Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weihejubiläum: 40 Jahre Dienst an Mitmenschen
Diakon Klaus Maier war einst auch Gefängnisseelsorger – Roland Keinert wirkte als Diakon in Eberhardzell
BAD WALDSEE - Einen festlichen Dankgottesdienst hat Thomas Bucher als Pfarrer von Bad Waldsee und stellvertretender Dekan am Sonntag gemeinsam mit Klaus Maier und Roland Keinert gefeiert. Die letzteren beiden waren am 26. Oktober 1980 in St. Magnus, Wernau, von Weihbischof Anton Herre zu Ständigen Diakonen geweiht worden – zusammen mit drei weiteren Männern, die aber bereits verstorben sind. Weil damals beide das vorgegebene Weihealter mit 35 Jahre noch nicht erreicht hatten, war dazu ein päpstlicher Sonderdispens zwingend. Neben Bürgermeister Matthias Henne waren viele Familienangehörige, Freunde und Weggefährten in die Kirche St. Peter in Bad Waldsee gekommen. Die Kolpingsfamilie Bad Waldsee, deren Präses Diakon Klaus Maier heute noch ist, war eigens mit der Fahne vor Ort. Organist Hermann Hecht sowie Hermann Ulmschneider an der Trompete umrahmten den Festgottesdienst musikalisch.
„Diakone sind keine zweitrangigen Priester“, ein Wort von Papst Franziskus, „ihre besondere Fürsorge soll Menschen gelten, welche keine Lobby in der Gesellschaft haben“. Klaus Maier, im Jahre 1948 in Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) geboren, absolvierte im Internat bei den Salesianern in Eichstätt das Abitur. Beruflich startete er 1970 im Mittleren Dienst bei der Post. Im gleichen Jahr heiratete er Marianne Fehr aus Bad Waldsee. In der Kurstadt angekommen, engagierte Maier sich alsbald in der Bad Waldseer Jugendarbeit. So wurde er spontan als Nachfolger von Willy Dorner zum Vorsitzenden des Stadtjugendrings gewählt.
Während eines Studiums an der Fachschule für Sozialpädagogik in Freiburg erhielt Maier beim Fernmeldeamt Ravensburg eine Freistellung. In dieser Zeit ermunterte ihn Bischof Georg Moser: „Du könntest doch Diakon werden“. Dieser grandiose Vorschlag wurde nach reiflicher Überlegung in die Tat umgesetzt. Klaus Maier begann (zusammen mit Roland Keinert) ein vierjähriges Fernstudium. Als Mentor begleitete ihn damals der Waldseer Pfarrer Josef Mattes. Nach der Weihe zum Diakon übernahm er in der Kirchengemeinde Bad Waldsee liturgische Dienste. Besonders erwähnenswert ist dabei auch sein Engagement bei den Jugendlichen. In Michelwinnaden gründete er in dieser Zeit die Katholische Landjugendgruppe. Spontan setzte ihn dann die Blutreitergruppe Michelwinnaden als geistlichen Begleiter beim Blutfreitag in Weingarten ein. Insgesamt 33 Jahre verehrte er auf dem Pferd sitzend das Heilige Blut.
Im Jahr 1982 kam wiederum ein Anruf des Bischofs. Es war bereits spätabends um 22 Uhr, als Georg Moser ihn mit der Frage überraschte: „Klaus kannst du dir vorstellen, in den Knast zu gehen? Die Justizvollzugsanstalt
Hinzistobel möchte neuerdings einen hauptamtlichen Gefängnisseelsorger einstellen“. Klaus Maier musste erst mal tief Luft holen, um dann dieses Angebot mit seiner Familie zu besprechen. Doch sein „Ja“auf diese Bischofsfrage hat er nie bereut. „Diese zehn Jahre hautnahe Seelsorge waren meine schönste Zeit als Diakon. Mir war immer wichtig, ständig auf Augenhöhe mit den 220 Gefangenen zu stehen und zu leben“. Dieser Grundsatz galt danach auch in Biberach (Betreuung von Obdachlosen) und schließlich im „Haus Regenta“, Bad Schussenried (Altenseelsorge). Heute, als Diakon-Pensionär ist Klaus Maier in seiner Heimatstadt ein gern gesehener Geistlicher. Seine Predigten gestaltet er ermunternd und volksnah.
Roland Keinert (Jahrgang 1949) stammt aus Stuttgart. Als gelernter
Orgelbauer und nach einer Umschulung zum staatlich anerkannten Jugendund Heimerzieher übte er mehrere Organisten- und Chorleitertätigkeiten aus. In Stuttgart-Wangen fungierte er neben umfänglicher Jugendarbeit mehrere Jahre als zweiter Kirchengemeinderats-Vorsitzender. Nach seiner Weihe zum Diakon entdeckte er bei einem im Oberland verbrachten Urlaub die Ausschreibung des Pfarrverbands Eberhardzell: „Wir suchen für alle anfallenden diakonischen Dienste (Schwerpunkte: Jugendarbeit, Alten- und Krankenseelsorge) einen engagierten Seelsorger“. Als Wohnung stand dafür das Pfarrhaus in Oberessendorf zur Verfügung. Gerne nahm Diakon Keinert mit seiner Familie dieses Arbeitsverhältnis samt Wohnung an. Nach vier Jahren wechselte Keinert beruflich nach St. Columban, Friedrichshafen.
Ab 1991 fand er im Klinikum Tuttlingen als Klinik- und Altenheimseelsorger eine neue Herausforderung. Seit seiner Pensionierung im Jahre 2012 übernimmt er in Oberessendorf die Betreuung Langzeitkranker sowie die geistliche Begleitung der Ministranten.
Nach der Verlesung einer Gratulation von Bischof Gebhard Fürst dankte Karl-Josef Arnold, Ingoldingen, als Sprecher der Diakone in der Diözese den beiden Jubilaren für vier Jahrzehnte treuen Dienst an Menschen am Rande der Gesellschaft. Während er Roland Keinert als einen oft auch kämpferischen Kollegen lobte, dankte er Klaus Maier für seine ruhige und gelassene Art. Sein Fazit: „Ihr beide habt das Grundgebot Jesus ‚liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘ Tag für Tag wahrhaft in die Tat umgesetzt“.