Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wenn Robben beim Robben zuschaut

Die Bayern-Ikone ist jetzt Trainer – von der Mannschaft seines Sohnes Kai beim TSV Grünwald

- Von Patrik Stäbler

GRÜNWALD - Diese Fußballpar­tie ist noch keine zehn Minuten alt, da setzt Robben auf dem rechten Flügel zum Dribbling an. Was nun folgt, kommt ungefähr so überrasche­nd wie die Gehässigke­it in Tweets von Donald Trump: Robben zieht nach innen, hängt mit zwei schnellen Schritte seinen Gegenspiel­er ab – ein Blick, ein Schuss, der Ball zischt ins lange Eck, als hätte jemand die Flugbahn programmie­rt.

So weit, so bekannt – könnte man meinen. Doch der Robben, der hier soeben den Trick gezeigt hat, der als „Robben“in die Geschichte gegangen ist, in Vollendung gezeigt hat, heißt nicht etwa Arjen – sondern Kai. Er ist der siebenjähr­ige Sohn des Holländers, der nun das 4:0 im Spiel seines TSV Grünwald gegen den TSV Otterfing bejubelt. Und am Seitenrand jubelt mit ihm: Arjen Robben. Die 35-jährige Ikone des FC Bayern München, die im Sommer seine Karriere beendet hat, feiert hier sein Trainerdeb­üt – als Coach der F2-Jugend des TSV Grünwald.

Schon vor einigen Wochen hat Robben in der Talkshow „Sky 90“angekündig­t, er wolle „bewusst etwas Abstand vom Fußball nehmen. Ich werde jetzt nur meinen eigenen Sohn trainieren. Aber da will ich nur mit den Jungs auf dem Platz Spaß haben.“So recht glauben wollten das nur wenige – und auch Grünwalds Jugendleit­er Kristijan Prosevc sagt über die SMS, mit der ihm sich Robben im Sommer als Trainer anbot: „Ich habe erst mal gedacht, das ist eine Ente.“

Doch Robben war es ernst. Und so steht der achtmalige deutsche Meister, der fünffache Pokalsiege­r und der Champions-League-Gewinner nun also zweimal die Woche mit seinem Sohn und den anderen jungen Kickern auf dem Trainingsp­latz. „Der Arjen“, so erzählt es Prosevc, „ist ein sehr, sehr Stiller. Und total am Boden geblieben.“Erst diese Woche sei der Ex-Profi wie alle anderen rund 35 Jugendcoac­hes bei der Trainerver­sammlung gesessen, erzählt Prosevc. „Der wird hier behandelt wie jeder andere auch.“

Bei seiner Premiere steht Arjen Robben in kurzer Hose und engem Shirt am Seitenrand – kein Gramm Fett am Körper, die Säbelbeine so gebogen wie eh und je. Vom Anpfiff weg tigert er an der Seitenlini­e auf und ab, gibt Anweisunge­n, lobt und feuert an. Zur Pause – Grünwald führt mit 5:0 – trommelt Robben seine Jungs zur Taktikbesp­rechung zusammen, während am Nebenplatz eine weitere bekannte Stimme ertönt: Christian Nerlinger, einst Profi und Sportdirek­tor bei den Bayern, trainiert in Grünwald ebenfalls seinen Sohn. Nicht die einzigen Prominente­n Namen im Verein des Prominente­n-Vororts. Der Filius von Franck Ribéry kicke ebenso beim TSV wie der Enkel von Karl-Heinz Rummenigge – Letzterer im gleichen Team wie Robben-Sohn Kai.

Der wiederum muss in der zweiten Hälfte erst mal draußen bleiben, was er jedoch weitaus lockerer wegsteckt, als es sein Vater dies einst bei Auswechslu­ngen tat. Auch ohne Kai bleibt Grünwald überlegen: 10:0 heißt es am Ende – ein Ergebnis, das einem der Otterfinge­r die Tränen in die Augen treibt. Doch da ist Arjen Robben sofort zur Stelle, nimmt den Kleinen in den Arm, tröstet und posiert für ein Erinnerung­sfoto.

So herzlich Robben im Umgang mit den Kindern und ihren Eltern ist, so schroff gibt er sich gegenüber den Reportern. „Ich mache das hier nur aus Spaß und mehr will ich nicht sagen!“Spricht‘s, dreht sich um und knipst im nächsten Moment ein Lächeln an – fürs Erinnerung­sfoto mit einer Spielermut­ter.

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FOTO: STÄBLER Neue Perspektiv­e: Arjen Robben mit dem Team seines Sohnes.

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