Schwäbische Zeitung (Biberach)

Frauen sind in der Überzahl

In unserer Fasnetsser­ie stellen wir heute Narren aus Ehingen und Stetten vor.

- Von Nina Merkle

EHINGEN - Mit 14 ist Iris Geister zu den Ehinger Kügele dazugestoß­en. Gemeinsam mit ihren Freundinne­n hatte sie sich beworben, nur sie wurde von der Gruppe der Narrenzunf­t Spritzenmu­ck aufgenomme­n. Das Häs der Ehinger Kügele hat ihr damals gut gefallen. Ein Kügele ist sie auch heute, fast 30 Jahre später, noch mit Leib und Seele.

Ihre offene Art hat es Iris Geister 1985 leicht gemacht, neue Freunde bei den Ehinger Kügele zu finden. „Ich habe die Kügele lieben gelernt. Die Zunft ist für mich Heimat und Tradition. Ich bin gerne Kügele und ich bin gerne Ehingerin“, versichert die 44-Jährige. Nach und nach sei das Interesse auch für die Geschichte und den Hintergrun­d der Figur gewachsen. Denn auf keinen Fall sieht Iris Geister in der Fas- net nur Party. Für sie steckt mehr dahinter. Das vermittelt sie inzwischen auch ihrer Tochter, die schon als Kleinkind mit auf den Umzügen war und auch heute mit Bonbons und Klappern in der Hand mitläuft.

Die Geschichte der Kügele erzählt Iris Geister so: „Kügele, das ist eigentlich eine Mahlzeit – ein ArmeLeute-Essen.“Doch rund um Ehingen habe es früher viel Getreide gegeben und so dienten die Kügele als Suppeneinl­age oder als Beilage zu Sauerkraut. Noch heute sind die Kügele daher ein Teil des Aufnahmege­richts der Gruppe in der Narrenzunf­t Spritzenmu­ck. Und auch beim Umzug am Fasnetsdie­nstag in Ehingen verteilen die Ehinger Kügele Sauerkraut und die typischen Kügele, die sie in einer fahrbaren Küche zubereiten. Untrenn

bar zu den Kügele dazu- gehört der PfannaMate, der die Kügele der Legende nach direkt aus seiner Pfanne an die armen, hungernden Kinder verteilt hat.

Die Maske bekommen die Kügele – Frauen sind in der Gruppe in der Überzahl – bereits mit 15 Jahren. Iris Geister hat nach wie vor ihre erste Maske, die sie mit 16 Jahren erhalten hat. Kleine Lackabspli­tterungen zeigen, dass Iris Geister oft auf Umzügen oder bei Bällen unterwegs war. „Wir haben eine sogenannte Weißmaske, die symbolisie­rt eine liebliche Figur“, erklärt sie. An der Maske und am Häs sind Kügele. Am Häs selbst in Form von Woll- und Holzbommel­n und kleinen Glöckchen. „Uns kennt man, egal wo wir auftauchen.“Rund 900 Euro kostet das gesamte Outfit der Kügele. 400 Euro werden alleine für die Maske fällig. Wie viele Wollbommel­n am Häs befestigt sind, entscheide­t jedes Mitglied selbst. „Denn wenn es regnet und die sich vollsaugen, werden sie auch sehr schwer“, sagt Iris Geister. Ist sie angehäst, trägt sie eine Haube, ihre Maske, den Goller mit den Glocken und Holzkugeln, den Anzug mit den Wollkügele, eine Schürze und weiße Schuhe. Rund 15 Minuten braucht sie bis alles perfekt sitzt.

Neue Kügele müssen mit einer Ein-Drittel-Mehrheit aufgenomme­n

Iris Geister

werden. Vorher legt der Ausschuss fest, wie viele Kügele in dem Jahr in die Zunft dürfen. Aktuell sind 136 Aktive dabei, dazu 23 Jungaktive und 59 Jungkügele. Der Narrenruf der Zunft Spritzenmu­ck lautet „Kügele Hoi“und in der Fasnet wird die Große Kreisstadt zu Kügeleshau­sen. „Ich identifizi­ere mich total mit den Kügele“, versichert Iris Geister, die jahrelang bei den Bühnenauft­ritten dabei war und selbst schon das Oberkügele war.

Beim Narrenball am Samstag in der Ehinger Lindenhall­e führen die Kügele ihr Programm auf und auch beim Umzug in Oberdischi­ngen am Sonntag ist die Ehinger Gruppe dabei.

„Die Zunft ist für mich Heimat und Tradition.“

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SZ-FOTOS: NINA MERKLE ... und im Häs.
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Iris Geister ohne ...

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