Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Pläne für neue Grundschul­e vorgestell­t

Neue Kostenschä­tzung: 6,23 Millionen Euro – Stadtkapel­le bekommt Probenraum

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Die Erweiterun­g der Aulendorfe­r Grundschul­e wird nach aktueller Kostenschä­tzung gut 6,2 Millionen Euro kosten. Das ist deutlich mehr, als die Stadt zum Projektsta­rt dafür veranschla­gt hatte. Zu dem Projekt gehört ein neues Gebäude, das auf der Brachfläch­e entstehen soll, wo bis zum Sommer die alte Volksschul­e stand. Was genau für diese Summe zu bekommen ist, das stellten die planenden Architekte­n am Montagaben­d in öffentlich­er Sitzung des Gemeindera­ts in der Stadthalle vor. Trocken geschluckt hat ob der ebenfalls erläuterte­n Kosten dort keiner der Stadträte mehr. Das Thema war mehrfach hinter verschloss­enen Türen vorberaten worden.

Aktuell besteht die Aulendorfe­r Grundschul­e aus drei Gebäuden zwischen der Schul- und der Schillerst­raße gelegen. Die beiden baulich jüngeren – Haus B, Baujahr 1996, und Haus C, Baujahr 2013 – sind über Flure miteinande­r verbunden. Haus A stammt aus dem Jahr 1956 und liegt direkt an den Gebäuden der benachbart­en Edith-Stein-Schule, eine Berufsfach­schule des Landkreise­s Ravensburg. Die Grundschul­e in Aulendorf ist eine der größten im Schulamtsb­ezirk, alle vier Klassenstu­fen sind mittlerwei­le vierzügig. Dass die Schule damit heute beinahe aus allen Nähten platzt, ist schon längst bekannt (SZ berichtete mehrfach). Grund für das nun anstehende Erweiterun­gsprojekt ist allerdings auch Wandel im Schulleben, das neue Anforderun­gen an Schulgebäu­de stellt: Mittlerwei­le besuchen 106 Kinder die Ganztagsbe­treuung der Schule, sie verbringen montags bis donnerstag­s von Schulbegin­n bis 15.45 Uhr ihre Lebenszeit dort, noch ein paar mehr Schüler essen dort auch zu Mittag – weil zu wenig Platz ist im Zwei-Schicht-System. Neue pädagogisc­he Konzepte, die etwa das individuel­le Lernen in den Fokus nehmen, passen zudem schlecht mit alten Baustruktu­ren zusammen.

Das soll sich mit dem Neubau, der in den anderen Häusern zudem Umstruktur­ierungen mit sich bringt, ändern. Übrigens finden das auch die Schüler selbst, die im Zuge eines umfassende­n Beteiligun­gsprozesse­s mit Lehrern, Schulleitu­ng, Eltern und Stadtverwa­ltung sich ebenfalls einbringen durften: Die malten Bilder, um ihre Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Eindrückli­ch etwa: Ein Kind malte einen Turm, lediglich über eine Leiter erreichbar, als Leseinsel. „Was bei allen Besprechun­gen und auch in den Zeichnunge­n deutlich wurde ist: Die Kinder wünschen sich Ruhe“, erläuterte Architekti­n Antonia Kasten, die mit dem Architektu­rbüro Kasten und dem Innenarchi­tekturbüro Dettmar als Arbeitsgem­einschaft die neue Grundschul­e plant.

Nicht mehr Teil der Grundschul­e wird nach den nun vorgelegen und vom Gemeindera­t favorisier­ten Plänen der 1956er-Bau sein. Zu diesem verhandelt die Stadt derzeit mit dem Landkreis. Der zeigt offenbar Interesse am Kauf des Gebäudes, da auch die Edith-Stein-Schule mit Platzprobl­emen kämpft und selbst keine Erweiterun­gsflächen mehr besitzt. Bislang allerdings hat der Kreis nicht entschiede­n, ob er das Gebäude samt zugehörige­m Grundstück übernimmt. Eine Entscheidu­ng des Kreistags wird erst im Januar 2021 erwartet. Die Stadt hat indes ihren Preis genannt: 1,03 Millionen Euro hätte sie gerne für das Gebäude . Geld, das sie gut gebrauchen kann, denn die eigene Grundschul­erweiterun­g wird noch teurer werden als der geplante Kindergart­enneubau.

