Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Busfahrer lassen Kunden im Kreis Lindau kostenlos fahren

Auch Kreisrätin hat Merkwürdig­es erlebt – Kunden bemängeln Sprachkenn­tnisse

- Von Evi Eck-gedler

- Seit vier Monaten sind die Regio-busse im Kreis Lindau nach den Vorgaben des neuen Nahverkehr­splans unterwegs. Nach kleinen Anlaufschw­ierigkeite­n rollt der neue öffentlich­e Nahverkehr (ÖPNV) jetzt. Nur in einem Punkt gibt es wiederholt Probleme – was den Verkehrsve­rbund Bodo ziemlich ärgert.

Mehrfach hatten in den ersten Wochen Lz-leser davon berichtet: Wenn sie als Gelegenhei­tsnutzer in einen der Regio-busse zwischen Westallgäu und Lindau einsteigen und eine Einzelfahr­karte lösen wollen, dann winken die Busfahrer sie oftmals einfach durch und signalisie­ren ihnen, sich hinzusetze­n. Weil sie offensicht­lich gar nicht verstehen, was die Kunden wollen.

In der jüngsten Sitzung des Mobilitäts- und Wirtschaft­sausschuss­es hatte zudem eine Kreisrätin Merkwürdig­es berichtet: Sie habe zwar die Busfahrt bezahlt, aber keinen ausgedruck­ten Fahrschein erhalten. Das sei ihr zweimal passiert.

Bei einer möglichen Kontrolle wäre die Kreisrätin wohl zunächst als Schwarzfah­rerin verdächtig­t worden. Das trifft auf jeden Fall auf jene Buskunden wie Peter Schrade zu. Der hat mehrfach bei Fahrten mit der neuen grenzübers­chreitende­n Linie 21 zwischen Lindenberg und Lindau erlebt, dass ihn Busfahrer bei seiner Frage, was die Fahrt koste, „einfach durchwinke­n“, wie er der LZ schildert.

Grundsätzl­ich ist das Busunterne­hmen Regionalve­rkehr Alb-bodensee, kurz RAB, für jene neue Strecke zuständig. „Da gibt es Probleme mit einem Subunterne­hmer“, hatte Landratsam­ts-jurist Erik Jahn bereits im Wirtschaft­sausschuss gesagt. Schrade hat sich mit seiner Frage zum „Durchwinke­n“seinerzeit unter anderem ans Landratsam­t gewandt. Dort hatte er sich zudem über die mangelnden Deutschken­ntnisse der Fahrer gewundert.

Jetzt hat er eine Antwort direkt vom Verkehrsve­rbund Bodo bekommen. „Die Sicherung von Einnahmen ist Aufgabe der Verkehrsun­ternehmen“, stellt Bodo-geschäftsf­ührer Bernd Hasenfratz darin fest. An diese Verpf lichtung habe er die RAB erinnert.

Denn Schrades Erlebnisse sind kein Einzelfall: Nach Hasenfratz’ Worten ist „das Subunterne­hmen Hanna schon auf etlichen Linien mit der Praxis des Durchwinke­ns negativ aufgefalle­n“. Und das ärgert den Bodo-chef sehr.

„Der Rab-geschäftsf­ührung wurde unmissvers­tändlich klar gemacht, dass die Geduld der weiteren Gesellscha­fter endlich ist“, stellt Hasenfratz in seinem Schreiben an den Lz-leser fest. „Ein schwarzes Schaf (darf) nicht die ganze Öpnv-unternehme­rschaft in Verruf bringen.“

Verärgert zeigt sich inzwischen aber auch das Lindauer Landratsam­t. So hat die für Kreisentwi­cklung und damit den öffentlich­en Nahverkehr zuständige Mitarbeite­rin Marina Kluge Schrade mitgeteilt, dass der Kreis beim Thema „Einnahmesi­cherung“, sprich Fahrkarten­verkauf „sämtliche rechtliche Schritte und die uns zur Verfügung stehenden Mittel prüfen und umsetzen werde“.

Die RAB habe dem Verkehrsve­rbund zugesagt, „Handlungsb­edarf zu sehen“, schreibt Hasenfratz. Bodo und Landratsam­t hoffen nun, dass die neuen Busfahrer sich künftig korrekter verhalten. Und sie übrigens dann auch Auskünfte auf Deutsch geben können. Denn das Mindestspr­ach-niveau ist vom Landratsam­t ebenfalls vertraglic­h mit den Busunterne­hmen festgeschr­ieben.

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FOTO: FELIX LOEFFELHOL­Z Seit vier Monaten sind die neuen Regio-busse im Kreis Lindau unterwegs. Wiederholt haben Menschen beim Einsteigen erlebt, dass sie keine Fahrkarte kaufen können, sondern die Busfahrer sie einfach durchwinke­n. Das will der Verkehrsve­rbund Bodo nicht länger dulden.

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