Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Eclair-eklat im Louvre
Mysteriös nennen Bewunderer das Lächeln der Mona Lisa. Sie könnten stundenlang vor dem Meisterwerk Leonardo da Vincis im Louvre verweilen. Weniger kunstbeflissenen Zeitgenossen geht der Wirbel um das Dauergrinsen offenbar gehörig auf den Keks. Das weltberühmte Gemälde wurde schon von Menschen aus aller Herren Länder mit allerlei Dingen angegriffen: 1956 traf die damals noch schutzlos im Rahmen hängende Dame ein von einem Bolivianer geworfener Stein am linken Ellbogen. Die Verletzung wurde behandelt, Lisa kam hinter Glas. 2005 wurde der Schutz verstärkt – mittels einer sehr soliden Vitrine aus Panzerglas. Diese erlitt vier Jahre später einige Kratzer, als eine Russin eine Teetasse auf das gut 500 Jahre alte Werk schleuderte.
Doch nicht nur diese Frau hat nicht mehr alle selbigen im Schrank: Ein wahlweise 24- oder 36-Jähriger, die Angaben der Nachrichtenagenturen dpa und AFP differierten, schmierte am Sonntag ein Stück Sahnetorte auf die Vitrine. Ein Mascarpone-macaron? Ein Profiterole? Oder vielleicht ein Eclair? Egal. Der Mann hatte sich offenbar mittels Perücke
und Rollstuhl als „alte Frau“getarnt und durfte aufgrund der vorgetäuschten Gebrechlichkeit näher ran ans Gemälde. Dies ermöglichte ihm den klebrigen Anschlag. Danach streute der Kostverächter Rosen auf den Boden und faselte irgendetwas vom nahen Ende der Welt.
Konsequenterweise wurde er in der Folge in die Psychiatrie verfrachtet. Der Mona Lisa entlockte der gesamte Vorgang übrigens nur ein müdes Lächeln. Pardon, ein mysteriöses Lächeln selbstverständlich. (jos)