Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kinderschutzbund: „Querdenker“gefährden und missachten Kinder
Scharfe Kritik am „Lichtermarsch“durch Ravensburg=
RAVENSBURG (fh/sz) - Selbst ernannte „Querdenker“haben mit ihrem „Lichtermarsch“am St.-MartinsTag in Ravensburg die Gesundheit von Kindern gefährdet, sie instrumentalisiert und Kinderrechte missachtet: Das wirft der Kinderschutzbund den Organisatoren der Veranstaltung vom Mittwochabend vor.
Wie berichtet, waren rund 130 Teilnehmer, 30 davon Kinder, dem Aufruf der Bewegung „Querdenken 75“gefolgt und waren am Mittwoch singend und mit Laternen durch die Innenstadt gezogen. Organisatorin Doreen Schneider hat weitere solcher „Lichtermärsche“angekündigt. Ravensburgs Polizeipräsident Uwe Stürmer sprach von einem „verkappten St.-Martins-Umzug der Unvernünftigen“. Auch viele Leser der „Schwäbischen Zeitung“äußerten sich empört, nachdem die „Querdenker“bereits im Sommer am Rutenwochenende eine Großdemo in der Stadt mit der Überschrift „Ruf der Trommler“durchgesetzt hatten.
Der Ravensburger Kreisverband des deutschen Kinderschutzbundes hat nun den „Lichtermarsch“in der Innenstadt „auf das Allerschärfste“veurteilt. In Stadt und Region seien die Martinsumzüge der Kindergärten, der Pfarrgemeinden und der Schulen abgesagt worden, „um in der derzeitigen Pandemie kein Gefährdungspotenzial zu bieten“. In der Stellungnahme der beiden VereinsVorsitzenden Katrin Mazur und Andrea Niedermaier heißt es: „Die Gruppe ,Querdenker’ maßt sich an, in dieser Situation Kinder der Gefahr der Ansteckung auszusetzen. Noch schlimmer ist aber die Tatsache, dass Kinder instrumentalisiert werden, um die politischen Ziele und Denkweise der ,Querdenker’ öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Das kann aus Sicht des Kinderschutzes nicht akzeptiert werden.“
Sinn der Martinslegende sei das Zeugnis des Heiligen Martin für grenzenlose Nächstenliebe. Diese Bedeutung versuchten Erzieherinnen, Grundschullehrkräfte, kirchliche Katecheten aller christlichen Konfessionen den Kindern zu vermitteln, so die Verantwortlichen des
Kinderschutzbundes. Und weiter: „Der ,Lichtermarsch’ am Mittwoch diente jedoch nur einem Zweck, nämlich auf die Absichten der ,Querdenker’ aufmerksam zu machen. Die Schwäbische Zeitung zeigte ein entsprechendes Bild dazu, auf dem Laternen tragende Kinder und Erwachsene gezeigt werden, alle Personen ohne Mund-Nasenschutz!“. Die Kinderschützer fordern die Organisatoren „dringend auf, bei künftigen Veranstaltungen auf die Rechte der Kinder zu achten und sie nicht für ihre, aus unserer Sicht höchst fragwürdigen Ziele, vorzuführen“.