Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zwischen Hoffen und Verzweifeln
Salzburger Intendantin hält an Festspielen fest – Staatsoper München beendet Saison, Jazzopen abgesagt
SALZBURG/MÜNCHEN/BREGENZ (dpa/sz) - Die Salzburger Festspiele geben die Hoffnung nicht auf, dass das weltgrößte Klassik-Festival im Sommer trotz der Corona-Krise doch in irgendeiner Form stattfinden kann. Sie sage die Festspiele zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall ab, sagte die Präsidentin der Festspiele, Helga Rabl-Stadler, am Freitag im ORF. „Wir entscheiden im Mai.“Bei der Eindämmung des Virus gebe es in Österreich beachtliche Fortschritte. „Vielleicht haben wir ein Glück.“
Die Bregenzer Festspiele haben zwar Veranstaltungen im Juni abgesagt, aber an dem Eröffnungstermin 22. Juli wird festgehalten. „Es ist immer noch Hoffnung da, dass die Saison stattfinden kann“, sagte Axel Renner, Pressechef der Bregenzer Festspiele. Bis zum Start der Festspiele seien es noch mehr als drei Monate, der Probenbeginn sei für Mitte Juni angesetzt.
Zuvor hatte die österreichische Regierung erklärt, dass es bis 31. August keine Großveranstaltungen geben dürfe. Dies betreffe Stadtfeste und Musikfeste. Zugleich sollen aber Entscheidungen in einem zwei-, dreiwöchigen Rhythmus überprüft werden. Für die Salzburger Festspiele schloss Rabl-Stadler eine terminliche Verlegung nicht aus. „Alles ist möglich.“In jedem Fall würden sich die Festspiele an die Vorgaben der Regierung und an die Empfehlungen der Virologen halten.
Die Museen in Österreich sollen ab Mitte Mai wieder öffnen, kündigte Kulturminister Werner Kogler (Grüne) an. Grundlage für diese Entscheidung ist die sehr günstige Entwicklung bei den Corona-Zahlen.
Gestern hat die Bayerische Staatsoper die Saison für beendet erklärt. „Die Absage der verbleibenden Saison und der Münchner Opernfestspiele schmerzt das gesamte Haus und mich persönlich natürlich sehr“, sagt Intendant Nikolaus Bachler. „Ein Theater ohne Publikum, ohne Künstlerinnen und Künstler, die Bühne und Orchestergraben beleben, ist nichts weiter als eine tote Hülle.
In seinem Beitrag auf der Homepage der Staatsoper schlägt Bachler aber auch kritische Töne an: „Ich würde mir für die nahe Zukunft wünschen, dass die Politik und darüber hinaus wir alle bald zu einer Diskussion zurückkehren können, die Kultur – und zwar nicht nur Oper, sondern auch Ausstellungen, Theater, Kino, Konzerte aller Art – nicht auf dem Abstellgleis parkt, sondern als das anerkennt, was sie ist: unverzichtbar. Unser aller Gesundheit ist wichtig, zu ihr gehört aber auch unser soziales wie kulturelles Wohlbefinden. Die Freiheit der Kunst und unsere Geistesbildung sind dafür grundlegend.“Auch das Kulturleben sei „systemrelevant“.
Mit diesem Tenor hat sich auch der Intendant des Residenztheaters in München, Andreas Beck, zu Wort gemeldet: „Ich glaube, dass wir gerade in diesen Tagen der fast Quarantäne erfahren haben, dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt, sondern ein vielfältiges soziales Wesen ist. Durch den Kunstgriff, den künstlerischen Akt und im Denken unterscheiden wir uns von den Tieren. Kunst ist notwendig, Theater muss sein. Nicht nur als Divertissement, sondern als Versammlungsort und Denkraum, als Platz der Utopie und des Ungelebten.“
Abgesagt ist das Festival Jazzopen Stuttgart, das vom 9. bis zum 19. Juli geplant war. Allerdings steht bereits der Termin fürs kommende Jahr fest: Das nächste Festival findet vom 8. bis 18. Juli 2021 statt. Erwartet wurden rund 50 000 Festivalbesucher bei den Konzerten von Sting, Lenny Kravitz, Cat Stevens, Jamie Cullum, Herbie Hancock und Stanley Clark.