Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Straftaten in Isny nehmen zu
Polizeipostenleiter Rainer Gruber berichtet über Sicherheitslage
- In Isny haben Straftaten im vergangenen Jahr entgegen dem Landkreistrend zugenommen. Das geht aus dem Bericht des Polizeipostenleiters Rainer Gruber zur Sicherheitslage hervor. Demnach setzt sich diese Entwicklung auch in den ersten Monaten des Jahres 2024 fort.
Das Sicherheitsgefühl ist den Isnyern in jüngster Zeit etwas verlorengegangen. Wer die Augen offen hält, wer sich umhört, der sieht und merkt Veränderungen – marodierende Gruppen, die nachts in der Innenstadt randalieren, zerbrochene Fensterschreiben, Einbrüche, Diebstähle, teils schwere Straftaten, ein Reifenstecher geht um. Unter diesem Eindruck kam Rainer Gruber, der Leiter des Polizeipostens Isny mit dem stellvertretenden Postenleiter Timo Karg am Montagabend in den großen Sitzungssaal des Rathauses. Im Verwaltungs-, Finanzund Sozialausschuss gaben sie eine Einschätzung der aktuellen Lage ab. Zu Beginn standen die belastbaren Zahlen für das
Jahr 2023. Entgegen dem Trend im Landkreis Ravensburg hätten Straftaten in Isny zuletzt zugenommen, bestätigte Gruber die Zahlen, die wenige Tage zuvor schon aus Ravensburg herausgegeben worden waren. Demnach seien im zurückliegenden Jahr 17 Straften mehr verübt worden als noch im Jahr 2022 – auf insgesamt 694. Das bedeutete einen Anstieg von 2,5 Prozent. Die sogenannte Häufigkeitszahl (die Anzahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner) habe in Isny bei 4678 gelegen, der Landkreisdurchschnitt bei 4.364. Zwei Vorfälle hob Gruber hervor.
Einerseits erwähnte er die Messerstiche, die ein junger Asylbewerber einem Mann im vergangenen Sommer im Kurpark verpasste. „Das war eine heftige Tat“, sagte Gruber. Eine Zufallstat sei sie jedoch nicht gewesen, es habe eine gewisse Vorgeschichte gegeben, die mit Drogen zu tun hatte. Ebenfalls kein Zufall sei die Tat in der Wilhelmstraße gewesen, als ein Mann einem anderen Mann „wegen einer Lappalie“ein Messer in den Kopf stieß. Messer würden immer häufiger gezogen, bestätigte Gruber einen allgemeinen Eindruck. Erfreulicherweise sei die Aufklärungsquote im vergangenen Jahr gestiegen, erklärte Gruber.
Im Jahr 2023 habe sie bei 63 Prozent gelegen, im Vorjahr noch bei 60,7 Prozent, sagte der Isnyer Polizeipostenleiter. Straftaten im öffentlichen Raum seien 257 verübt worden, es habe einen Wohnungseinbruchsdiebstahl gegeben, 25 Fälle von häuslicher Gewalt seien registriert worden, 156 einfache Diebstähle, 51 besonders schwere Diebstähle und 85 Sachbeschädigungen. Bei den Unfällen habe es ebenfalls einen leichten Anstieg auf insgesamt 305 gegeben (2022: 302). Meistens seien es Blechschäden gewesen. Tote habe es im Jahr 2023 keine gegeben, im Vorjahr waren es noch zwei gewesen. Auf die Nachfrage von Peter Clement (SPD) vermochte Gruber keinen Unfallschwerpunkt auszumachen.
Auf die Bitte von Bürgermeister Rainer Magenreuter gaben
Gruber und Karg noch eine Einschätzung zu den ersten Monaten des Jahres 2024 ab. Eine belastbare Statistik gebe es zwar nicht, sagte der Polizeipostenleiter: „Was wir aber sagen können: Wir merken, dass die Anzahl der Straftaten zunimmt.“Ob das im weiteren Jahresverlauf so bleiben werde, sei nicht absehbar. Gefühlt nähmen die Fälle gerade überall zu.
Bemerkenswert sei, dass sehr junge Täter dabei seien. „Recht aktive Jugendgruppen“habe die Polizei ausgemacht. Unter anderem seien welche aus Leutkirch und Wangen nach Isny gekommen, weil sie dort wussten, dass die Polizei dort zu gewissen Zeiten länger braucht, bis sie vor Ort ist. Diese Probleme hätten sich jetzt aber wieder aus der Stadt weg verlagert, sagte Karg.
Ein großes Problem für die Polizei: Teilweise seien Täter noch nicht strafmündig, da unter 14 Jahren, erklärte Gruber. Diese wüssten, dass ihnen noch nichts passieren kann. Das merkten die Polizisten auch, sagte Gruber, wenn sie im Gespräch angelächelt würden. „Bei manchen ist leider offensichtlich schon der Zug abgefahren“, kommentierte Gruber das Verhalten von einzelnen jungen Straftätern.
Ob denn nicht die Eltern für die Taten ihrer Kinder haftbar gemacht werden könnten, fragte Magenreuter. Das sei „strafrechtlich verdammt schwer“, sagte Karg, der im Polizeiposten für den Bereich Jugendkriminalität verantwortlich ist: „Es gibt nichts, was wir da machen können.“Besonders hilfreich gewesen sei, dass zuletzt vermehrt Streife gefahren wurde, gerade in den späten Stunden. Diesen Eindruck bestätigten einige Stadträte in ihren Wortbeiträgen. „Die massive Polizeipräsenz hat grandiose Wirkung gezeigt“, sagte etwa Miriam Mayer (FW) dazu. „Wir sind sehr dankbar für die verstärkte Präsenz“, ergänzte Sibylle Lenz (FW). Und Wolfgang Dieing (FW), der als Notarzt genau weiß, was auf den Straßen so los ist, brachte es in Richtung der beiden Polizisten auf den Punkt: „Wenn wir Sie brauchen, sind Sie da. Vielen Dank für Ihre Arbeit.“