Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stäbler muss weiter hungern
Obwohl der Musberger bei der WM früh ausscheidet, hat der Ringer weiter eine Medaillenchance
NUR-SULTAN (dpa) - Nach seiner deutlichen Schlappe schlurfte Frank Stäbler fassungslos von der Matte der Barys Arena von Nur-Sultan und muss für sein letztes Karriereziel noch einmal leiden. Der deutsche Topringer, Gewinner von drei Weltmeistertiteln, ist bei der aktuellen WM in Kasachstan schon im Achtelfinale gescheitert. Jedoch hat der Musberger in der Hoffnungsrunde noch die Chance auf Bronze und – viel wichtiger – die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. „Das wird nochmal hart für ihn“, sagte Sportdirektor Jannis Zamanduridis, der sich nach der Stäbler-Enttäuschung über das Olympia-Ticket von Denis Kudla freute.
Stäbler musste seinen Traum vom vierten WM-Gold in Serie früh begraben. Gegen den Kubaner Ismael Borrero Molina war er in der Griechisch-Römisch-Klasse bis 67 Kilogramm chancenlos und unterlag nach nur 1:38 Minuten mit 0:11 wegen technischer Unterlegenheit. „Es kann passieren, dass man so kalt erwischt wird“, sagte Zamanduridis. Bundestrainer Michael Carl ergänzte: „Borrero ist schon eine Hausnummer in der Klasse.“
Denis Kudla zieht ins Halbfinale
Gut für Stäbler: Der Karibik-Kämpfer ließ auch in seinen folgenden Duellen nicht nach und erreichte souverän das Finale. Das bedeutet, dass Stäbler in die Hoffnungsrunde darf. Erreicht er dort das Duell um Bronze, dann ist er bei Olympia dabei. Für einen Kommentar zu dem turbulenten Kampftag war Stäbler, der sich nach einer extremen Diät und einem tagelangen Nahrungs- und Wasserentzug auf die geforderten 67 Kilogramm heruntergehungert hatte, viel zu kaputt. Und weil er am Montag nochmal gewogen wird, darf er bis dahin weiter nichts essen.
Riesig enttäuscht aber war Stäbler nach seiner Niederlage. Nach einem guten Start mit zwei klaren Siegen gegen Mirsobek Rachmatow aus Usbekistan und den Norweger Morten Thoresen, klappte gegen Borrero Molina nichts. Der Kubaner, der 2016 in der Klasse bis 59 Kilogramm Olympiasieger geworden war, war agiler, cleverer und kaltschnäuziger. Nach einem großen Wurf gegen den den Deutschen war das Duell früh vorbei.
Auch Denis Kudla fehlte die Kraft für eine Analyse, nachdem er sein Halbfinale gegen den Ukrainer Dschan Belenjuk knapp mit 1:2 verloren hatte. Den größten Erfolg seiner Karriere verpasste der Athlet in der 87-Kilogramm-Klasse zwar – durfte sich aber dennoch freuen: Durch den Einzug in die Vorschlussrunde sicherte sich der 24-Jährige sein Ticket für Olympia. 2016 hatte er bei den Sommerspielen in Rio Bronze geholt.