Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weingartener Tafel im Notbetrieb
Seit Corona kommen mehr Bedürftige – Doch das Angebot ist schmal geworden
WEINGARTEN - Mehr Kunden aber weniger Waren, keine ehrenamtlichen Helfer und ein Platzproblem: Seit dem Corona-Lockdown hat sich die Situation in der Weingartener Tafel zugespitzt. „Wir müssen jeden Tag neu schauen, wie wir das hier gestalten,“sagt Simone Prommer, Ehrenamtskoordinatorin im Fairkauf-Center in Weingarten. „Mit dem Lockdown ist ein Kartenhaus zusammengebrochen.“Das Fairkauf-Center betreibt die Caritas Bodensee-Oberschwaben.
So ist beispielsweise das Begegnungscafé Carisina seit dem 23. März geschlossen. Normalerweise bietet Carisina Dienstag, Donnerstag und Freitag von 11.30 bis 13.30 Uhr ein Mittagessen an. Ein Hauptgericht mit Salat und Nachtisch kostet zwei Euro. Das Angebot ist für alle offen.
Der Grund für die Schließung: Die Verordnungen zu Eindämmung der Corona-Pandemie. „Wir sind nicht in der Lage die Schutzbestimmungen einzuhalten, weil die Räumlichkeiten viel zu klein sind“, sagt Simone Prommer, Ehrenamtskoordinatorin im Fairkauf-Center in Weingarten. Außerdem besteht das 20-köpfige ehrenamtliche Kochteam hauptsächlich aus Rentnern. Sie gehören zur Risikogruppe und mussten zu Hause bleiben. Zwar ist es nun wieder für die Ehrenamtlichen möglich zu arbeiten, allerdings auf eigene Verantwortung.
Carisina ist das Hauptstück des Fairkauf-Centers. „Das fehlt sehr“, sagt Prommer. „Ich werde auf der Straße oft darauf angesprochen. Die Leute sind sich da einfach begegnet, weil sie sich alle kannten.“Das Restaurant kann erst wieder öffnen, wenn die Sicherheitsvorschriften zurückgenommen werden. Und das kann noch lange dauern.
Das Begegnungscafé Carisina wurde inzwischen zum Tafelladen umfunktioniert, da die Räumlichkeiten des eigentlichen Tafelladen noch begrenzter sind. Sonst hätten man überhaupt keine preisgünstigen Lebensmittel mehr anbieten können. Nach den Corona-Bestimmung hätte sich nur eine Person im Laden aufhalten dürfen – mit Verkäufer wären es aber schon mindestens zwei gewesen.
Die Wiedereröffnung der Weingartener Tafel war dringend notwendig. Es kommen mehr Kunden als vor Corona und der Bedarf ist noch einmal gestiegen. Derzeit kommen 54 Kunden pro Öffnungstag. „Sie sind vor allem in dieser Zeit auf das Angebot angewiesen, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen“, sagt Prommer. Viele Kunden seien neu hinzugekommen. Menschen, die ihren Job verloren hätten und Flüchtlinge, die in prekären Jobs gearbeitet haben und als erste entlassen wurden. Umgekehrt kommen aber auch viele nicht mehr, insbesondere Rentner. Sie haben Angst, sich anzustecken.
Grund für die verstärkte Nachfrage sei auch die Verteuerung von Lebensmitteln in den vergangenen Wochen. Gerade bei Obst und Gemüse sei das massiv der Fall. „Sich gesunde Lebensmitteil zu kaufen ist immer schwieriger geworden für Menschen
Menschen, die von den Auswirkungen der Corona-Krise hart getroffen wurden, wenden sich in ihrer Not an die Beratungsstellen der Caritas. Die Ratsuchenden benötigen fachlichen, emotionalen und für kurze Zeit auch finanziellen Beistand. MiteinanderFüreinander wollen wir ihnen beim Weg aus der Krise zur Seite stehen. Spenden Sie jetzt für die Ermöglichung von Soforthilfe und die vorübergehende Ausweitung mit geringem Einkommen“, sagt Prommer. Vor dem Laden bildeten sich zum Teil große Schlangen. Vor Corona hatte man ein neues Einlasssystem entwickelt, um genau das zu verhindern. „Seit Corona ist alles im Eimer“, sagt Prommer. Derzeit müssen die Kunden eine Wartezeit von bis zu einer Stunde in Kauf nehmen, bis sie an der Reihe sind. Zum Teil sind sie zwei Stunden vor der Öffnungszeit da, damit sie als erstes dran sind.