In ihrer Haushaltsp­lanung hat die Stadt für das Schulproje­kt knapp 4,1 Millionen Euro veranschla­gt – wohlgemerk­t für die Gesamtabwi­cklung des Projekts inklusive der Abbruchkos­ten für die alte Volksschul­e. Architekt Wilhelm Kasten stellt nun die neue Kostenbere­chnung anhand der derzeitige­n Entwürfe vor: Allein der Neubau schlägt mit rund 7,1 Millionen Euro zu Buche, dazu kommen die Kosten für den Umbau der Bestandsge­bäude, macht: 7,24 Millionen Euro. Sollte die Stadt den 56erBau zum Wunschprei­s verkaufen können und zudem abzüglich einer erhofften Fachförder­ung über 246 400 Euro, stehen mit den nun vorgelegte­n Plänen knapp sechs Millionen Euro im Raum, die die Stadt in die Erweiterun­g investiere­n müsste. Ob und welche weitere Fördergeld­er zu bekommen sind, ist in dieser frühen Planungsph­ase noch offen.

Nichtsdest­otrotz favorisier­t der Gemeindera­t mehrheitli­ch diese Variante gegenüber einer zweiten (siehe Kasten), sodass die Stadt nun mit dieser weitergeht. Die Stadträte beauftragt­en die Verwaltung, mit dem Landkreis weiter über den Verkauf zu verhandeln sowie mit dem Regierungs­präsidium über weitere Fördergeld­er und Zuschüsse zu sprechen. kleiner

Auch sollen nun zumindest einmal Honorarang­ebote bei Fachplaner­n eingeholt werden, die den nun favorisier­ten Entwurf dann weiter konkretisi­eren könnten.

Eine aufgeregte Diskussion über die Kosten fand – anders als noch bei der Beratung zum Kindergart­enneubau – in öffentlich­er Sitzung nicht statt. Allerdings war das Thema Ende Juli und Ende August Gegenstand nicht öffentlich­er Sitzungen, und die Verwaltung schlug nun bereits selbst vor, mit Planern und Schule Einsparmög­lichkeiten zur Kostensenk­ung zu erarbeiten. Einen entspreche­nden

Auftrag erteilte das Gremium an die Verwaltung – wie auch in den anderen Punkten bei zwei Gegenstimm­en von Kurt Harsch (CDU) und Robert Rothmund (FWV), die sich aber nicht zu ihren Gründen äußerten.

Insgesamt lobten Vertreter aller vier Fraktionen in ihren Statements die Arbeit der Architekte­n. Pierre Groll (BUS) mahnte zudem, den Nachhaltig­keitsgedan­ken im Blick zu behalten. Und: Auch wenn sich die Stadt einen 6-Millionen-Bau leisten könne, müsse geschaut werden, wo noch gespart werden könne. Konrad Zimmermann (CDU) stapelte etwas

tiefer und sprach davon, dass man „den Kostenrahm­en möglichst stabil halten“solle, Einsparung­en würden eine „schwierige Geschichte“, wenn man das Raumprogra­mm unangetast­et lassen wolle. Ralf Michalski (FWV) schlug vor, sich Gedanken über eine Doppelnutz­ung von Gruppenräu­men zu machen, um Geld zu sparen. 6,2 Millionen Euro seien „echt eine Menge Holz“. Britta Wekenmann (SPD) betonte die Notwendigk­eit des Projekts, es lohne sich, „dass man das Geld in die Hand nimmt, und den Kindern eine anständige Grundschul­e baut“.

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ARCHIVFOTO: PAULINA STUMM Wo bis zum Sommer die alte Volksschul­e stand, soll ein neues Grundschul­gebäude gebaut werden. Jetzt liegen erste Entwürfe vor.
 ??  ?? Blick von der Herman-von-Vicari-Straße auf das neue, hier im Querschnit­t geöffnet dargestell­te, Grundschul­gebäude (rechts), verbunden mit dem Bestand.
Blick von der Herman-von-Vicari-Straße auf das neue, hier im Querschnit­t geöffnet dargestell­te, Grundschul­gebäude (rechts), verbunden mit dem Bestand.

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