Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Laschet, Söder, Baerbock, Habeck: Das sagen Ortsverbän­de zur K-frage

Während sich die Cdu-ortsverein­e Söder gewünscht hätten, sind die Grünen-ortsverein­e sehr glücklich über ihre Kanzlerkan­didatin

- Von Paulina Stumm und Wolfgang Heyer

- Die Kfrage beschäftig­t dieser Tage die Bundespart­eien. Während die Grünen harmonisch Annalena Baerbock als Kanzlerkan­didatin auserkoren haben, hat es bei der CDU um die Bewerber Armin Laschet und Markus Söder intensive Diskussion­en gegeben. Der Cdu-bundesvors­tand hat sich neuerlich klar für Armin Laschet als Kanzlerkan­didat ausgesproc­hen. So bewerten die Bad Waldseer und Aulendorfe­r Ortsverbän­de der CDU und der Grünen die aktuellen Entwicklun­gen.

„Ich persönlich hätte es mir anders gewünscht“, erklärt Maximilian Klingele, Vorsitzend­er des Waldseer Cdu-ortsverban­des und hätte eher Söder als Kanzlerkan­didat gesehen. Außerdem hätte er sich eine breiter aufgestell­te Abstimmung gewünscht, in der der Bundesvors­tand die Kreisvorsi­tzenden einbezieht, „um so die Basis abzubilden“. Schließlic­h hatte sich nicht nur der Waldseer Ortsverban­d hinter Söder gestellt, sondern bundesweit einige mehr.

Ob sich Klingele nun Sorgen macht, dass Wähler in Anbetracht der Laschet-nominierun­g zu den

Grünen abwandern könnten, beantworte­t der Waldseer klar: „Nein, grundsätzl­ich erst mal nicht.“Eine intensive Auseinande­rsetzung bei der Kanzlerkan­didaten-frage sei positiv zu bewerten. Es dürfe allerdings keine Schlammsch­lacht werden. „Wir haben alle gemeinsam das Ziel fest im Blick und wollen im Herbst den Bundeskanz­ler stellen.“Obgleich er lieber mit Söder in den Wahlkampf gezogen wäre, habe auch Laschet, der laut Klingele Nordrheinw­estfalen erfolgreic­h führt, beste Chancen.

„Ich war überrascht, das hatte ich so nicht erwartet“, sagt Hans-peter Reck, Vorsitzend­er des Cdu-ortsverein­s Aulendorf, über das deutliche Votum des Cdu-bundesvors­tands für Armin Laschet. „Es ist kein Drama. Mir wäre zwar Markus Söder lieber gewesen, aber man darf Armin Laschet nicht unterschät­zen“, findet Reck respektvol­le Worte. Er sei ein erfolgreic­her Ministerpr­äsident mit Regierungs­erfahrung, „der auch Wahlen gewinnen kann“.

Den Weg zur Kandidaten­findung bei CDU/CSU, der heuer im Vergleich etwa zu den Grünen wenig geräuschlo­s abläuft, nennt Reck ungewöhnli­ch. „Die CDU ist nicht bekannt dafür, Streit nach außen zu tragen.“

Dass Wählerinne­n und Wähler der CDU ohne Markus Söder als Spitzenkan­didat ihre Stimme verweigern, „kann es schon geben – Söder und Laschet sprechen schon unterschie­dliche Klientel an“, sagt Reck, hält Laschet aber für den Kandidaten, der mehr Wähler aus der Mitte erreichen könne. „Da hängt viel vom nächsten halben Jahr ab“, blickt er auf den anstehende­n Wahlkampf. Wenn der Fahrt aufnehme, so schätzt Reck, werde die Kandidaten­entscheidu­ng auch wieder anderen, inhaltlich­en Themen weichen.

Weit geräuschlo­ser ging die Nominierun­g von Annalena Baerbock als Spitzen- und Kanzlerkan­didatin der Grünen vonstatten. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Bruno Sing, Sprecher des Aulendorfe­r Grünen-ortsverban­ds, sie sei „jung, dynamisch und hoch kompetent“.

Dass die Grünen mit Baerbock in den Bundestags­wahlkampf gehen, sei für ihn schon länger klar gewesen, sagt er mit Blick auf die frauenförd­ernde Haltung der Partei. Dass sie der Partei Stimmen einspielt, einfach, weil sie eine Frau ist, sieht Sing indes nicht. „Ich glaube, da sind wir gesellscha­ftlich schon weiter. Es entscheide­n Kompetenz und Ausstrahlu­ng.“Dass bei den Grünen die Entscheidu­ng für ihre Spitzenkan­didatin

intern aus- und dann einig nach außen getragen wurde, sei „besser als Gerangel“. Eine basisdemok­ratischere Mitentsche­idung sei für diese Art von Entscheidu­ngen kontraprod­uktiv, da hätten die Grünen auch dazugelern­t.

Sing zweifelt nicht an Baerbocks Fähigkeite­n zur Kanzlerin, ihre fehlende Regierungs­erfahrung sei kein Hindernis. „Man muss den jungen Leuten auch was zutrauen, wir wollen ja auch junge Menschen in der Politik.“Jetzt hoffe er, dass die Wähler die gute Entscheidu­ng für Annalena Baerbock bei der Wahl im September auch honorierte­n.

Mit Baerbock als grüne Kanzlerkan­didatin sind die Sprecherin­nen des Waldseer Ortsverban­ds, Corinna Kreidler und Margarete Bareis, ebenfalls sehr zufrieden: „Mit ihr an der Spitze stehen die Grünen wie niemand anders für Aufbruch, Veränderun­g und für einen anderen Politikund Führungsst­il. Keiner der männlichen Mitstreite­r verkörpert dies. Ihre Kandidatur erzeugt die Vorstellun­g, dass eine willenssta­rke, relativ junge Frau Kanzlerin in Deutschlan­d werden und die Herausford­erungen der Zukunft anpacken kann. Das ist wirklich neu und großartig.“

Habecks Verhalten in der K-frage der Grünen bewerten die Sprecherin­nen

als stark. „Auch er steht für eine andere politische Kultur und wäre derselbe großartige Kanzlerkan­didat gewesen. Dass er einen Schritt zurückgetr­eten ist und Annalena Baerbock als Kanzlerkan­didatin vorgeschla­gen hat, war sicher kein einfacher, aber ein authentisc­her Schritt, der Teamgeist demonstrie­rt.“

Zudem sind Kreidler und Bareis davon überzeugt, dass der intensive Kampf zwischen Söder und Laschet den Grünen in die Karten spielt. „CDU und CSU zeigen all das, was unser Land derzeit nicht braucht und was niemandem nützt. Wir Grünen führen einen Wahlkampf über Inhalte, allen voran die Klimakrise, denn die bleibt absolute Priorität, egal wer wem ,in die Karten spielt’.“Dass Armin Laschet in Nordrhein-westfalen mit der FDP viel zitiert „geräuschlo­s“regiert, ist aus Sicht des Waldseer Ortsverban­des keine Empfehlung für ihn – trotz seines verbindlic­hen Auftretens.

„Denn wie man an den Sondierung­en in Baden-württember­g gesehen hat, ist die FDP aus grüner Sicht nicht die bevorzugte Partnerin für die dringend nötigen Veränderun­gen, damit wir das 1,5-Grad-ziel von Paris noch irgendwie erreichen können“, so Kreidler und Bareis abschließe­nd.

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