Deshalb können in dem umfunktionierten Laden nicht so viele Waren angeboten werden, vor allem nicht in der Breite. „Ich kann keine 20 Artikel präsentieren“, sagt Prommer. „Ich muss dort sehr zügig arbeiten, damit alle Leute, die kommen auch bedient werden.“Wenn es mehr wären, würde sich die Aufenthaltszeit im Kiosk verzögern, weil es mehr zum Schauen gebe. Um diese Zeit zu reduzieren, reduziert Prommer die Warenbreite, damit es schneller geht. Wir haben nicht mehr diese Auswahl, wie vorher.“Oberstes Prinzip ist, dass jeder bedient wird, jeder etwas bekommt. „Das ist mein größtes Anliegen“, sagt Prommer. Sie teilt dann die Waren ein, damit jeder von des Beratungsangebots.
Ab einer Spende von 200 Euro erhalten Sie vom Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e.V. automatisch eine Zuwendungsbestätigung. Dafür ist es wichtig, dass Sie bei der Überweisung Ihre vollständige Adresse angeben. Spendenkonto Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V. Bank für Sozialwirtschaft Stuttgart IBAN:
DE90 6012 0500 0001 7088 00 BIC: BFSWDE33STG Stichwort: MiteinanderFüreinander www.caritas-spende.de jedem etwas bekommt. Derzeit ist der Tafelladen dienstags und donnerstags von 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Nur wer einen Berechtigungsschein hat, darf dort einkaufen. Prommer denkt, dass sich diese Situation in den nächsten Wochen verändern wird. Den Verkauf hat sich nämlich gerade selbst übernommen. Außerdem ist sie Lagerarbeiterin und Fahrerin in Personalunion. „Die vergangenen Wochen waren sehr schwierig“, sagt sie. Ihre eigentliche Aufgabe ist jedoch Strukturen zu schaffen, um die Ehrenamtlichen wieder einzubinden. Wenn das wieder möglich ist, dann werde sich auch wieder etwas an den Öffnungszeiten ändern.
Allerdings hängt das auch entscheidend davon ab wie viele Ehrenamtliche sich überhaupt zurückmelden und wieder arbeiten wollen. „Viele werden nicht zurückkommen“, meint Prommer. „Sie sind alle über 70 Jahre.“Sie könne das verstehen, wenn sie angesichts der Situation sagen, sie möchten nicht mehr, sie machen erst einmal Pause.
Glück hatte die Tafel durch die Spende der „Aktion Mensch“. Dadurch kann die Tafel Waren zukaufen. Normalerweise dürfen die Tafeln das nicht. Sie dürfen nur das nehmen, was andere übrig haben. Doch von Bundesverband der Tafeln sei das Signal gekommen, Corona sei eine Ausnahmesituation. Zwar spenden Lebensmittelmärkte weiterhin frisches Obst und Gemüse, aber auch da gab es eine Durststrecke, da in den Supermärkten weniger eingekauft werde, weil die Leute weniger zum Einkaufen gingen. Dadurch bestellen die Supermärkte weniger.
Haltbare Lebensmittel wie Nudeln oder Reis bekommt die Tafel ausschließlich aus den Spenden-Aktionen „Kauf eins mehr“. Da diese zurzeit nicht stattfinden, ist das Angebot dementsprechend schmal. Private Spenden helfen da weiter. „Wir müssen das beste aus der Situation machen“, sagt Prommer. Sie ist optimistisch. Es gibt eine Zeit nach Corona.