Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mutter hat Corona-Symptome: Sohn geht trotzdem zur Schule
Graf-Zeppelin-Gymnasium in Friedrichshafen schickt ganze Klasse nach Hause – 27 Schreienesch-Schüler in Quarantäne
FRIEDRICHSHAFEN - Am Graf-Zeppelin-Gymnasium zeigen sich immer mehr Eltern einer Klasse verärgert, weil die Kinder nach hause geschickt wurden – teils in Quarantäne, die anderen zum E-Learning. Die Ursache war ein Corona-Fall in der Klasse. Die Eltern machen dem Gesundheitsamt des Landkreises Vorwürfe. Das aber zu Unrecht, wie sich jetzt herausgestellt hat.
Eine Mutter zeigt Anfang November Corona-Symptome, geht zum Hausarzt, lässt sich testen und wartet ab. Der Sohn geht weiter zur Schule, zum Graf-Zeppelin-Gymnasium. Heute, nach rund zehn Tagen befinden sich acht Schüler der Klasse in häuslicher
TRAUERANZEIGEN
Quarantäne, der Rest der Mitschüler aus dieser Klasse bleibt, von der Schule angeordnet, zuhause. Rechtlich ist nichts falsch gelaufen.
Als die Häflerin zum Arzt ging, machte der einen Test, dessen Ergebnis nach zwei Tagen mitgeteilt wurde: positiv – das Gesundheitsamt ordnete häusliche Quarantäne für die Frau und den Sohn an, der bis dahin allerdings noch zur Schule gegangen war. Auch der Junge wurde positiv getestet. Damit hatte die Schule ein Problem.
„Wir haben acht Kontaktpersonen ersten Grades ermittelt, die sofort in häusliche Quarantäne geschickt wurden“, sagt Schulleiter Axel Ferdinand. Alle anderen Schüler sollen auch zuhause bleiben. Der Schulleiter begründet das mit Vorsichtsmaßnahmen, da ansonsten auch die 80 Lehrer und weitere rund 750 Schüler der Schule gefährdet sein könnten.
Das Gesundheitsamt kann nur die Anordnung einer häuslichen Quarantäne aussprechen, wenn ein positiver Test vorliegt. Daher, sagt Robert Schwarz, Sprecher des Landkreises, könne eine solche Quarantäne auch nur in nachgewiesenen Fällen ausgesprochen werden. Und die liegen erst vor, wenn ein Testergebnis dazu vorhanden ist. Das Gesundheitsamt hat sich an geltende Vorschriften zu halten. „Prophylaktisch zu handeln, ist Sache der Betroffenen. Da sind Eigenverantwortung und Vernunft nötig“, sagt Robert Schwarz.
Der Junge war erst zwei Tage nach dem Arztbesuch um 7.30 Uhr aus der Klasse geholt und unter Quarantäne gestellt worden. Die Schule hat sofort reagiert und laut Schulleiter Axel Ferdinand die ganze Klasse vom Präsenzunterricht ausgeschlossen. Acht weitere Schüler wurden vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Einige Eltern, die sich jetzt an die Elternvertreter und die Schulleitung wenden, verstehen nicht, dass der Junge nicht gleich nach Auftreten der ersten Symptome der Mutter dem Unterricht fernblieb. Auch Elternvertreter fragen sich, „wieso ein Sohn, der ja wohl auf jeden Fall Kontaktperson ersten Grades der Mutter ist, noch zwei Tage in die Schule darf.“Die Eltern hinterfragen die Abläufe in einem solchen Fall, die Schulleiter Axel Ferdinand erklärt hat und die in den Verordnungen des Kultusministeriums für den Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen begründet sind. „Wir haben erst von dem Fall erfahren, als der Junge die Schule verlassen musste. Danach haben wir unmittelbar gehandelt.
In der Verordnung des Kultusministeriums steht in Paragraf 6, dass ein „Zutritts- und Teilnahmeverbot (besteht) für Schülerinnen und Schüler, für Kinder, Lehrkräfte sowie sonstige Personen, die in Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person stehen oder standen, wenn seit dem letzten Kontakt noch nicht 14 Tage vergangen sind, oder die typische Symptome einer Infektion mit SARS-CoV-2, namentlich Fieber, trockener Husten, Störung des Geschmacks- oder Geruchssinns, aufweisen.“An den beiden Tagen, an denen der Junge die Schule noch besucht hat, lag noch keine bewiesene Infektion der Mutter vor. Kreis und Schule, aber auch die Elternvertretung, appellieren in diesem Zusammenhang an die Verantwortung und Vernunft aller, im Zweifelsfall die Kinder nicht in die Schulen zu schicken. Rechtlich vorgeschrieben ist das nicht.
Unterdessen hat das Gesundheitsamt eine komplette Klasse sowie einige Schüler einer weiteren Klasse der Schreienesch-Schule in häusliche Quarantäne geschickt. 27 Kinder können damit nicht mehr am Präsenz-Unterricht teilnehmen.