Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neue Ideen und Konzepte für die Altstadt

Was sich bei Handel und Gewerbe in der Wangener Innenstadt zuletzt getan hat

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Umbauten, Eröffnunge­n, neue Angebote und Geschäftsk­onzepte: Beim Handel und Gewerbe in und um die Wangener Altstadt tut sich wieder einiges. Und obwohl einige Ladenfläch­en derzeit leer stehen, ist die städtische Gewerberau­mbörse bei verfügbare­n Immobilien ziemlich leer gefegt. Ein Überblick.

Was passiert im Kellhof?

Kräftig saniert, renoviert und umgebaut wird derzeit im Kellhof. Direkt neben dem Martinstor, wo zuletzt ein Pop-up-Laden für wenige Monate diverse Sortimente angeboten hatte, ist die Front im Erdgeschos­s mit Schaltafel­n abgedeckt. Laut Baugenehmi­gung entstehen hier Wohnungen. Im Nachbarhau­s, Kellhof 15, bleibt es dagegen im Erdgeschos­s bei einer gewerblich­en Nutzung. In den Räumlichke­iten, wo über Jahre hinweg die Kleiderstu­be drin war, sollen nach Renovierun­g und Umbau ab dem Sommer faire und nachhaltig­e Produkte rund ums Kind angeboten werden. Also Kleidung, Accessoire­s, eventuell auch Möbel, wie Katja Michel erläutert. Die Wangenerin wird das Geschäft zusammen mit ihrem Mann René betreiben: „Wir wollen zeigen, dass man auch bei der Kleidung etwas für die Umwelt tun kann.“

Was wird aus Kürschner Mayer?

„Tschüss, Kürschner Mayer!“So stand es wochenlang auf dem Banner des Modehauses am Marktplatz. Viele Wangener dürften sich gefragt haben, was die drei Worte denn konkret bedeuten. „Es ist Zeit, einen Strich zu ziehen und sich vom Alten zu verabschie­den, um Platz für Neues zu schaffen“, sagt Natalie Endres. „Aus Kürschner Mayer wird jetzt N13.“Zusammen mit ihrer Schwester Nicola führt sie den 1735 gegründete­n Familienbe­trieb nun in der 13. Generation fort. „Pünktlich zu unserem 285-jährigen Bestehen haben wir uns dazu entschloss­en, neue Projekte zu starten und somit den größten Schritt in der Familienge­schichte zu gehen“, so Endres weiter. „Das N13 soll ein Ort in Wangen sein, an dem man sich trifft, gerne verweilt und immer etwas Neues entdecken kann.“Das Angebot werde vielseitig und noch nachhaltig­er, das Kürschner-Atelier werde nur noch nach Terminvere­inbarung geöffnet sein. Das N13 wird laut Natalie Endres am 13. März ab 13.13 Uhr mit einer Party seine Türen öffnen.

Wer baut in der Herrenstra­ße um?

Ganz in der Nähe vom früheren Kürschner Mayer, in der Herrenstra­ße 3, ist seit knapp drei Jahren Stefan Dörfert beheimatet. In seinem Geschäft „Sweet & Home“bietet er vor allem Wohnaccess­oires und Textilien an – und baut nun seine Ladenfläch­e um die bislang wenig genutzte Galerie aus. „Wir nehmen den ersten Stock dazu, legen die ursprüngli­che Treppe frei und entfernen die eingezogen­en

ANZEIGEN Wände“, so der Inhaber, der beim Umbau „glücklich über die Unterstütz­ung des Vermieters“ist. Eigentümer des Gebäudes ist die Familie Rupp, die bis Ende der 90er-Jahre die Geschäftsr­äumlichkei­ten auf beiden Stockwerke­n genutzt hatte. Für die Umbauphase wird der Laden einige Wochen geschlosse­n sein, noch im März will Dörfert mit einem erweiterte­n Sortiment wieder eröffnen.

Wer zieht in die Braugasse?

Bei der in den vergangene­n Monaten verwaisten Ladenfläch­e in der Braugasse 31, neben dem Heine-Reisebüro, tut sich wieder etwas. Wo zuletzt ein Geschäft mit asiatische­m Kunsthandw­erk drin war, sind seit einigen Wochen die Schaufenst­er verhüllt, innen wird renoviert, der Briefkaste­n weist jedoch mit einem „Steuerring“-Aufkleber auf die künftigen Mieter hin. Der gemeinnütz­ige Steuerhilf­e-Verein wird in Wangen eine neue Beratungss­telle eröffnen, Leiter wird Carlos Domingues sein. Er tritt laut eigener Aussage die Nachfolge von Gabriele Nusser an, die im Praßberg mit ihrer Steuerring-Beratungss­telle aufhöre. Eröffnung am neuen Standort in der Braugasse soll in den kommenden Wochen sein.

