Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neues Heim für Uferschwalben in Aitrach
Brutstätten an Sandsteilwand als Beitrag zum Artenschutz
AITRACH - Eine steinerne Betonwand hat das Kieswerk Aitrach an einer Steilwand am Abbaugebiet Stibi errichtet. Sie soll künftig als Brutstätte von den unter Artenschutz stehenden Uferschwalben genutzt werden, da die bisherigen Brutstätten bis zum Jahr 2035 dem Kiesabbau zum Opfer fallen werden. In diesem Areal sollen Uferschwalben, deren Kolonie 2013 mehr als 100 Brutpaare betrug, 53 neue Brutröhren anlegen.
Die Idee und der Anstoß für die neue Uferschwalbenwand kam von Geschäftsführer Juergen Unglehrt, der in einem Fachzeitschriftenartikel, der diese Brutmöglichkeiten für Uferschwalben beinhaltete, davon las. Gemeinsam mit Heiner Birkenmaier, dem Leiter der Betonwarenwerke, realisierte Unglehrt das steinerne Bauwerk an einer Sandsteilwand im Abbaugebiet, in dem später anlässlich von Rekultivierungsmaßnahmen ein Natursee entstehen soll.
Im neuen Konzept Nassabbau wurde die bestehende natürliche
Uferschwalbenwand so umgestaltet, dass diese voraussichtlich noch bis zum Jahr 2035 in Funktion bleiben kann. Somit stehen der größten Uferschwalbenkolonie die natürliche Wand weiterhin zur Verfügung – und im Idealfall zusätzlich die künstlichen Bruthöhlen. Ob diese angenommen werden, wird sich im kommenden Frühjahr zeigen.
Die neue Uferschwalbenwand aus Beton wurde aus sieben Ein-Meterbreiten Winkelstützwänden der Höhe 2,55 Meter, in die mit Kernbohrungen insgesamt 53 Einfluglöcher gebohrt wurden, im Betonwerk der Firma Unglehrt entworfen und hergestellt. Damit die Uferschwalben in der Betonwand Halt finden, wurde der Bereich um die Einfluglöcher gestockt. Der untere Teil der Wand ist glatter Sichtbeton, damit keine Marder oder sonstige Fressfeinde die Bruthöhlen erreichen können. Von oben werden die Höhlen durch ein eingelegtes Schutzgitter ebenfalls gesichert. Die Betonmauer ist mit Brechsand etwa zwei bis drei Meter tief hinterfüllt. Die Uferschwalben sollen in den Brechsand Bruthöhlen bauen.
„Uferschwalben sind Koloniebrüter. Und wir haben laut Landratsamt Ravensburg die größte Uferschwalbenkolonie in Baden-Württemberg. In Abstimmung mit dem Kreisökologen soll die Überdeckung der Wand mit Rohboden erst im März 2021 erfolgen, damit der Brechsand über den Winter ausreichend Feuchtigkeit erhält. Es wird also noch rund 50 Zentimeter Deckmaterial flächig aufgebracht“, erläutert Unglehrt.
Vergleichbare Wände wurden bereits in Norddeutschland getestet und dort erfolgreich angenommen. Die Brutsaison beginnt im April nächsten Jahres, aktuell sind die Uferschwalben als Zugvögel bereits im Winterquartier. Sollte das Projekt erfolgreich sein, sollen die Brutwände als „Sonderbauteile“auch anderen Kiesunternehmen zum Kauf angeboten werden.