Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Sergio Ramos (ver)schießt sich in die Rekordlisten
In seinem 177. Länderspiel scheitert Spaniens Kapitän mit zwei Elfmetern am Schweizer Torhüter Yann Sommer
BASEL (dpa/SID) - Seinen Rekordabend in Basel wird Sergio Ramos wohl schnell vergessen wollen. Mit gleich zwei Elfmeter-Fehlschüssen verdarb sich der bärtige Routinier sein 177. Länderspiel für Spaniens Fußball-Nationalmannschaft, mit dem er Italiens Gianluigi Buffon die europäische Bestmarke in Sachen internationale Einsätze abnahm. Durch Ramos’ Patzer beim 1:1 gegen die Schweiz verloren die Iberer die Führung in der Nations-League-Gruppe A4 und müssen nun gegen die deutsche Mannschaft am Dienstag in Sevilla unbedingt gewinnen, um noch in die Endrunde zu kommen. „Zeit für einen Neustart“, twitterte Ramos.
Der kantige Abwehrrecke ließ die Enttäuschung im St.-Jakob-Park eilig hinter sich. „Es sind nicht unsere Fehler, die uns ausmachen, sondern die Art, wie wir uns auf die nächsten Ziele konzentrieren“, schrieb der Kapitän der Spanier. Vorwürfe gab es von Nationaltrainer Luis Enrique nicht – im Gegenteil. „Es wäre ungerecht, wenn wir jetzt Sergio Ramos kritisieren würden. Wenn es einen dritten oder vierten Elfmeter gegeben hätte, dann hätte er die auch geschossen“, versicherte der Coach und verwies darauf, dass der Innenverteidiger zuvor 25 Strafstöße nacheinander verwandelt hatte. „Er ist weiter die Nummer 1 auf meiner Liste.“
Am Samstagabend aber bekam es Ramos mit Yann Sommer zu tun. Der Schlussmann von Borussia Mönchengladbach durchschaute den Andalusier und gewann beide Duelle in der 58. und 80. Minute. „Dass ich zwei Penaltys von Ramos halte, ist ein tolles Gefühl. Da wir in der Champions League mit Mönchengladbach auch gegen ihn mit Real Madrid spielen, habe ich mich mit seinen Penaltys schon befasst“, verriet Sommer nach der Partie.
Dabei hätte es der Abend des Sergio Ramos sein sollen. Der 34-Jährige zog in den Rekordlisten am legendären italienischen Torwart Buffon vorbei, nur noch sieben Spiele fehlen ihm zur weltweiten Bestmarke des Ägypters Ahmed Hassan. Nun aber verwiesen die Statistiker auf einen anderen Rekord: Das erste Mal in 100 Jahren vergaben die Spanier in einem Spiel zwei Strafstöße, wie das staatliche Fernsehen RTVE berichtete.
Beim ersten Elfmeter ahnte Sommer, wohin Ramos’ Schuss gehen würde, und ließ sich in die linke Ecke fallen. Auch der zweite Versuch ging ins linke Eck, allerdings war es ein verunglückter Lupfer à la Antonín Panenka. Was dem Tschechen im EMFinale 1976 gegen Sepp Maier frech gelungen war, missriet Sergio Ramos völlig. Sommer konnte den Ball sogar fangen – so, als ob man ihm ein Stofftier zugeworfen hätte, schrieb die Zeitung „El País“. Ramos stapfte mit gequältem Gesichtsausdruck davon. Kaum Trost war ihm wohl, dass er mit einer spektakulären Aktion auf der Torlinie in der 55. Minute das drohende 0:2 verhindert hatte.
Immerhin rettete der kurz zuvor eingewechselte Gerard Moreno den Gästen mit seinem Tor in der 89. Minute noch einen Punkt, nachdem Remo Freuler (26. Minute) für die Eidgenossen getroffen hatte. Dennoch sind die Spanier nun vor dem Gruppenfinale unter Druck geraten. Das 0:1 in der Ukraine und das Remis in der Schweiz haben Luis Enriques Elf die komfortable Ausgangsposition gekostet. Torschütze Moreno allerdings gab sich unbesorgt: „Wir verlassen uns weiter auf uns selbst. Wenn wir gut spielen, werden wir es gegen Deutschland schaffen.“