Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Viele Kinder und Jugendliche haben Essstörungen
Wie eine Ausstellung in der Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch auf das Thema aufmerksam machen möchte
LEUTKIRCH - „Ein Koffer voller Sehnsucht“heißt die Ausstellung mit Fotos von Rebecca Sampson, die vom 2. bis 25. März in der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) zu sehen sein wird. Gezeigt werden Bilder von Menschen aus einer Klinik für Essstörungen. Ziel ist es, ein Bewusstsein für das Thema zu wecken. Neben Schülergruppen aller Leutkircher Schulen können sich auch interessierte Eltern die Ausstellung anschauen.
„Rund 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen haben Essstörungen“, verdeutlicht Anna Barbara Schrön, Lehrerin an der GSS, wie aktuell und weit verbreitet das Thema ist. Meistens falle das auf den ersten Blick gar nicht unbedingt auf, sagt sie. Besonders spektakuläre Fälle von magersüchtigen Mädchen, die am Ende sogar deswegen sterben, seien nur die Spitze des Eisbergs. Auch Übergewicht kann Folge einer Essstörung sein, erklärt die Lehrerin.
Ihren Lehrerkollegen und ihr würde Probleme beim Essen immer wieder auffallen, etwa bei außerschulischen Veranstaltungen. „Es wird immer schwieriger, normal mit Schülern etwas zu kochen“, sagt sie. Es könne gut sein, dass die Hälfte dann schlicht sagt, keinen Hunger zu haben. Während andere darauf verweisen, dass sie viele Sachen nicht vertragen würden.
„Essstörungen sind oft ein äußeres Merkmal dafür, dass es andere Schwierigkeiten gibt“, erklärt Schrön. Etwa Probleme mit der Pubertät, mit Krisen oder dem eigenen Selbstbild. Betroffen seien vor allem Mädchen ab zwölf Jahren, aber auch Jungs.
Die Ausstellung ist darauf angelegt, dass die Bilder zu moderierten Interaktionen zwischen den Betrachtern anregen. Die Bilder sollen dazu anregen, sich in die Gefühlswelt
von Menschen mit Essstörungen hineinzuversetzen. Ziel ist es, sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern eine vertiefte Aufmerksamkeit beziehungsweise auch ein Bewusstsein für die Themen Körperideale – Stichwort Vorbilder auf Instagram – und Körperzufriedenheit, Erwachsen werden, Kummer und Bewältigungsstrategie sowie Unterstützung durch andere zu wecken.
Deswegen habe man auch bewusst alle anderen Leutkircher Schulen angesprochen, sagt Schrön. Durch die Ausstellung geführt werden die Schülergruppen von geschulten Lehrern oder Schulsozialarbeitern. Bei der vorbereitenden Fortbildung seien daher auch die Schulsozialarbeiter aller Leutkircher Schulen sowie vier Lehrer mit dabei gewesen. Die Anmeldung läuft über die Schulsozialarbeit der jeweiligen Schulen. Im Anschluss an die Führungen bekommen die Schüler auch noch einen Flyer mit Beratungsstellen und Ansprechpartnern, an die sie sich wenden können.
Leider, so Schrön, habe es außerhalb der Schulen bei den Beratungsstellen auf Anfrage wenig Interesse gegeben, sich mit der Ausstellung zu beschäftigen. Sie kritisiert auch, dass es im Kreis Ravensburg keine auf Essstörungen spezialisierte Beratungsstelle gebe. „Es wäre gut, wenn die Beratungsstellen das Thema in ihr Repertoire aufnehmen würden“, sagt Schrön.
Zusätzlich zu den Schülerführungen gibt es auch noch zwei öffentliche Führungen für interessierte Eltern und andere. Und zwar am Mittwoch, 11. März, und Freitag, 13. März, jeweils von 17 bis 18.30 Uhr. Eine Anmeldung ist dafür nicht nötig, sagt Schrön, die diese Führungen leiten wird.
Eine weitere Möglichkeit, sich die Ausstellung anzuschauen, gibt es am Samstagnachmittag, 21. März, zwischen 14 und 17 Uhr, dann allerdings ohne Führung. Organisiert wird die Aktion vom Präventionsteam der GSS unter Leitung von Gabi Göser. Konzipiert und verliehen wird die Ausstellung „Ein Koffer voller Sehnsucht“mit Fotos der Fotografin Rebecca Sampson vom Verein Tima aus Tübingen.