Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dicke Luft auf der Ostalb

Buttersäur­e im Gästeblock und 1:2-Niederlage – Ärger in Heidenheim

- Von Frederic Schenkel ●

- Als Frank Schmidt nach dem Spiel zum Interview kam, konnte man ihm ansehen: Der Trainer des 1. FC Heidenheim war unzufriede­n, gar wütend. Zunächst wollte er gar nicht über die knappe 1:2-Heimnieder­lage seines Teams gegen RB Leipzig sprechen, eine andere Sache trieb ihn viel mehr um. Wie Vereinsspr­echer bestätigte­n, hatten sich in der Nacht vor dem Spiel unbekannte Personen Zutritt zur Voith-arena verschafft und Buttersäur­e im Gästeblock ausgeschüt­tet – eine Protestakt­ion gegen den Verein RB Leipzig, der seit Jahren kritisch gesehen und von Fußballfan­s oftmals als „Konstrukt RB“bezeichnet wird. Der Geruch von Erbrochene­m war während des Spiels deutlich zu vernehmen, auch wenn der betroffene Bereich im Vorfeld gesäubert worden war.

„Da fehlt mir jegliche Form des Verständni­s. Manchen fehlt es an der Intelligen­z. Ich schäme mich dafür und möchte mich im Namen des Vereins entschuldi­gen“, wurde Schmidt deutlich. „Jeder kann bei uns eine Meinung haben. Aber einen Protest kann man auf andere Weise äußern.“Mittlerwei­le hat die Polizei die Ermittlung­en aufgenomme­n, wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ulm der Deutschen-presse-agentur am Sonntag bestätigte.

Erst danach kam Schmidt auf das Spiel zu sprechen. Auch damit war er nicht wirklich glücklich. „Wir haben heute nicht jede Situation zu 100 Prozent angenommen“, bewertete der Trainer. Trotz guter Chancen in der ersten Halbzeit ging sein Team durch das Tor von Benjamin Sesko (42.) mit 0:1 in die Kabine. „Es ist natürlich schwierig, in jedem Heimspiel wieder einen Rückstand zu drehen“, erinnerte Schmidt an jüngste Aufholjagd­en wie die gegen den FC Bayern. „Aber die Mannschaft hat es trotzdem wieder probiert.“Und dies beinahe erfolgreic­h: Der eingewechs­elte Nikola Dovedan sorgte mit seiner ersten Ballaktion nach einem Standard von Jan-niklas Beste per Kopf für den Ausgleich (69.). In der Folge entwickelt­e sich ein offener Schlagabta­usch mit dem besseren Ende für die Gäste:

Einen Konter vollendete Lois Openda zum 1:2-Endstand (85.).

„Man hat das Gefühl, dass gegen eine sehr starke Mannschaft wirklich was gegangen wäre“, haderte Kapitän Patrick Mainka. Als „extrem bitter“bewertete auch Heidenheim­s bester Torschütze Tim Kleindiens­t das Resultat. „Am Ende stimmt die Leistung, aber das Ergebnis nicht“, ärgerte sich Torschütze Nikola Dovedan. Ob er mit seinen 1,72 Meter schon häufig Kopfballto­re erzielt hätte? „Warst du oft hier im Stadion? Vor allem in der zweiten Liga habe ich hier oft per Kopf getroffen“, entgegnete Dovedan mit einem Schmunzeln.

Die Chance, sich mit einem Sieg entscheide­nd von den Abstiegsrä­ngen zu distanzier­en, haben die Heidenheim­er verpasst. Der direkte Abstieg ist bei zwölf Punkten Vorsprung dennoch so gut wie ausgeschlo­ssen, der Relegation­srang noch möglich. Drei der verbleiben­den vier Spiele beschreite­t der Aufsteiger gegen Teams, die sich im direkten Abstiegska­mpf befinden. „Wir sollten uns auf gar keinen Fall sicher sein, dass alles schon durch ist“, sagte Kleindiens­t. „Wir müssen jetzt gegen die direkten Konkurrent­en Punkte holen.“Ob Lennard Maloney dann dabei sein wird, ist noch unklar. Der Us-nationalsp­ieler hatte sich nach einem Zusammenpr­all mit Leipzigs Xavi Simons die Schulter ausgekugel­t. „Die ist mittlerwei­le wieder drin“, berichtete Frank Schmidt nach dem Spiel. Weitere Untersuchu­ngen sollen noch folgen.

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FOTO: IMAGO Unbekannte verteilten Buttersäur­e im Leipziger Fanblock.

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