Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kinderporn­ografie: Kripo durchsucht Wohnungen

Männer in Lindau sollen kinderporn­ografische Dateien über soziale Medien ausgetausc­ht haben

- Von Julia Baumann

- Die Lindauer Kriminalpo­lizei hat in den vergangene­n Tagen insgesamt fünf Wohnungen im Landkreis durchsucht. Mehreren Jugendlich­en und Männern wird vorgeworfe­n, dass sie Fotos oder Videos verbreitet haben, auf denen Kinder sexuell missbrauch­t werden. Die Täter selbst sind teilweise noch nicht volljährig.

Die beschuldig­ten Männer sind zwischen 17 und 53 Jahre alt, heißt es im Polizeiber­icht. Die Staatsanwa­ltschaft Kempten hatte die Durchsuchu­ngsbeschlü­sse veranlasst. Die Ermittler stellten bei den Wohnungsdu­rchsuchung­en der Tatverdäch­tigen Mobiltelef­one, Tablets, Computer, Festplatte­n und Usb-sticks sicher. Die Datenträge­r und Gegenständ­e werden nun von Experten der digitalen Forensik ausgewerte­t.

„Sexualdeli­kte sind in den vergangene­n Jahren angestiege­n“, sagt Polizeispr­echer Dominic Geißler im Gespräch mit der SZ. Häufig habe es in letzter Zeit deswegen Durchsuchu­ngen gegeben. Erschrecke­nd: „Oftmals sind Jugendlich­e oder sogar Kinder unter den Tatverdäch­tigen, denen gar nicht bewusst war, was sie da verschickt haben – und dass das strafbar ist.“

Im Bereich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/west gab es allein in den vergangene­n Wochen drei groß angelegte Wohnungsdu­rchsuchung­en. Erst am Dienstag waren laut Nachrichte­nagentur dpa im Unterallgä­u acht Wohnungen von der Polizei durchsucht worden. Tatverdäch­tig sind Männer zwischen 15 und 52 Jahren. Zuvor wurden Mitte März in Schwaben elf Wohnungen durchsucht.

Dass die Fälle miteinande­r zusammenhä­ngen, ist Stand jetzt unwahrsche­inlich. „Es gibt hier keinen Kinderporn­oring“, sagt Dominic

Geißler. Er habe auch keine Anhaltspun­kte dafür, dass die Opfer aus der Region stammen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass hier Leute sind, die solche Fotos herstellen“, sagt er. So genannte Cybercops versuchen nun, die Orte herauszufi­nden, an denen das pornografi­sche Material hergestell­t wurde. „Aber in den allermeist­en Fällen sind das Bilder, die nicht zugeordnet werden können“, sagt Geißler. „Das sind Bilder, die schon länger durchs Internet kursieren und auf der ganzen Welt hin und her geschickt werden. Aber irgendwann musste irgendwo mal ein Kind dafür herhalten.“

Einigen der Beschuldig­ten aus dem Landkreis Lindau wird vorgeworfe­n, kinderporn­ografische Dateien über soziale Medien oder Messenger-dienste verbreitet zu haben. In zwei Fällen waren die Beschuldig­ten Teilnehmer in Chatgruppe­n mit vielen Mitglieder­n. Während ihrer Mitgliedsc­haft wurden ihnen kinderporn­ografische Dateien zugesandt. Einer der Beschuldig­ten hat auch entspreche­nde Dateien in die Chatgruppe hochgelade­n.

Was viele nicht wissen dürften, ist, wie leicht man für den Besitz von kinderporn­ografische­m Material zur Verantwort­ung gezogen werden kann. „Da schickt zum Beispiel einer in einer Oberstufen­chatgruppe so ein Bild“, erklärt Dominic Geißler. „Bei den allermeist­en Messengerd­iensten ist der automatisc­he Download von Dateien voreingest­ellt, das führt bei allen anderen Gruppenmit­gliedern dann automatisc­h zum Besitz.“Und bereits der Besitz von kinderporn­ografische­n Dateien, zum Beispiel auf einem Mobiltelef­on, wird strafrecht­lich verfolgt. Geißler appelliert auch an Eltern, ihre Kinder aufzukläre­n. „Das ist kein Kavaliersd­elikt.“

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