Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wenn Robben beim Robben zuschaut
Die Bayern-Ikone ist jetzt Trainer – von der Mannschaft seines Sohnes Kai beim TSV Grünwald
GRÜNWALD - Diese Fußballpartie ist noch keine zehn Minuten alt, da setzt Robben auf dem rechten Flügel zum Dribbling an. Was nun folgt, kommt ungefähr so überraschend wie die Gehässigkeit in Tweets von Donald Trump: Robben zieht nach innen, hängt mit zwei schnellen Schritte seinen Gegenspieler ab – ein Blick, ein Schuss, der Ball zischt ins lange Eck, als hätte jemand die Flugbahn programmiert.
So weit, so bekannt – könnte man meinen. Doch der Robben, der hier soeben den Trick gezeigt hat, der als „Robben“in die Geschichte gegangen ist, in Vollendung gezeigt hat, heißt nicht etwa Arjen – sondern Kai. Er ist der siebenjährige Sohn des Holländers, der nun das 4:0 im Spiel seines TSV Grünwald gegen den TSV Otterfing bejubelt. Und am Seitenrand jubelt mit ihm: Arjen Robben. Die 35-jährige Ikone des FC Bayern München, die im Sommer seine Karriere beendet hat, feiert hier sein Trainerdebüt – als Coach der F2-Jugend des TSV Grünwald.
Schon vor einigen Wochen hat Robben in der Talkshow „Sky 90“angekündigt, er wolle „bewusst etwas Abstand vom Fußball nehmen. Ich werde jetzt nur meinen eigenen Sohn trainieren. Aber da will ich nur mit den Jungs auf dem Platz Spaß haben.“So recht glauben wollten das nur wenige – und auch Grünwalds Jugendleiter Kristijan Prosevc sagt über die SMS, mit der ihm sich Robben im Sommer als Trainer anbot: „Ich habe erst mal gedacht, das ist eine Ente.“
Doch Robben war es ernst. Und so steht der achtmalige deutsche Meister, der fünffache Pokalsieger und der Champions-League-Gewinner nun also zweimal die Woche mit seinem Sohn und den anderen jungen Kickern auf dem Trainingsplatz. „Der Arjen“, so erzählt es Prosevc, „ist ein sehr, sehr Stiller. Und total am Boden geblieben.“Erst diese Woche sei der Ex-Profi wie alle anderen rund 35 Jugendcoaches bei der Trainerversammlung gesessen, erzählt Prosevc. „Der wird hier behandelt wie jeder andere auch.“
Bei seiner Premiere steht Arjen Robben in kurzer Hose und engem Shirt am Seitenrand – kein Gramm Fett am Körper, die Säbelbeine so gebogen wie eh und je. Vom Anpfiff weg tigert er an der Seitenlinie auf und ab, gibt Anweisungen, lobt und feuert an. Zur Pause – Grünwald führt mit 5:0 – trommelt Robben seine Jungs zur Taktikbesprechung zusammen, während am Nebenplatz eine weitere bekannte Stimme ertönt: Christian Nerlinger, einst Profi und Sportdirektor bei den Bayern, trainiert in Grünwald ebenfalls seinen Sohn. Nicht die einzigen Prominenten Namen im Verein des Prominenten-Vororts. Der Filius von Franck Ribéry kicke ebenso beim TSV wie der Enkel von Karl-Heinz Rummenigge – Letzterer im gleichen Team wie Robben-Sohn Kai.
Der wiederum muss in der zweiten Hälfte erst mal draußen bleiben, was er jedoch weitaus lockerer wegsteckt, als es sein Vater dies einst bei Auswechslungen tat. Auch ohne Kai bleibt Grünwald überlegen: 10:0 heißt es am Ende – ein Ergebnis, das einem der Otterfinger die Tränen in die Augen treibt. Doch da ist Arjen Robben sofort zur Stelle, nimmt den Kleinen in den Arm, tröstet und posiert für ein Erinnerungsfoto.
So herzlich Robben im Umgang mit den Kindern und ihren Eltern ist, so schroff gibt er sich gegenüber den Reportern. „Ich mache das hier nur aus Spaß und mehr will ich nicht sagen!“Spricht‘s, dreht sich um und knipst im nächsten Moment ein Lächeln an – fürs Erinnerungsfoto mit einer Spielermutter.