstellen muss: „Ich hatte zwischendurch einen Hänger und schwere Beine.“Immerhin wurden Emanuel Buchmann zeitweise Rundenschnitte von 55 Stundenkilometer gefahren. Ackermann gewann allerdings den Schlusssprint des Buchmann-Verfolgerfeldes. Sechs Punkte reichten locker, um aufs Podest zu klettern. Knapp wurde es dahinter. „Ich habe mich am Anfang noch ein bisschen zurückgehalten“, erklärte Hermann Keller. Nach dem Sieg in der sechsten Wertung biss er sich auch in der Schlusswertung nochmals durch. Seine neun Punkte reichten schließlich für den Sprung aufs Podest.
Zu jenen, die dies nicht schafften, gehörte unter anderem der Tettnanger Marco Mathis, der ohne Teamunterstützung und als Einzelkämpfer unterwegs war: „Das Kriterium war in der ersten Hälfte extrem schnell. In der zweiten Hälfte ist das Tempo abgefallen, weil ein Großteil des Feldes einfach kaputt war.“Auch Vorjahressieger Jonas Schmeiser, dem deutlich anzumerken war, dass er gerne wieder ganz vorne dabei gewesen wäre, gestand ein, dass – nach seinem Sieg in Obergünzburg am Samstag – einfach „die Körner fehlten“.
Mehr als zufrieden zeigte sich Radkriteriums-Mitorganisator Rolf Keller: „Die Stimmung war super, wir hatten deutlich mehr Leute als in den Vorjahren an der Strecke und die Wangener Fahrer haben sich sensationell geschlagen.“Fabian Danner kam als Achter ins Ziel, Thomas Lienert als Zwölfter, Silias Motzkus als 13. und Marco Barke als 15.
Radkriterium in Wangen: 1. Emanuel Buchmann (1:53:34.220), Team Bora-hansgrohe, 22 Punkte; 2. Pascal Ackermann, Team Bora-hansgrohe, 17; 3. Hermann Keller, RadUnion Wangen, 9; 4. Michael Schwarzmann, Team Bora-hansgrohe, 9; 5. Marcel Fischer, Belle Stahlbau, 9; 6. Marco Mathis, Cofidis, 8; 7. Jonas Schmeiser, RSC Kempten, 8., 8. Fabian Danner, Rad-Union Wangen, 6; 9. Yves Lütolf, Swiss Racing Academy, 6; 10. Christopher Schmieg, RSC Kempten, 4; 12. Thomas Lienert, Erdgas Schwaben, 2; 13. Silias Motzkus, Rad-Union Wangen; 2, ... 15. Marco Barke, Rad-Union Wangen, ... 19. Raphael Bertschinger, Rad-Union Wangen, ... 28. Roland Rädler, RadUnion Wangen, 29. Valentin Kegreiß, TSG Leutkirch ...; 33. Johannes Hermann, Erdgas Schwaben; 34. Dennis Classen, Rad-Union Wangen; ... 36. Peter Clauß, Erdgas Schwaben; 37. Lars Ulbrich, TSG Leutkirch. Keirin-Rennen (zwei schnellste Runden): 1. Ackermann, 2. Duffner, 3. Fischer, 4. Erler, 5. Petzold, 6. Weber, 7. Motzkus.
„War mein Traum, hier, bei meinem „Fast-Heimrennen“, zu gewinnen“