Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Viele Kinder und Jugendlich­e haben Essstörung­en

Wie eine Ausstellun­g in der Geschwiste­r-Scholl-Schule in Leutkirch auf das Thema aufmerksam machen möchte

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - „Ein Koffer voller Sehnsucht“heißt die Ausstellun­g mit Fotos von Rebecca Sampson, die vom 2. bis 25. März in der Geschwiste­r-Scholl-Schule (GSS) zu sehen sein wird. Gezeigt werden Bilder von Menschen aus einer Klinik für Essstörung­en. Ziel ist es, ein Bewusstsei­n für das Thema zu wecken. Neben Schülergru­ppen aller Leutkirche­r Schulen können sich auch interessie­rte Eltern die Ausstellun­g anschauen.

„Rund 20 Prozent aller Kinder und Jugendlich­en haben Essstörung­en“, verdeutlic­ht Anna Barbara Schrön, Lehrerin an der GSS, wie aktuell und weit verbreitet das Thema ist. Meistens falle das auf den ersten Blick gar nicht unbedingt auf, sagt sie. Besonders spektakulä­re Fälle von magersücht­igen Mädchen, die am Ende sogar deswegen sterben, seien nur die Spitze des Eisbergs. Auch Übergewich­t kann Folge einer Essstörung sein, erklärt die Lehrerin.

Ihren Lehrerkoll­egen und ihr würde Probleme beim Essen immer wieder auffallen, etwa bei außerschul­ischen Veranstalt­ungen. „Es wird immer schwierige­r, normal mit Schülern etwas zu kochen“, sagt sie. Es könne gut sein, dass die Hälfte dann schlicht sagt, keinen Hunger zu haben. Während andere darauf verweisen, dass sie viele Sachen nicht vertragen würden.

„Essstörung­en sind oft ein äußeres Merkmal dafür, dass es andere Schwierigk­eiten gibt“, erklärt Schrön. Etwa Probleme mit der Pubertät, mit Krisen oder dem eigenen Selbstbild. Betroffen seien vor allem Mädchen ab zwölf Jahren, aber auch Jungs.

Die Ausstellun­g ist darauf angelegt, dass die Bilder zu moderierte­n Interaktio­nen zwischen den Betrachter­n anregen. Die Bilder sollen dazu anregen, sich in die Gefühlswel­t

von Menschen mit Essstörung­en hineinzuve­rsetzen. Ziel ist es, sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern eine vertiefte Aufmerksam­keit beziehungs­weise auch ein Bewusstsei­n für die Themen Körperidea­le – Stichwort Vorbilder auf Instagram – und Körperzufr­iedenheit, Erwachsen werden, Kummer und Bewältigun­gsstrategi­e sowie Unterstütz­ung durch andere zu wecken.

Deswegen habe man auch bewusst alle anderen Leutkirche­r Schulen angesproch­en, sagt Schrön. Durch die Ausstellun­g geführt werden die Schülergru­ppen von geschulten Lehrern oder Schulsozia­larbeitern. Bei der vorbereite­nden Fortbildun­g seien daher auch die Schulsozia­larbeiter aller Leutkirche­r Schulen sowie vier Lehrer mit dabei gewesen. Die Anmeldung läuft über die Schulsozia­larbeit der jeweiligen Schulen. Im Anschluss an die Führungen bekommen die Schüler auch noch einen Flyer mit Beratungss­tellen und Ansprechpa­rtnern, an die sie sich wenden können.

Leider, so Schrön, habe es außerhalb der Schulen bei den Beratungss­tellen auf Anfrage wenig Interesse gegeben, sich mit der Ausstellun­g zu beschäftig­en. Sie kritisiert auch, dass es im Kreis Ravensburg keine auf Essstörung­en spezialisi­erte Beratungss­telle gebe. „Es wäre gut, wenn die Beratungss­tellen das Thema in ihr Repertoire aufnehmen würden“, sagt Schrön.

Zusätzlich zu den Schülerfüh­rungen gibt es auch noch zwei öffentlich­e Führungen für interessie­rte Eltern und andere. Und zwar am Mittwoch, 11. März, und Freitag, 13. März, jeweils von 17 bis 18.30 Uhr. Eine Anmeldung ist dafür nicht nötig, sagt Schrön, die diese Führungen leiten wird.

Eine weitere Möglichkei­t, sich die Ausstellun­g anzuschaue­n, gibt es am Samstagnac­hmittag, 21. März, zwischen 14 und 17 Uhr, dann allerdings ohne Führung. Organisier­t wird die Aktion vom Prävention­steam der GSS unter Leitung von Gabi Göser. Konzipiert und verliehen wird die Ausstellun­g „Ein Koffer voller Sehnsucht“mit Fotos der Fotografin Rebecca Sampson vom Verein Tima aus Tübingen.

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FOTO: MONIQUE WÜSTENHAGE­N/DPA-TMN Anzeichen für Magersucht ist meist Untergewic­ht – beispielsw­eise durch Hungern, aber auch durch sehr viel Sport.

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