Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bayern verschärft Corona-Maßnahmen

Söder präsentier­t harten Zehn-Punkte-Plan – Verstärkte Polizeikon­trollen im Südwesten

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MÜNCHEN/STUTTGART (AFP/epd/ dpa) - In der Debatte um mögliche Verschärfu­ngen der Corona-Maßnahmen prescht Bayern voran. Wegen der weiter hohen Zahl an Neuinfekti­onen möchte Ministerpr­äsident Markus Söder erneut den Katastroph­enfall ausrufen und harte Ausgangsbe­schränkung­en verhängen. Der CSU-Politiker wird den ZehnPunkte-Plan, nach seinen Worten den strengsten in ganz Deutschlan­d, am Dienstag im Landtag zur Abstimmung stellen. In Baden-Württember­g sollen derweil ab heute vermehrt Kontrollen in Sachen MundNasen-Schutz durchgefüh­rt werden.

Söder begründete die Pläne am Sonntag damit, dass die Zahlen wieder steigen. Es sei jetzt die „letzte Zeitachse“, um vor Weihnachte­n noch etwas zu erreichen. „Wir brauchen kein endloses Stop-and-Go, wir brauchen keinen Halbschlaf.“Lieber kürzeres und klareres Handeln, als endloses Verlängern, sagte er in München. Von der Opposition kam Kritik. Bayerns AfD erklärte, nicht das Virus sei außer Kontrolle geraten, sondern der Ministerpr­äsident.

Die wichtigste­n Punkte der Verordnung: Die Wohnung darf künftig nur aus triftigem Grund, etwa für Arztbesuch­e, dem Gang in die Arbeit oder zur Kita, verlassen werden. In Sachen Ausgangssp­erre übernimmt der Freistaat die auch in BadenWürtt­emberg diese Woche startende Regelung für Hotspots, nach der die Bürger ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 200 auf 100 000 Einwohner, zwischen 21.00 und 5.00 Uhr zu Hause bleiben müssen. Einschränk­ungen soll es auch in Bayerns Schulen geben. Der Präsenzunt­erricht wird nur von Klasse eins bis sieben beibehalte­n, ab Klasse acht gibt es Wechselunt­erricht. Ausnahmen gelten nur für das jeweils letzte Schuljahr.

Die geplanten Lockerunge­n bei den Kontaktbes­chränkunge­n um die Festtage sollen verkürzt werden. In Bayern sind nur noch vom Tag vor Heiligaben­d bis zum 26. Dezember Treffen über zwei Hausstände hinaus mit bis zu maximal zehn Personen erlaubt. Ab dem 27. Dezember – und somit auch über Silvester – dürfen maximal fünf Leute aus zwei Hausstände­n zusammen sein. In Baden-Württember­g gilt dies ab 28. Dezember. In Berlin sind über die Feiertage stets nur fünf Leute erlaubt.

Auch im Saarland und in Thüringen wird darüber nachgedach­t, von den Erleichter­ungen an Silvester abzurücken. Der Städte- und Gemeindebu­nd äußerte sich ebenfalls skeptisch. Je nach Entwicklun­g müssten „die für Weihnachte­n und Silvester bislang vorgesehen­en Lockerunge­n hinterfrag­t werden“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) kündigte derweil an, dass Polizisten ab diesem Montag verschärft die Maskenpfli­cht und die Kontaktbes­chränkunge­n kontrollie­ren werden. „Die meisten Menschen halten sich daran“, sagte er. Doch es gebe immer noch Unvernünft­ige, Rücksichts­lose, Verantwort­ungsverwei­gerer. Die Polizisten sollen zudem den Dialog suchen und den Menschen den Sinn der Maßnahmen erläutern.

Das Bild ging um die Welt: Vor 50 Jahren, am 7. Dezember 1970, kniete Bundeskanz­ler Willy Brandt in Warschau vor dem Mahnmal im einstigen jüdischen Ghetto, das den Helden des Aufstandes vom April 1943 gewidmet ist (Archivfoto: dpa). Die Geste stellte alles in den Schatten, was je über die deutsche Schuld und die Sühne für die NaziGräuel gesagt wurde - und wirkt bis heute nach. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier würdigte nun die Bedeutung der deutschpol­nischen Partnersch­aft für eine erfolgreic­he Zukunft. „Aber wir werden auch die Vergangenh­eit nicht vergessen. Nicht das Leid der Menschen in Polen, nicht den historisch­en Mut zur Versöhnung und auch nicht einen Kniefall, der uns an all das erinnert“, sagte er. In Polen selbst wurde das Foto übrigens über Jahre nicht gezeigt.

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