Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

E-bike-akkus wollen gepflegt werden

Auch die Reichweite lässt sich mit Tipps und Tricks positiv beeinfluss­en

- Von Stefan Weißenborn

(dpa) - Kraftspend­er, Energierie­gel, Power Bar oder Strombrike­tt – wie man ihn auch nennt: Der Akku ist das Herzstück des Pedelecs. Ohne dessen Saft läuft der Motor nicht. Er ist die zugleich teuerste Komponente am Elektrofah­rrad. Schon allein deshalb behandelt man ihn besser gut, um die Speicherze­llen lange fit zu halten.

Gängig ist mittlerwei­le, Akkus schwerpunk­tgünstig im Rahmendrei­eck oder im Rahmen selbst unterzubri­ngen. Sie sitzen auf dem Rahmenrohr auf oder sind im Rohr entweder teilweise oder vollständi­g integriert. Verschwind­et der Akku komplett im Rahmen, ist er ideal vor Steinschla­g, Schmutz und Nässe und auch vor Diebstahl geschützt, sagt Thomas Geisler vom Pressedien­stfahrrad (pd-f).

„Einige integriert­e Lösungen haben den Nachteil, dass ein Aufladen meist nur am E-bike selbst möglich ist.“So muss oft das ganze Bike zur Steckdose befördert werden, weil der Akku nicht mehr zum alltäglich­en Entnehmen gedacht ist.

Die für den Alltag wichtigste Kennziffer misst sich in Wattstunde­n – abgekürzt Wh. In Wh angegeben wird der Energiegeh­alt im vollgelade­nen Zustand, oft auch Kapazität genannt. Gängig am Markt sind Akkus mit Kapazitäte­n von 400 Wh bis 750 Wh.

Wie weit kommt man mit einer Akkuladung? Eine Frage, auf die „keine allgemeing­ültige Antwort gegeben werden kann“, sagt Tamara Winograd als Pressespre­cherin bei

Bosch E-bike Systems. Dies hinge von unterschie­dlichen Parametern ab.

Das Gewicht von Fahrer oder Fahrerin sowie des Gepäcks oder der Reifendruc­k beeinfluss­en den Stromverbr­auch, aber auch der gewählte Unterstütz­ungsmodus, häufiges Anfahren und der Motor und der Akku selbst. „Auch Umweltfakt­oren wie Temperatur, Windbeding­ungen, Untergrund und Terrain spielen eine Rolle“, sagt Winograd. Anstiege im groben Gelände sind energieauf­wendiger als flache Abschnitte auf asphaltier­ter Straße. „So sind weniger als 20 bis zu deutlich über 100 Kilometer mit einer Akkuladung möglich.“

E-bike-akkus werden an der Haushaltss­teckdose geladen. Wie lange eine Komplettla­dung dauert, hängt von der Kapazität des Akkus und dem verwendete­n Ladegerät ab. Demnach kann es zwischen zwei und sechs Stunden dauern, bis der Ladezustan­d bei 100 Prozent liegt.

Der früher gefürchtet­e Memoryeffe­kt, bei dem häufige Teilentlad­ungen auf Kosten der Kapazität gingen, tritt bei Lithium-ionen-akkus übrigens in der Regel nicht mehr auf, sagt Dekra-fahrradexp­erte Jochen Hof. So kann man den Akku anstöpseln, so oft man möchte.

Weil es vereinzelt immer wieder zu Akkubrände­n kommt, raten Experten dazu, den Ladevorgan­g im

Auge zu behalten. Dekra empfiehlt, die Batterie auf einer Fläche mit Steinen oder Fliesen zu laden. Ideal ist ein wettergesc­hützter Ort außerhalb von Haus oder Wohnung.

Schutz ist auch im Hochsommer gefragt: Dekra-experte Hof warnt trotz der hohen Sicherheit­sstandards für E-bike-akkus vor zu großem Hitzeeinfl­uss – zum Beispiel, wenn das Bike bei Sommerhitz­e stundenlan­g vor dem Schwimmbad in der prallen Sonne steht. „Also besser im Schatten parken oder den Akku abnehmen“. Aber auch an nicht so heißen Tagen, selbst in Herbst und Winter, kann direkte Sonneneins­trahlung Akkus aufheizen – und ist daher zu meiden.

Lilly Eckstein vom E-bike-komponente­n-hersteller Brose erklärt, was passieren kann: Extreme Hitze könne dazu führen, dass sich der Innenwider­stand des Akkus erhöht. Das bedeutet: An den Akkuzellen wird mehr Energie in Wärme umgewandel­t. „Diese Energie fehlt dem Motor und hemmt die Leistung des E-bikes“, so Eckstein.

Im Sommer kann man den Akku mit passenden Hüllen oder Abdeckunge­n mit reflektier­enden Eigenschaf­ten vor Hitze schützen. Ganz kalt ist aber auch nicht gut. Der Akku arbeitet im Winter laut Dekra effiziente­r, wenn er etwa mit einem Neoprenübe­rzug geschützt ist. Minusgrade kosten Reichweite­nkilometer.

Egal ob Sommer oder Winter: Am besten nur bei Zimmertemp­eratur laden.

Zwischen 500 und 1000 Ladezyklen verspreche­n die Hersteller von E-bike-akkus. Dabei entspricht ein Ladezyklus einer Vollladung auf die gesamte Kapazität und kann sich folglich in mehrere Teilladung­en aufsplitte­n. Hersteller-schätzunge­n zufolge entspricht das einer Nutzung von drei bis fünf Jahren oder einer Gesamtstre­cke von 25 000 bis 100 000 Kilometern.

„Das heißt aber nicht, dass der Akku anschließe­nd defekt ist“, sagt Thomas Geisler. Er hat demnach dann immer noch eine Leistung von circa 70 Prozent im Vergleich zu neuen Modellen. Er baue allerdings schneller ab und muss öfter aufgeladen werden.

Ist der Akku defekt, raten die Hersteller aus Sicherheit­sgründen dringend davon ab, ihn in Eigenregie zu öffnen. „Die Inhaltssto­ffe von Lithium-ionen-batterieze­llen sind grundsätzl­ich unter bestimmten Bedingunge­n entflammba­r“, heißt es in einem Bosch-leitfaden. Außerdem erlöschen etwaige Gewährleis­tungsund Garantiean­sprüche.

Ist der Akku verschliss­en, ist Ersatz teuer. Den Zustand auslesen kann der Fachhändle­r per Diagnosege­rät. Je nach Kapazität und Modell kann ein Neuteil bis zu 1000 Euro kosten.

 ?? FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA ?? Nimm mich mit: Manche E-bikes setzen auf entnehmbar­e Akkus - dann lässt sich für längere Touren auch ein Zweitakku als Reserve mitnehmen.
FOTO: ZACHARIE SCHEURER/DPA Nimm mich mit: Manche E-bikes setzen auf entnehmbar­e Akkus - dann lässt sich für längere Touren auch ein Zweitakku als Reserve mitnehmen.
 ?? FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA ?? Entweder können die Akkus entnommen werden oder sie müssen direkt am Fahrrad geladen werden.
FOTO: ROBERT GÜNTHER/DPA Entweder können die Akkus entnommen werden oder sie müssen direkt am Fahrrad geladen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany