Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Platz, wo wir in Ruhe gelassen werden“
Jugendliche äußern ihre Wünsche beim Cdu-ortsgespräch in Oberzell
- „Was braucht die Jugend nach zwei Jahren Corona?“Mit dieser Frage luden der CDU Stadtverbandsvorsitzende Christoph Sitta und Manfred Büchele von der CDU Taldorf Jugendliche zum Ortsgespräch am Parkplatz beim Jugendund Sportzentrum in Oberzell ein. Dort soll noch diesen Sommer eine Pumptrack-anlage aufgebaut werden. Die „Jugendinitiative Pumptrack“aus Taldorf hatte sich dafür stark gemacht. Nun tauschten sich der Schülerrat Ravensburg, Schulsozialarbeiter Stefan Launer und die Mitglieder der Jugendinitiative Pumptrack mit den Cdu-politikern aus.
Aurelia Veit vom Schülerrat Ravensburg erklärte: „Wir brauchen keine Specials, sondern vor allem einen Platz, wo wir in Ruhe gelassen werden.“Wichtig seien vor allem auch Räume für die jüngeren ab 15, die noch nicht die Möglichkeiten haben, die Gastronomie zu nutzen. „Wir freuen uns, wenn wir gefragt und gehört werden“, ein ehrlicher Austausch im entspannten Rahmen sei wünschenswert. Denn, was die Jugend wirklich brauche, wisse sie am besten selbst.
So brachten Maximilian, Felix, Noah, Leo, Elfie und Emilia die „Jugendinitiative Pumptrack“auf den Weg. Sie alle sind um die 15 Jahre alt und fahren gern Rad. Im vergangenen Sommer, „als man nirgendwo hin konnte und wir von der Straße mit unseren Rädern ständig weggescheucht wurden“, kam der Wunsch nach einem Platz auf. Mit der Idee, eine Pumptrack-anlage aufzubauen, gingen sie auf den Ortschaftsrat zu. Dieser beschloss im Januar 2022, das Projekt zu unterstützen.
Inzwischen haben die Mitglieder der Jugendinitiative schon rund 20 000 Euro an Spenden von Firmen gewonnen. Insgesamt sei mit Kosten in Höhe von 50 000 Euro zu rechnen, berichtet Emilia. Die Ortschaft Taldorf möchte das Projekt laut Ortschaftsrat Markus Petretti mit 20 000 Euro unterstützen, damit wäre ein Großteil der Kosten bereits abgedeckt.
Standort soll der Parkplatz beim Jugend- und Sportzentrum in Oberzell sein, für das Kinder- und Heimatfest könnte die Anlage abgebaut werden. Eine solche Anlage ist aus mehreren Modulen zusammengesetzt und kann von Radfahrern oder mit Skateboards, Rollern, Inlinern und sogar Rollstühlen befahren werden.
Der Platz soll ein Treffpunkt werden, eine Art Unterstand könnten sich Noah und Maximilian als Ergänzung vorstellen. „Ein paar Bänke zum Ausruhen und die Rucksäcke hinlegen wären cool.“Alle von der Initiative Pumptrack fänden es außerdem super, wenn man einige „Cruiser“anschaffen könnte, damit Leute, die selbst kein Fahrrad oder Board haben, sich eines ausleihen könnten.
Christoph Sitta lobte die Jugendlichen für ihr „großartiges Engagement“und die guten und realistischen Ideen. „Wir sollten überall solche Wohlfühlplätze schaffen in Ravensburg.“Stefan Launer, Schulsozialarbeiter an der Gemeinschaftsschule Ravensburg, bestätigte, dass junge Leute vor allem unkomplizierte Möglichkeiten zu Sport und Gemeinschaft brauchen. „Viel Medienkonsum, wenig Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit“beobachte er verstärkt seit der Pandemie.
Manche Schülerinnen und Schüler tragen die Maske als Schutz, um unauffällig abtauchen zu können. Viele Eltern hätten bezüglich des Medienkonsums kapituliert, berichtet Launer weiter. Deshalb sei ein offenes Angebot genau das Richtige, weil es Spaß und Kontakte mit Bewegung an der frischen Luft kombiniere. Kinder und Jugendliche seien mit am stärksten und längsten von den politischen Entscheidungen im Zuge der Pandemie betroffen gewesen, so Sitta. Deshalb sei es ihm wichtig, dass ihre Anliegen gehört und in die Kommunalpolitik einbezogen werden.