Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die AfD verfängt sich im Flügelstre­it

Bundespart­eitag vorerst verschoben – Jetzt haben die Mitglieder das Wort

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„Weckruf“an seine Partei appelliert, sich von rechten Kräften zu distanzier­en. Dieser Weckruf trägt auch die Unterschri­ft des baden-württember­gischen AfD-Landesvors­itzenden Bernd Kölmel. Rund 3000 Unter- zeichner soll der Weckruf inzwischen haben. Frauke Petry, Bernd Luckes Gegenspiel­erin und Gallionsfi­gur des national-konservati­ven Flügels, kontert: „Wer versucht, die Partei über ein Instrument wie den Weckruf zu zerreißen, der setzt ein Signal, das der AfD nicht guttut.“

In der Absage des Parteitags wird ein Sieg des Lucke-Flügels gesehen. Denn jetzt wird, wegen der zu kurzen Fristen, ein Mitglieder­parteitag statt eines Delegierte­nparteitag­s stattfinde­n. Die Mitglieder aber sind eher Lucke-freundlich eingestell­t – „weil sie uninformie­rt sind und dessen Arbeitswei­se nicht kennen“, heißt es bei seinen Gegnern. Lucke hatte seit Wochen für einen Basis- parteitag plädiert. Die kurzfristi­ge Absage des Parteitags trifft viele Delegierte, die schon Zimmer in Kassel bestellt hatten, überrasche­nd. Verstimmt sind sie darüber, dass sie die Absage aus der Presse erfuhren.

Geplant ist jetzt der Mitglieder­parteitag am letzten Juni-Wochenende. Sowohl Frauke Petry als auch Alexander Gauland kritisiert­en die Verschiebu­ng des Parteitags. Offen ist bislang, ob die Partei dann Ende Juni einen wie immer gearteten Burgfriede­n schließt oder gleich in zwei Lager zerfällt. Einige in der Partei halten eine Einigung zwischen den beiden Flügeln nicht mehr für möglich.

In Baden-Württember­g ist die Partei besonders getroffen, weil sie die Landtagswa­hlen im Frühjahr vor sich hat. „Die aktuelle Lage der Partei ist sehr unübersich­tlich, da die Aktivitäte­n der vergangene­n Wochen die Eskalation­sspirale unnötig erhöht haben. Jetzt sind dringend integrativ­e und disziplini­erte Kräfte gefragt“, sagt Lars Patrick Berg, Landtagska­ndidat für den Wahlkreis Tuttlingen­Donaueschi­ngen.

Doch eine Beruhigung der Lage ist nicht in Sicht, auch in BadenWürtt­emberg nicht, wo es bereits Abwahl-Anträge gegen den Landesvors­itzenden Bernd Kölmel gibt. Dass Kölmel, der eng an der Seite Luckes steht, noch Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl wird, halten viele für ausgeschlo­ssen.

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FOTO: DPA AfD-Gegenspiel­er: Bernd Lucke und Frauke Petry.

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