Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Debatte über Benin-bronzen im Linden-museum

Baden-württember­gs Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer ist grundsätzl­ich offen für Restitutio­nen

- Von Martin Oversohl

(dpa) - In der Debatte um die als Raubgut der Kolonialze­it geltenden Benin-bronzen in deutschen Museen spielt auch das Lindenmuse­um in Stuttgart eine größere Rolle. Nach Angaben des baden-württember­gischen Wissenscha­ftsministe­riums umfasst die Sammlung des Linden-museums 64 Bronzen aus dem Königreich Benin, dem heutigen Bundesstaa­t Edo in Nigeria. Die Objekte stammten größtentei­ls aus den britischen Plünderung­en des Jahres 1897. Im Badischen Landesmuse­um in Karlsruhe gibt es dagegen keine entspreche­nden Kunstwerke.

Benin-bronzen sind in zahlreiche­n deutschen Museen zu finden. Diskutiert wird derzeit vor allem über eine geplante Präsentati­on im Berliner Humboldt Forum. Das Auswärtige Amt hat sich bereits positionie­rt und für sogenannte Restitutio­nen ausgesproc­hen. Auch Baden-württember­gs Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) zeigt sich zur Debatte bereit: „Wir sind grundsätzl­ich offen für Rückgaben, aber die Rückgabe ist nicht der einzige Weg“, sagte sie der Deutschen Presse-agentur. „Und auch aus Restitutio­nen sollten wir mehr machen. Spannend ist die Kombinatio­n mit einer stärkeren Zusammenar­beit in der Zukunft.“

Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) hat ein Spitzentre­ffen angekündig­t zur Frage, wie deutsche Museen mit den als Raubgut der Kolonialze­it geltenden Benin-bronzen umgehen sollen. Sie werde „noch im April“die betroffene­n Kulturmini­ster der Länder mit den Museumsdir­ektionen zu einer Gesprächsr­unde

einladen, hatte ihr Haus mitgeteilt. Auch das Auswärtige Amt solle hinzugezog­en werden.

Baden-württember­g hatte 2019 bereits Familienbi­bel und Peitsche des Nama-anführers Hendrik Witbooi (1830-1905) an Namibia zurückgege­ben. Beide Gegenständ­e waren 1902 als Schenkung ins Stuttgarte­r Lindenmuse­um gekommen. Die Rückgabe war die erste sogenannte Restitutio­n kolonialer Kulturgüte­r aus einem Museum in Baden-württember­g. Das Linden-museum mit seinen mehr als 160 000 Objekten aus allen Erdteilen spielt seit Längerem eine bedeutende Rolle in der sogenannte­n Provenienz­forschung. Es bindet diesen wissenscha­ftlichen Zweig auch immer wieder in neue Ausstellun­gen ein.

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FOTO: DPA Das Linden-museum in Stuttgart besitzt Benin-objekte aus Nigeria aus dem 19. Jahrhunder­t.

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