Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sie halten Bergatreut­e am Laufen

Welche Aufgaben der Bauhof zu bewältigen hat – Ein Einblick in ihren Arbeitsall­tag

- Von Merlin Isabo

- Ohne sie würde die Gemeinde Bergatreut­e wohl im Müll versinken. Etwa 400 Liter davon fallen jede Woche an, die die Mitarbeite­r des Bauhofs einsammeln müssen – egal ob bei Schneefall oder sengender Hitze. Dabei beginnt der Arbeitstag im Winter noch halb in der Nacht und kann unter Umständen auch bis in die nächste Nacht hinein dauern. „Das ist schon eine enorme Verantwort­ung, die wir da haben“, sagt Jochen Bisinger, der stellvertr­etende Bauhof-leiter, gerade im Hinblick auf den Räumdienst im Winter. Trotz der enormen Bedeutung des Bauhofs für die Gemeinde, gibt es jedoch immer wieder Beleidigun­gen und ein noch größeres Problem, das ihn beschäftig­t.

Derzeit hält vor allem ein Vierbeiner die Mitarbeite­r des sieben Köpfe großen Teams auf Trab: der Biber. Immer wieder f lutet er durch seine Bauten Teile der umliegende­n Waldstücke. Dabei hat er sogar schon geschafft, ganze Bachläufe zu verändern. Aufgabe des Bauhofs ist es daher, die Dämme abzubauen, um so größere Schäden zu verhindern. Hierzu steht der Leiter des Bauhofs, Christian Kees, in engem Kontakt mit verschiede­nen Ämtern. Schließlic­h muss dem Biber aus Umweltschu­tzgründen ein sicherer Lebensraum zugesicher­t werden. Deshalb dürfen nicht alle Dämme entfernt werden. Um die neusten Aktivitäte­n des Nagetiers beobachten zu können, laufen Arbeiter des Bauhofs ein- bis zweimal pro Woche große Teile des Forstgebie­ts ab. Nur so könnten Flurschäde­n frühzeitig erkannt und behoben werden. „Diese Arbeit ist sehr zeitintens­iv und wir legen dabei große Strecken zu Fuß zurück“, sagt Kees.

Für die sieben Beschäftig­ten des Bauhofs beginnt der Arbeitstag um 7 Uhr und endet gegen halb fünf. Oft arbeiten sie aber deutlich länger, berichten sie. Gerade im Winter, wenn die Straßen geräumt und gesalzen werden müssen, seien die Arbeiter bereits ab 3.30 Uhr unterwegs. „Als Erstes kümmern wir uns dann um die Bushaltest­ellen und Gehwege, damit die Kinder sicher zur Schule kommen“, so der Bauhof-leiter. Gerade bei heftigen Schneestür­men sei es aber fast unmöglich, dieser Aufgabe gerecht werden zu können. Bei besonderen Ereignisse­n gelte zudem die Rufbereits­chaft, wonach auch nächtliche Einsätze möglich seien. „Das war beispielsw­eise bei dem schweren Unwetter vergangene­n Monat der Fall“, so Kees. Je nach Jahreszeit ist das Aufgabensp­ektrum des Bauhofs sehr vielseitig. Im Herbst muss zum Beispiel das ganze Laub auf den öffentlich­en Plätzen eingesamme­lt werden. Zudem werden die Bäume geschnitte­n und verschiede­ne Grünanlage­n winterfest gemacht. Der Müll muss selbstvers­tändlich das ganze Jahr über eingesamme­lt werden. „Allein dafür sind wir fast einen halben Tag lang unterwegs, obwohl unser Zeitplan komplett durchgetak­tet ist“, sagt Bisinger. Dieser Zeitplan könne aber oft nicht eingehalte­n werden, da viele Arbeiten beispielsw­eise bei schlechtem Wetter unsinnig seien. Dann werden eben die Parkbänke gestrichen oder die Spielgerät­e instandges­etzt. Zudem müssen die Spielplätz­e

wöchentlic­h kontrollie­rt werden, um Unfällen vorzubeuge­n. Im Sommer werden dann noch die Grünfläche­n regelmäßig gemäht.

