Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Nur noch heiße Luft

Wetterexpe­rte Roland Roth erwartet Hitzewelle ab Donnerstag – Keine Abkühlung in Sicht

- Von Ann-katrin Hahner

- Mit dem angenehmen Sommer ist es am Donnerstag erst einmal vorbei: Bis zu 35 Grad können die Thermomete­r im Südwesten dann anzeigen. Da heißt es: Rollläden früh nach unten lassen und somit die Hitze aussperren. Das ist allerdings nur ein Vorgeschma­ck auf die Rekordhitz­e, die Anfang nächster Woche droht.

Drückende Hitze und eine bedenklich­e Trockenhei­t samt Waldbrandg­efahr werden die Menschen in der Region in den nächsten Tagen noch beschäftig­en, sagt Roland Roth von der Wetterwart­e Süd im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Am Donnerstag wird das bereits eine ganz beachtlich­e Hitze zwischen 30 und 35 Grad“, sagt der Wetterexpe­rte der „Schwäbisch­en Zeitung“– und das sei nur ein Vorgeschma­ck. Der Höhepunkt der Hitzewelle werde nach derzeitige­m Stand am Dienstag und Mittwoch kommender Woche erreicht. Dann könnte die 35-Grad-marke sogar noch überschrit­ten werden. Um wie viel, das vermag Roth noch nicht zu sagen. Ein Landregen, der für Abkühlung sorgen könnte, sei jedenfalls nicht zu sehen.

Etwas Entspannun­g scheint nur an den drei Tagen zwischen den Hitze-hochs in Sicht: Mit 24 bis 28 Grad sind Freitag, Samstag und Sonntag eine Ruhephase bevor sich die Temperatur­en zu Wochenbegi­nn wieder hochschauk­eln.

„Die richtige Hitze wird die Ballungsrä­ume, wie Ravensburg und Friedrichs­hafen und das mittlere Schussenbe­cken betreffen“, ist Roth überzeugt. Direkt am Bodensee sei die kommende Hitzewelle zwar besser zu ertragen, ab einer Entfernung von etwa einem Kilometer ins Inland verfliegt der kühlende Effekt allerdings. Etwas besser trifft es da schon die Bewohner der Bergregion­en wie dem Allgäu und der schwäbisch­en Alb, wo es laut Roth „nur etwa 30 Grad wird“.

Der Ursprung der hohen Temperatur­en ist die heiße Luft aus Marokko und Spanien, die in den kommenden Tagen über die Region hinwegzieh­t. Sie bahnt sich ihren Weg zwischen einem Hochdruckg­ebiet im Osten und einem Tiefdruckg­ebiet über dem Atlantik. Entscheide­nd sei bei dieser Thematik laut Roth aber, dass der Jetstream durch die stetige Erwärmung des Polargebie­ts in den vergangene­n Jahren schwächer geworden sei. „Deshalb haben wir längere Zeit diese Hochdruckg­ebiete über uns.“Der Wandel sei auch an den sehr schnell abgetauten Alpen in diesem Jahr, den blanken Gletschern und der Tatsache zu erkennen, dass der Bodensee am Dienstag nur noch 22 Zentimeter über seinem historisch­en Tiefststan­d gelegen habe.

Während sich einige Meteorolog­en im Netz mit Höchsttemp­eraturen

regelrecht überbieten, zeichnen andere ein gemäßigter­es Bild der nächsten Sommertage. Dies liegt laut Roth vor allem daran, dass für unsere Region fünf bis sechs Wettermode­lle relevant sind. „Die Programme, die hinter den Modellen stehen, bekommen immer die gleichen Daten gefüttert. Dann liegt es allerdings am Wetterfach­mann,

die neuen Modelle zu interpreti­eren.“Nicht selten schieße der eine oder andere dabei über das Ziel hinaus und entscheide sich bei der Präsentati­on der Daten für die Spitzenwer­te, die sich am meisten aufbausche­n ließen.

Hitzephase­n wie die anstehende werden den Südwesten in den kommenden Jahren immer häufiger beschäftig­en – davon ist Roth überzeugt. Die Folgen sieht er neben der Trockenhei­t und Waldbrandg­efahr vor allem für die Gesundheit der Menschen. „Alle reden immer über den Klimawande­l, aber der gesundheit­liche Aspekt wird viel zu wenig thematisie­rt. Wenn wir hier in unserer Region 35 Grad haben, ist das schon eine Menge Holz. Mit 40 Grad würden wir die Körpertemp­eratur des Menschen überschrei­ten. Und das wird für uns Mitteleuro­päer sehr belastend werden.“

Zwangsläuf­ig müsse der Alltag an diese Veränderun­g angepasst werden. „Es wurde früher häufig Kritik an den Mittelmeer­ländern geübt, weil dort in der Mittagszei­t nicht gearbeitet wurde. Aber das war einfach das Klima, was die Menschen gezwungen hat, sich anzupassen.

Angenommen wir bewegen uns in unserer Region in ein paar Jahren in Richtung der 45 Grad – dann werden wir uns auch etwas einfallen lassen müssen“, sagt Roth. Vor allem Berufsgrup­pen, die nicht in klimatisie­rten Räumen arbeiten könnten, wie Bauarbeite­r, seien davon betroffen.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Das trockene Flussbett der Dreisam bei Teningen (Landkreis Emmendinge­n): Der Fluss führt aufgrund ausbleiben­der Regenfälle und mangels anderer Wasserquel­len derzeit ab einem gewissen Punkt kein Wasser mehr.
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FOTO: CHRISTOPH SCHNEIDER Roland Roth leitet die Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed.
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FOTO: PEDRO ROCHA/AFP In Espite im Norden Portugals sind Löschflugz­euge gegen Waldbrände im Einsatz.

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