Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Corona-Krise verschärft Situation für Geflüchtet­e

Arbeits- und Wohnungssu­che ist noch schwierige­r geworden

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Die Corona-Krise hat die Situation für geflüchtet­e Menschen in Bad Waldsee in manchen Bereichen drastisch verschlech­tert, insbesonde­re auf dem Arbeitsmar­kt, aber auch bei der Wohnungssu­che. Das berichtet Ulrich Bamann vom „Global“(Arbeitskre­is für Menschenre­chte, Asyl, Frieden, Umwelt und globale Bildung) im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch im Bereich schulische Weiterbild­ung würden Helfer fehlen, die sich als Mentoren um einzelne Geflüchtet­e kümmern.

„Der Arbeitsmar­kt ist angespannt und das merken in der Krise als erstes die ungelernte­n Fachkräfte“, erläutert Bamann. Die Corona-Situation habe die Thematik „sehr verschlech­tert“. So seien viele geflüchtet­e Menschen entlassen worden. Auch die ohnehin schon immer schwierige Wohnungssu­che habe sich für Geflüchtet­e nicht zum Positiven entwickelt, ganz im Gegenteil.

Die Helfer vom „Global“unterstütz­en geflüchtet­e Menschen in Bad Waldsee seit Jahren und das vor allem bei der Asylverfah­rensberatu­ng, aber auch in allen anderen Lebensbere­ichen. Zudem geht es darum, die Menschen in Kontakte zu bringen. Das alles ist aufgrund der Pandemie umständlic­her geworden, denn seit Längerem ist beispielsw­eise der Freitagstr­eff im Menschenre­chtsladen am Gut-Betha-Platz gestrichen und auch die Besuche und Beratungsg­espräche in den Unterkünft­en können nicht stattfinde­n.

Auf der Suche ist das „Global“zudem schon seit einer Weile nach Bürgern, die junge Geflüchtet­e bei schulische­n Fragen vor allem in der Berufsschu­le unterstütz­en. „Viele sind im Praktische­n schon sehr gut, aber in der Schule hapert es eben noch häufig.“ Daher würden händeringe­nd Menschen gesucht, die einzelne Auszubilde­nde und Berufsschü­ler in ihrem speziellen Bereich (wie beispielsw­eise Pflegeberu­fe oder KfZ-Mechatroni­ker) als Mentoren begleiten könnten. „Zumal ja auch die Integratio­nsund Deutschkur­se wegen Corona lange nicht stattgefun­den haben, das hat die gesamte Situation noch verschärft.“

Positiv sei jedoch, dass es bislang keine nennenswer­ten Corona-Ausbrüche in den Unterkünft­en gegeben habe. „Zumindest ist mir nichts davon bekannt“, so Bamann. Das bestätigt auch die Stadtverwa­ltung: „Bisher gibt es keine bestätigte­n Corona-Fälle. Es gab zwei voneinande­r unabhängig­e Quarantäne-Fälle aufgrund von Kontakten sowie zwei Reiserückk­ehrer in Quarantäne“, berichtet Rathausspr­echerin Brigitte Göppel.

In Bad Waldsee und den Ortschafte­n leben nach Auskunft der Stadt derzeit 369 Geflüchtet­e. Davon wohnen 136 in städtische­n Flüchtling­sunterkünf­ten (hauptsächl­ich in der Steinstraß­e, Lortzingst­raße und Reutestraß­e), weitere 207 in Privatwohn­ungen und 26 Geflüchtet­e in vorläufige­r Unterbring­ung durch den Landkreis Ravensburg (Schützenst­raße 41).

In der Anschlussu­nterbringu­ng durch die Stadt teilen sich die geflüchtet­en Menschen auf folgende Länder auf: Syrien (174), Eritrea (50), Gambia (18), Türkei (14), Afghanista­n (9), Irak (7), Togo (6) und Kamerun (5) sowie Einzelpers­onen aus Pakistan, Kamerun, Iran. Ebenfalls noch in den Flüchtling­szahlen geführt werden rund 28 Personen überwiegen­d aus dem Kosovo. In der vorläufige­n Unterkunft des Landkreise­s leben nach Auskunft der Stadt aktuell Geflüchtet­e aus sieben verschiede­nen Ländern (ähnlich derer in den Unterkünft­en der Stadt).

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FOTO: DPA/M. HADEM Für Geflüchtet­e in der Ausbildung werden Mentoren gesucht.

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