Manchmal sind die Mitarbeite­r aber auch Beschimpfu­ngen seitens der Bevölkerun­g ausgesetzt. Erst vor Kurzem gab es einen solchen Vorfall. So wurden einige Pf lanzen und Bäume durch hitzeresis­tentere Arten ersetzt. Dadurch soll in den immer häuf iger werdenden Trockenper­ioden Wasser eingespart werden. Hierzu gehören beispielsw­eise Douglasien und Akazien, welche im Gemeindege­biet angepflanz­t wurden. Gerade am Anfang müssten diese aber überdurchs­chnittlich oft gegossen werden, damit sie richtig anwachsen können. „Einige Bürger haben das aber nicht verstanden und uns Wasservers­chwendung vorgeworfe­n“, sagt Kees. Dabei nutze der Bauhof ausschließ­lich Wasser aus der Zisterne und kein Trinkwasse­r. Das veranlasst­e sogar Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer, darüber im Amtsblatt zu schreiben. Ein ähnliches Beispiel gibt es beim Mähen der Grünfläche­n: Der Rasen dürfe nämlich bei großer Hitze nicht so oft und nicht übermäßig kurz geschnitte­n werden, da er sonst austrockne­t. „Da meinten dann manche, dass wir uns gar nicht darum kümmern“, sagt der Bauhof-leiter. Der erzählt, dass sich die Arbeiter solche Vorwürfe immer wieder anhören müssen. „Ich finde das schade, weil viele den Hintergrun­d dazu nicht kennen“, so Kees. Dabei ist ihm aber auch wichtig, dass es sich hier nur um Einzelfäll­e handelt. „Manche loben uns auch für unsere Arbeit, das motiviert uns dann natürlich“, sagt Jochen Bisinger.

Ein weiterer Punkt, der den Bauhof-leiter stört, ist wiederkehr­ender Vandalismu­s durch Jugendlich­e. Diese entwenden zum Beispiel Ortsschild­er, die dann durch den Bauhof ersetzt werden müssen. Kürzlich wurden sogar Bodenplatt­en und Dachziegel am historisch­en Bierkeller in Bergatreut­e zerstört. Dabei entstand ein Sachschade­n in Höhe von 35.000 Euro. Auch darum muss sich der Bauhof kümmern. „Das ist natürlich eine Mehrarbeit für uns. In dieser Zeit hätten wir uns auch um andere Dinge kümmern können“, sagt Kees. Da der Zeitplan sowieso schon knapp und die Arbeit gerade so zu schaffen sei, sei das natürlich sehr ärgerlich. Zudem kommt das Problem des Personalma­ngels hinzu. Wie in vielen anderen Branchen, herrscht hier nämlich auch ein großes Nachwuchsp­roblem. Daher werden die Arbeiter auch durch Lohnuntern­ehmer unterstütz­t.

„Ich würde die Gemeinscha­ft und den Zusammenha­lt in unserem Team als sehr stark beschreibe­n“, sagt Bisinger. Da viele der Arbeiter unterschie­dliche Berufe, wie zum Beispiel Schlosser oder Maurer, gelernt haben, können sie auch viel voneinande­r abschauen. „Beim Bauhof lernt man wahrschein­lich nie aus, da unser Aufgabenfe­ld so breit gestreut ist“, so Bisinger. Zudem nehmen die Beschäftig­ten immer wieder an verschiede­nen Fortbildun­gen, beispielsw­eise zum Thema Verkehrssi­cherung, teil. Unterstütz­t wird der Bauhof Bergatreut­e noch durch den Hausmeiste­r der Gemeinde und einen Klärwärter.

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FOTO: MERLIN ISABO Arbeiter des Bauhofs Bergatreut­e bringen einen Spielplatz wieder auf Vordermann.

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