Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein 3:0 aus der Hand gegeben
Der FV Ravensburg II lässt in der Fußball-Landesliga einen Heimsieg fahrlässig liegen
RAVENSBURG - Die U23 des FV Ravensburg hat gegen den TSV Nusplingen trotz 3:0-Führung einen Heimsieg verpasst. Die Ravensburger spielten den Gegner am Sonntag in der Landesliga eine halbe Stunde lang an die Wand, verloren dann aber die Kontrolle und kassierten kurz vor Schluss den Ausgleich zum 3:3.
Früh beherrschten Kapitän Samuel Walter und seine Mannschaftskollegen das Geschehen klar. Angeführt von einem überragenden Moritz Hartmann erspielten sich die Ravensburger eine Fülle von Torchancen. In der achten Minute landete eine zu kurze Nusplinger Abwehr auf Umwegen bei Jonathan Merk und der fackelte aus rund acht Metern Torentfernung nicht lange – 1:0. Links machte Tim Lauenroth mächtig Dampf, scheiterte in der 16. Minute aber an Sebastian Moser im TSVTor. Nur zwei Minuten später ging’s wieder mit viel Tempo in den Nusplinger Strafraum, Merk schnürte mit einem überlegten Abschluss den Doppelpack. In der 26. Minute behauptete sich Hartmann im Zweikampf und bediente Robin Hettel im Zentrum – 3:0. Der FV sah wie der sichere Sieger aus.
Nusplingens Trainer Michael Schnee verzweifelte an der Linie. Um in die Partie zurückzukommen, brauchte der TSV die Hilfe des Gegners. Innenverteidiger Thore Bedey tat den Nusplingern mit einem Pass am eigenen Strafraum genau in den Fuß von Tim Dreher den Gefallen – bei seiner ersten ernsthaften Aktion hatte Daniel Geiselhart im Ravensburger Tor keine Chance. Der FV brachte das 3:1 in die Pause und hatte über schnelles Umschaltspiel einige gute Aktionen. Aber die Nusplinger witterten Morgenluft und hatten in der 68. Minute die große Chance – Drehers Abschluss war aber zu schwach. Stattdessen fand in der 82. Minute eine Freistoßflanke von Lars Schmieder an Freund und Feind vorbei den Weg ins Tor. Jetzt war alle Souveränität bei den Ravensburgern weg. Als in der 86. Minute Dreher steil geschickt wurde, hatte er keinen Gegenspieler im Nacken und überwand Geiselhart zum am Ende verdienten Ausgleich.
Ravensburgs Trainer Fabian Hummel brauchte ein paar Minuten, um sich nach dem Spiel zu sammeln. Sein Gemütszustand? „Eine Mischung aus Ärger und Verständnislosigkeit.“Hummel hatte zwei Gesichter seines Teams gesehen: „Selbst der Trainer des Gegners hat gesagt, dass wir in der ersten Halbzeit sechs, sieben Tore hätten schießen können – ich habe meine Mannschaft selten so dynamisch gesehen.“Der Fauxpas von Bedey wurmte den Coach natürlich: „Aber so etwas darf eine Mannschaft nicht umwerfen.“Trotzdem waren ab dem Anschlusstreffer Zweifel drin in den Köpfen. Bei den Kontern fehlte die letzte Entschlossenheit, mit der Passquote ging’s bergab und Nusplingen gewann mehr und mehr Zweikämpfe. Wie kann nach einer so starken ersten Halbzeit eine so schwache zweite folgen? Hummel musste passen: „Ein 3:0 muss einfach reichen.“