Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nur noch heiße Luft
Wetterexperte Roland Roth erwartet Hitzewelle ab Donnerstag – Keine Abkühlung in Sicht
- Mit dem angenehmen Sommer ist es am Donnerstag erst einmal vorbei: Bis zu 35 Grad können die Thermometer im Südwesten dann anzeigen. Da heißt es: Rollläden früh nach unten lassen und somit die Hitze aussperren. Das ist allerdings nur ein Vorgeschmack auf die Rekordhitze, die Anfang nächster Woche droht.
Drückende Hitze und eine bedenkliche Trockenheit samt Waldbrandgefahr werden die Menschen in der Region in den nächsten Tagen noch beschäftigen, sagt Roland Roth von der Wetterwarte Süd im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Am Donnerstag wird das bereits eine ganz beachtliche Hitze zwischen 30 und 35 Grad“, sagt der Wetterexperte der „Schwäbischen Zeitung“– und das sei nur ein Vorgeschmack. Der Höhepunkt der Hitzewelle werde nach derzeitigem Stand am Dienstag und Mittwoch kommender Woche erreicht. Dann könnte die 35-Grad-marke sogar noch überschritten werden. Um wie viel, das vermag Roth noch nicht zu sagen. Ein Landregen, der für Abkühlung sorgen könnte, sei jedenfalls nicht zu sehen.
Etwas Entspannung scheint nur an den drei Tagen zwischen den Hitze-hochs in Sicht: Mit 24 bis 28 Grad sind Freitag, Samstag und Sonntag eine Ruhephase bevor sich die Temperaturen zu Wochenbeginn wieder hochschaukeln.
„Die richtige Hitze wird die Ballungsräume, wie Ravensburg und Friedrichshafen und das mittlere Schussenbecken betreffen“, ist Roth überzeugt. Direkt am Bodensee sei die kommende Hitzewelle zwar besser zu ertragen, ab einer Entfernung von etwa einem Kilometer ins Inland verfliegt der kühlende Effekt allerdings. Etwas besser trifft es da schon die Bewohner der Bergregionen wie dem Allgäu und der schwäbischen Alb, wo es laut Roth „nur etwa 30 Grad wird“.
Der Ursprung der hohen Temperaturen ist die heiße Luft aus Marokko und Spanien, die in den kommenden Tagen über die Region hinwegzieht. Sie bahnt sich ihren Weg zwischen einem Hochdruckgebiet im Osten und einem Tiefdruckgebiet über dem Atlantik. Entscheidend sei bei dieser Thematik laut Roth aber, dass der Jetstream durch die stetige Erwärmung des Polargebiets in den vergangenen Jahren schwächer geworden sei. „Deshalb haben wir längere Zeit diese Hochdruckgebiete über uns.“Der Wandel sei auch an den sehr schnell abgetauten Alpen in diesem Jahr, den blanken Gletschern und der Tatsache zu erkennen, dass der Bodensee am Dienstag nur noch 22 Zentimeter über seinem historischen Tiefststand gelegen habe.
Während sich einige Meteorologen im Netz mit Höchsttemperaturen
regelrecht überbieten, zeichnen andere ein gemäßigteres Bild der nächsten Sommertage. Dies liegt laut Roth vor allem daran, dass für unsere Region fünf bis sechs Wettermodelle relevant sind. „Die Programme, die hinter den Modellen stehen, bekommen immer die gleichen Daten gefüttert. Dann liegt es allerdings am Wetterfachmann,
die neuen Modelle zu interpretieren.“Nicht selten schieße der eine oder andere dabei über das Ziel hinaus und entscheide sich bei der Präsentation der Daten für die Spitzenwerte, die sich am meisten aufbauschen ließen.
Hitzephasen wie die anstehende werden den Südwesten in den kommenden Jahren immer häufiger beschäftigen – davon ist Roth überzeugt. Die Folgen sieht er neben der Trockenheit und Waldbrandgefahr vor allem für die Gesundheit der Menschen. „Alle reden immer über den Klimawandel, aber der gesundheitliche Aspekt wird viel zu wenig thematisiert. Wenn wir hier in unserer Region 35 Grad haben, ist das schon eine Menge Holz. Mit 40 Grad würden wir die Körpertemperatur des Menschen überschreiten. Und das wird für uns Mitteleuropäer sehr belastend werden.“
Zwangsläufig müsse der Alltag an diese Veränderung angepasst werden. „Es wurde früher häufig Kritik an den Mittelmeerländern geübt, weil dort in der Mittagszeit nicht gearbeitet wurde. Aber das war einfach das Klima, was die Menschen gezwungen hat, sich anzupassen.
Angenommen wir bewegen uns in unserer Region in ein paar Jahren in Richtung der 45 Grad – dann werden wir uns auch etwas einfallen lassen müssen“, sagt Roth. Vor allem Berufsgruppen, die nicht in klimatisierten Räumen arbeiten könnten, wie Bauarbeiter, seien davon betroffen.