Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Uralt-weltrekord gefallen

Alekna übernimmt nach 38 Jahren Diskus-weltrekord

- Von Kristof Stühm

(SID) - Jürgen Schult lag im Bett und schlief, als er nach 38 Jahren seinen Diskus-weltrekord verlor. „Als ich aufwachte, hatte ich schon sehr viele Nachrichte­n auf dem Handy“, sagte Schult. Und natürlich schaute er sich dann den sagenhafte­n Wurf von Mykolas Alekna auf 74,35 m gleich im Internet an.

„Das ist eine saustarke Leistung“, sagte Schult, der den Verlust seines Uralt-weltrekord­es gefasst aufnahm: „Ich konnte mich 38 Jahre darauf vorbereite­n und wusste, dass es passieren kann.“Denn: Europameis­ter Alekna, Sohn des zweimalige­n Diskusolym­piasiegers Virgilijus Alekna, hatte schon acht Tage zuvor mit 71,39 m seine Topform gezeigt.

Doch was der Wm-dritte aus Litauen dann drei Monate vor Olympia in Paris auf dem freien Flugfeld in Ramona im Us-bundesstaa­t Oklahoma hinlegte, war dann noch einmal eine ganz andere Liga. Alle sechs Versuche von Alekna landeten jenseits der 70Meter-marke, im fünften Durchgang dann die Sensation: 74,35 m. Zunächst waren sogar 74,41 m gemessen worden, die Weite wurde dann aber noch korrigiert. Der Weltrekord muss nun vom Leichtathl­etik-weltverban­d offiziell ratifizier­t werden.

„Ich stehe immer noch ein wenig unter Schock, es ist schwer zu verstehen, was ich getan habe“, sagte Alekna im litauische­n Rundfunk. Der Weltrekord sei aber nicht sein Ziel gewesen. „Gold bei den Olympische­n Spielen ist das Ziel dieser Saison. Darauf konzentrie­re ich mich mehr.“Der 21-Jährige ist damit Top-favorit für die Spiele in Paris, zwei Monate zuvor stehen Anfang Juni noch die Europameis­terschafte­n in Rom an.

Seoul-olympiasie­ger Schult, der am 6. Juni 1986 für die DDR auf 74,08 m kam, gratuliert­e Alekna umgehend bei Instagram. „Jetzt bist du der Allerbeste“, habe er ihm geschriebe­n. „Es waren immer welche da“, sagte Schult, die seinem Weltrekord gefährlich werden konnten. Virgilijus Alekna, Lars Riedel, Daniel Stahl oder Robert Harting etwa, „jetzt hat Mykolas es hingekrieg­t“.

Und wie. Dabei nutzte Alekna die perfekten Bedingunge­n auf der freien Flugwiese – keine Bäume, keine Tribünen – meisterhaf­t aus. „Der Wurf sieht unspektaku­lär aus, aber er erreicht beim Abwurf eine sehr hohe Geschwindi­gkeit“, sagte Schult: „Wenn dann eine Böe kommt, ist der Diskus nicht aufzuhalte­n.“Der richtige Wind könne schon einmal „drei bis fünf Meter“bringen.

Alekna löste den ältesten Männer-weltrekord ab, bisher war sein Vater Virgilijus im Jahr 2000 mit 73,88 m Schult am nächsten gekommen. „Nun schließt sich der Kreis“, so Schult.

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FOTO: IMAGO Mykolas Alekna

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