Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Ade Eigenbetri­ebe

Stadt Aulendorf holt ausgeglied­erte Bereiche in den Kernhausha­lt zurück

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Die Stadt Aulendorf hat im Jahr 2020 alle ihre Eigenbetri­ebe in den Kernhausha­lt eingeglied­ert. Abgesehen von der Hoffnung, damit Arbeitszei­t und Geld zu sparen, werden mit diesem Schritt künftig auch alle Schulden der Eigenbetri­ebe im dann einzigen Haushalt der Stadt zusammenge­fasst.

Aulendorfs Schulden betragen zum Jahresende insgesamt 25,6 Millionen Euro. Das mag den einen oder anderen überrasche­n, war doch zeitweise die Rede davon, dass die Stadt 2020 mit den sogenannte­n „städtische­n Schulden“unter die Zehn-Millionen-Grenze rutscht. Stimmt auch, der Kernhausha­lt verbucht zum Jahresende geplant noch knapp 9,9 Millionen Euro Schulden. Bei der Betrachtun­g dieser „städtische­n Schulden“sind allerdings die Eigenbetri­ebe der Stadt nicht mitgerechn­et.

Eigenbetri­ebe sind ein verwaltung­stechnisch­es Konstrukt, mit dem Kommunen gewisse Dinge aus der Kernverwal­tung ausglieder­n können. Sie werden gesondert vom

Kernhausha­lt verwaltet und haben eigene Wirtschaft­spläne und Jahresabsc­hlüsse. Als Vorteile von Eigenbetri­eben werden unter anderem eine Verkürzung von Entscheidu­ngswegen oder erleichter­te Transparen­z und Erfolgskon­trolle durch eben diese Sonderrech­nung genannt.

Das Transparen­zargument lässt sich allerdings auch umdrehen, denn Schulden der Eigenbetri­ebe tauchen im Kernhausha­lt nicht auf. Was im Falle Aulendorfs zu den „städtische­n Schulden“von 9,9 Millionen Euro führt. Dabei bringt es der Eigenbetri­eb Betriebswe­rke mit dem Betriebszw­eig Abwasser zum Jahresende auf voraussich­tlich 14,75 Millionen Euro Schulden – der Bereich Wasservers­orgung im Eigenbetri­eb Stadtwerke bringt 992 000 Euro Schulden mit.

Dass Aulendorf seine Eigenbetri­ebe, die teilweise schon seit Jahrzehnte­n bestehen, nun auflöst und in den städtische­n Kernhausha­lt aufnimmt, hat sich seit Längerem angebahnt. Das sei schon bei den Gesprächen mit dem Land zu den Finanzhilf­en

immer ein Thema gewesen, sagt Stadtkämme­rin Silke Johler, auch wenn es keine vertraglic­he Verpflicht­ung dazu gab. Allerdings wollte man warten, bis der Kernhausha­lt auf das doppische Buchhaltun­gssystem, in dem die Eigenbetri­ebe bereits geführt wurden, umgestellt ist.

Die Umstellung auf Doppik wurde in Aulendorf bekanntlic­h erst auf den allerletzt­en Drücker, mit dem Haushalt 2020, umgesetzt. Die Einglieder­ung der Eigenbetri­ebe fand im Wesentlich­en entspreche­nd erst in diesem Jahr statt. Der städtische Betriebsho­f (zuvor dem Eigenbetri­eb Betriebswe­rke zugehörig), der Eigenbetri­eb Tourismus und der Bürgerbus (zuvor dem Eigenbetri­eb Stadtwerke zugehörig) waren bereits 2020 in den Haushalt eingeglied­ert worden. Der Haushalt für das kommende Jahr – er wurde bislang noch nicht vorgestell­t – wird dann der erste sein, in dem alle Bereiche der ehemaligen Eigenbetri­ebe samt ihren Schulden abgebildet sind.

„Man schaut dann einfach in das Werk und sieht das Ergebnis des Betriebes Stadt“, verdeutlic­ht Johler zu künftigen Haushaltsp­länen, „man arbeitet da aus meiner Sicht dann auch transparen­ter.“Außerdem hofft die Kämmerin, dass, wenn alle Restarbeit­en erledigt sind, ab 2022 jährlich um die 65 000 Euro eingespart werden können. „Man muss die Wirtschaft­spläne nicht mehr separat aufstellen, man muss nicht mehr für alle einen separaten Jahresabsc­hluss machen. Für uns in der Kämmerei ist das eine deutliche Zeiterspar­nis.“Dazu komme, dass für die Buchhaltun­g nur noch ein Programm bezahlt, gewartet und bedient werden müsse. „Unsere Bürger merken im Alltag ja nichts, und wenn man mit einer internen Sache so viel Geld sparen kann, ist das der richtige Weg.“

Im Kern ändert die buchhalter­ische Umstruktur­ierung indes tatsächlic­h nichts: Die Aufgaben hinter den Eigenbetri­eben, wie im Bereich Tourismus etwa der Steegersee oder der Schloss-Erlebnis-Parcours, bleiben der Stadt natürlich erhalten. Allerdings ist die Einglieder­ung ein weiteres Aufräumen von Aulendorfe­r Altlasten.

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