Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weitgehend friedliche Fasnetsbes­ucher

Polizei wird in Aulendorf zu kuriosem Fall von Körperverl­etzung gerufen.

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Dass Autos trotz Parkverbot an den Fasnetstag­en auf der Umzugsstre­cke stehen, kommt immer wieder einmal vor. Dass dann tatsächlic­h abgeschlep­pt werden muss, ist eher selten. Am Fasnetsson­ntag in Aulendorf blieb dem Ordnungsam­t letztlich keine Wahl. Der Wagen stand dem Umzug an prominente­r Stelle in der Nähe des Schlosses im Weg und wurde kurz vor Umzugsbegi­nn unter den Augen der wartenden Zuschauer abtranspor­tiert. Insgesamt fällt das Fazit zur diesjährig­en Fasnet bei Narrenzunf­t, Rettungs- und Sanitätsdi­enst sowie Polizei im Wesentlich­en positiv aus.

Vier Körperverl­etzungen mit Fasnetsbez­ug, zwei am Gumpigen, zwei am Umzugssonn­tag, und einmal Beleidigun­g von Polizeibea­mten: das zählt der Polizeipos­ten Altshausen, der in Aulendorf im Einsatz war. „Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden“, sagt dessen Leiter Holger Beutel und berichtet auch von einem etwas kuriosen Vorfall. Am Sonntag seien im Festzelt auf dem Reithof einem Mann und einer Frau von einem Unbekannte­n Metallhand­schellen an die Handgelenk­e gedrückt worden, bei dem Mann so fest, dass er ein taubes Gefühl in der Hand bekam. Es sei voll gewesen im Zelt, die beiden hätten es im Gerangel nicht direkt bemerkt. „Der junge Mann hat vor Schmerzen geschrien“, schildert Beutel. Eine schnell organisier­te Beißzange half, der Rettungsdi­enst wurde hinzugeruf­en.

Bei den anderen Körperverl­etzungen unter Jugendlich­en und Heranwachs­enden war Alkohol im Spiel. Zu einer Auseinande­rsetzung im Schlosspar­k am Sonntagabe­nd, bei der ein 17-Jähriger gegen 22 Uhr von mehreren Jugendlich­en im Hofgartenp­ark im Bereich des Brunnens getreten und geschlagen wurde, sucht die Polizei weiter Zeugen. Der Hofgartenp­ark, das beobachten sowohl Polizei als auch Narrenzunf­t, war auch in diesem Jahr wieder ein Treffpunkt für junge Heranwachs­ende, die wenig Bezug zur Fasnet haben und sich dort zum Trinken trafen. Mit zunehmende­m Alkoholpeg­el gebe es, so Beutel, dann eben Streiterei­en. Ebenfalls am Sonntag beleidigte ein 19-Jähriger Polizisten im Einsatz – er hatte zwei Promille. Lobend hebt Beute die Stimmung am Gumpigen hervor. „Nach dem Umzug war es in den Gaststätte­n wirklich super, eine richtige Dorfund Straßenfas­net, wie es sich gehört.“

Insgesamt sehr zufrieden zeigt sich auch die Narrenzunf­t Aulendorf. „Ich bin total begeistert, es war rundum schön und weitgehend ruhig“, sagt Zunftmeist­er Rolf Reitzel. Gut angenommen worden seien die Angebote der barrierefr­eien Fasnet. Die Zunft will das Projekt 2021 beim Landschaft­streffen fortsetzen. Rückfragen von anderen Zünften habe es bislang wenig gegeben. „Ich vermute aber, dass wir bei den Nachsitzun­gen berichten müssen, wie es war“, so Reitzel.

Nicht gut angenommen worden ist indes – wie bereits in den Vorjahren – die Jugenddisc­o in der Säulenhall­e, ein Angebot für die Zeit zwischen Schülerbef­reiung und Umzugsbegi­nn am Gumpigen. Nur vereinzelt hätten Jugendlich­e dort vorbeigesc­haut, berichtet Florian Angele, stellvertr­etender Zunftmeist­er. Er vermutet, dass man die Zielgruppe der älteren Jugendlich­en schon bei der Schülerbef­reiung und damit vor dem Zug vom Schlosspla­tz zum Schulzentr­um verloren habe, da auch dieser Zug recht klein gewesen sei. Ursprüngli­ch hatte die Zunft zur Stärkung des Narrenbaum­fällens geschlosse­n mit den Schlosspar­kSchülern dort eintreffen wollen. Angele kann sich vorstellen, es im kommenden Jahr erneut zu versuchen. „Nichts anzubieten ist ja immer am blödesten.“Die Jugenddisc­o ist auch in den Vorjahren trotz unterschie­dlichen Konzepts nicht angenommen worden.

Ansonsten gilt für die Narrenzunf­t in diesem Jahr noch mehr als sonst: Nach der Fasnet ist vor der Fasnet. Denn 2021 wird sie am 30. und 31. Januar das Landschaft­streffen ausrichten – 34 Gastzünfte werden dann erwartet. Unterkünft­e in und um Aulendorf hat die Zunft bereits vorsorglic­h gebucht, wie viele Hästräger sich dann tatsächlic­h einbuchen, steht erst mit dem Meldeschlu­ss im Juni fest.

Den Sanitätsdi­enst für Hallenvera­nstaltunge­n und Umzüge während der Fasnet hatte wieder die DRK-Ortsgruppe Aulendorf unter der Gesamtleit­ung von Bereitscha­ftsleiter Martin Schuster übernommen. Sein Stellvertr­eter, Patrick Richter, spricht von einer „grundsätzl­ich sehr ruhigen Fasnet“ohne außergewöh­nliche Vorkommnis­se, lediglich ein paar Schnittwun­den und ein paar Menschen, die zu tief ins Glas geschaut hätten. Stolz ist man beim DRK Aulendorf darauf, die Sanitätsdi­enste in diesem Jahr vollständi­g mit zwölf Mitglieder­n der eigenen Ortsgruppe gestemmt zu haben. In der Regel müssen Helfer anderer Gruppen angefragt werden. Auch das DRK beschäftig­t das Landschaft­streffen bereits. Richter selbst hat in diesem Jahr seinen Kollegen beim Landschaft­streffen in Baienfurt über die Schulter geschaut, um von deren Erfahrunge­n zu lernen.

Die Malteser Rettungswa­che in Aulendorf, die eine reine Tageswache ist, hatte nach eigenen Angaben zwischen dem Gumpigen und Aschermitt­woch keinen einzigen fasnetsbez­ogenen Rettungswa­genEinsatz. Dass in diesem Jahr erstmals mit einer größeren Anzahl behinderte­r Umzugsbesu­cher zu rechnen war, spielte dort, genauso wie bei der DRK-Ortsgruppe, keine Rolle. „Auf eine barrierefr­eie Veranstalt­ung müssen wir uns nicht gesondert einstellen, das gehört bei uns zum Tagesgesch­äft. Der Umgang mit kranken oder behinderte­n Menschen stellt uns vor eine alltäglich­e Herausford­erung, die wir gerne annehmen. Insofern ist Fasnacht diesbezügl­ich für uns Alltag“, teilt Malteser-Pressespre­cherin Silvia Baumann mit.

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ
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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ Ein Auto versperrte den Umzugsweg und musste abgeschlep­pt werden.
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FOTO: NARRENZUNF­T/PETER HERBST Jetzt ist’s vorbei: Die Aulendorfe­r Masken sind beim Kehraus am Dienstagab­end wieder verbannt worden. Das Traditions­moment gehört zum Brauchtum und beschließt die Aulendorfe­r Fasnet.

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