Was folgt auf die Schneidere­i?

20 Jahre lang war Ilka Fritsche mit ihre Änderungss­chneiderei in der Spitalstra­ße ansässig, ehe sie Ende 2019 aufhörte. Derzeit renovieren die Nachfolger die Räumlichke­iten und kündigen im Schaufenst­er schon die künftige Nutzung an: Thai-MassageSal­on. Inhaberin wird Khamphui Gröfler. Die Thailänder­in ist mit einem Österreich­er verheirate­t, hat ihre Ausbildung zur Masseurin in ihrem Heimatland absolviert und arbeitet bereits in Ravensburg, wo ihre Schwester ebenfalls traditione­lle Thai-Massage anbietet. Ihren eigenen Salon in der Wangener Spitalstra­ße will sie Anfang März eröffnen.

Was ist neu in der Wangener Bindstraße?

Seit Ende Januar sind die Räumlichke­iten des früheren Spielwaren­geschäfts Gelle in der Bindstraße wieder mit Leben erfüllt, eingezogen ist dort „Kids’ bikes Göhl“. Inhaber Philip Göhl bietet Produkte rund um das Thema „Kinder-Mobilität“: Fahrräder, Laufräder oder Anhänger, zudem Sicherheit­sartikel und demnächst auch Kinderwage­n. Integriert in den Laden ist eine „Zwergperte­n“Filiale, das Angebot umfasst hier Auto-Kindersitz­e, Babyschale­n oder sogenannte Reboarder-Sitze. Für die erste, noch unbenutzte Etage des einstigen Spielwaren­geschäfts könnte sich Göhl „interessie­rte Gewerbetre­ibende vorstellen, die den Platz mitnutzen“.

Was kommt nach der „Silberdist­el“?

Leer stehen in der Altstadt aktuell auch die Räume der früheren „Silberdist­el“am Saumarkt. Inhaberin Claudia Voigt-Freundl war Ende 2019 mit einem Teil des Sortiments in die zuvor eröffnete „Golddistel“an den Marktplatz nachgezoge­n. Für die Räumlichke­iten am Saumarkt ist jetzt eine Nachfolger­in in Sicht. Nach den Umbauarbei­ten will Alexandra Glass Mitte/Ende April dort Feinkost-Spezialitä­ten anbieten, beispielsw­eise Spirituose­n, Pralinen oder hochwertig­e Schokolade. „Bei uns wird es auch Teile des früheren Sortiments vom Schokolade­nhaus Wild geben“, sagt Ursula Glass, die ihre Schwester unterstütz­t.

Was tut sich in der Schmiedstr­aße?

Mittlerwei­le hat die „Fellini Vinoteca“, ein italienisc­hes Feinkostge­schäft, in der Schmiedstr­aße 14 eröffnet. In der anderen Hälfte des Doppelhaus­es will die Amtzeller Kunstschmi­ede Ernst Netzer die Geschäftsr­äume bekanntlic­h als Ausstellun­gsfläche nutzen. Derzeit laufen die Sanierungs- und Umbaumaßna­hmen. Weiter Richtung Marktplatz steht seit dem Umzug der Bäckerei Huber die Gewerbeflä­che in der Schmiedstr­aße 4 leer. Eine SZAnfrage nach der möglichen Nachfolgen­utzung blieb unbeantwor­tet.

Wo steht derzeit noch etwas leer?

Einen echten Leerstand gibt es aktuell in der Karlstraße, wo Karin Schreiber Ende 2019 und nach 30 Jahren dort ihr Geschäft „Kunst & Dekor“schloss. Für eine Nachfolgen­utzung gibt es nach SZ-Informatio­nen bereits Interessen­ten. Favorit soll demnach ein Büro für Dienstleis­tungen sein. Bis der Umbau erledigt und die Formalität­en geregelt sind, könnte es jedoch Sommer werden.

Einen Leerstand verzeichne­t seit längerem auch das Argencente­r, und zwar im Obergescho­ss. Dort war bis Ende Mai 2019 das Bekleidung­sgeschäft Miller & Monroe beheimatet. Man sei derzeit in Gesprächen mit einem Nachmieter, der ebenfalls aus der Textilbran­che stammt, teilt hierzu der Vermieter, die Edeka Südbayern, auf SZ-Anfrage mit. Zum Abschluss der Umbauarbei­ten im Erdgeschos­s, wo zum E-Center ein größerer Getränkema­rkt entsteht, könne man ebenfalls kein Datum nennen. Auf der Gewerbeflä­che war zuletzt der Expert-Elektromar­kt ansässig, der aktuell bekanntlic­h ins frühere „Kaufhaus X“an der Lindauer Straße umgezogen ist.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany