Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Automat der Nettigkeiten
Tannhausen bewirbt sich mit Gemeinschaftsprojekt um Fördergelder
TANNHAUSEN - Der Verein Dorfgemeinschaft Tannhausen nimmt am Ideenwettbewerb „Gemeinsam schaffen“des Ministeriums für Ländlichen Raum teil. Sein Ziel: Ein Lebensmittelautomat für Tannhausen, hinter – und in – dem etwas mehr steckt als üblich.
Entstanden ist die Idee im Frühjahr unter dem Eindruck der starken Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie. Zum einen, so berichtet Annabel Munding, die das Projekt für den Dorfgemeinschaftsverein federführend koordiniert, sei es für die Risikogruppe schwierig gewesen, an Lebensmittel zu kommen. „Wir haben ja keinen Laden im Dorf.“Zum anderen aber sei auch aufgefallen, dass besonders auch älteren Mitbürgern der Kontakt zu anderen fehlte. Mit dem Versorgungsautomat, der in der Dorfmitte aufgestellt werden soll, könnte beidem abgeholfen werden, glaubt der Verein. Denn zur reinen Maschine kommt eine Idee für Gemeinschaft: Geplant ist, mit und um den Automaten, der zusammen mit einem kleinen Häuschen beim Dorfgemeinschaftshaus entstehen soll, einen Dorftreffpunkt unter den Apfelbäumen zu schaffen.
Dass der Verein dabei von einem Versorgungs- statt von einem Lebensmittelautomaten spricht, kommt dabei nicht von ungefähr. Neben lokalen und regionalen Lebensmitteln soll man sich dort nämlich auch „mit Nettigkeiten versorgen“können, wie Munding erklärt. So könnten einzelne Fächer beispielsweise auch mit Grußkarten, selbst gestrickten Socken, Gemüse aus dem eigenen Garten oder mit von Kindern gebastelten Weihnachtskarten bestückt werden.
Was genau der Automat enthalten soll, und welche Ideen es rund um ihn noch gibt, sollen die Dorfbewohner gemeinsam entscheiden. Der Verein will dabei die verschiedenen Gruppen befragen, angefangen etwas beim Seniorennachmittag, über die Kindergartengruppe, die Vereine und Organisationen. Dadurch sollen die Dorfbewohner näher zusammenrücken und voneinander erfahren, was für die andere Gruppe jeweils wichtig ist.
Umsonst ist das Ganze natürlich nicht zu haben. Die Dorfgemeinschaft Tannhausen rechnet mit knapp 29 000 Euro an Kosten. Diese jedenfalls hat sie beim Ideenwettbewerb „Gemeinsam schaffen“des Ministeriums für Ländlichen Raum eingereicht und hofft nun, ausgewählt und bezuschusst zu werden. Der Ideenwettbewerb sucht zivilgesellschaftliche Initiativen und Unternehmen, die sich für das soziale Miteinander und gesellschaftliche Werte im ländlichen Raum einsetzen.
Je Projekt stehen Fördergelder zwischen 3000 und 30 000 Euro zur Verfügung. 10 Prozent der Fördersumme müssen von den Antragstellern selbst gestemmt werden.
Die Jury hat mittlerweile getagt, am 11. November werden die ausgewählten Projekte offiziell bei einer Prämierungsfeier bekannt gegeben. Bei der Dorfgemeinschaft hofft man, dass an diesem Tag dann auch Tannhausener in Stuttgart mit dabei sind.