Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Jüngere rauchen und trinken in der Pandemie mehr
Ältere haben Gewohnheiten kaum verändert, aber vorher schon häufiger getrunken
(sz) - Die Corona-krise hat sich auf den Alkoholund vor allem den Tabakgebrauch Jugendlicher und junger Erwachsener stärker ausgewirkt als auf den Konsum älterer Menschen. Das teilt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) mit. Das zeige ein Generationen-vergleich aus einer forsa-umfrage im Auftrag der KKH.
Demnach trinke jeder achte 16- bis 29-Jährige seit der Pandemie mehr Alkohol, unter den 50- bis 69-Jährigen hingegen jeder Zehnte. Mit Blick auf den Tabakkonsum klaffe die Schere noch sehr viel weiter auseinander: Jeder Dritte unter den jüngeren Rauchern habe angegeben, seit Corona häufiger zur Zigarette zu greifen. Unter den Älteren hätte dies hingegen nur jeder Vierzehnte gesagt.
Die Befragung zeige laut Pressemitteilung, dass Jugendliche und junge Erwachsene seit Corona zunehmend regelmäßiger Alkohol konsumieren und vor allem mehr rauchen, wohingegen die Generation 50 plus dies bereits vorher schon getan habe. Dies würden auch weitere Ergebnisse belegen: Demnach hätten 30 Prozent der 16- bis 29-Jährigen angegeben, vor der Krise nur zu besonderen Anlässen wie zum Beispiel bei Partys getrunken zu haben. Nur zwölf Prozent
hätten hingegen von mehreren Tagen in der Woche gesprochen. „Da besondere Gelegenheiten seit Corona fehlen, greifen junge Menschen nun häufiger zu Bier, Sekt und Co. – offenbar auch aus Langeweile, Frust und Perspektivlosigkeit“,
wird Kkh-suchtexperte Michael Falkenstein zitiert.
Unter den 50- bis 69-Jährigen hätte sich hingegen bereits vor der Pandemie jeder Dritte mehrmals wöchentlich Alkohol genehmigt. Deutlich weniger hätten dies hingegen nur zu besonderen Gelegenheiten getan. Das bedeute, dass diese Generation ihr Konsumverhalten seit der Pandemie offenbar kaum verändert habe. Auch unter den Rauchern zeige der Generationenvergleich, dass vor der Pandemie deutlich mehr Ältere bereits regelmäßig zur Zigarette gegriffen hätten (23 Prozent) als Jüngere (sechs Prozent).
„Dass vor allem junge Menschen seit der Pandemie mehr trinken und vor allem rauchen, ist besorgniserregend“, so Michael Falkenstein. „Denn die große Gefahr ist, dass aus dem vermehrten Konsum während einer schweren Phase wie jetzt in der Corona-krise eine Gewohnheit wird und dadurch das Risiko für eine Abhängigkeit entsteht“, wird er weiter zitiert. Ein Rückschritt, denn innerhalb der vergangenen zehn Jahre vor der Pandemie sei die Zahl der Diagnosen mit Blick auf Alkohol- und Tabakmissbrauch gerade bei den 15- bis 19-jährigen Kkh-versicherten gesunken: um 10 beziehungsweise um knapp 15 Prozent.
Entscheidend sei, nicht den Konsum selbst, sondern die Ursachen dafür zu bekämpfen, etwa psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, die sich in einer Krisensituation noch einmal mal verstärken könnten, so Falkenstein.