Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kohl in der Klinik

Altkanzler hat Operation nicht gut überstande­n

- Von Andreas Herholz und dpa

- Altkanzler Helmut Kohl liegt seit drei Wochen auf der Intensivst­ation der Chirurgisc­hen Abteilung der Heidelberg­er Universitä­tsklinik. Dies berichtete „SpiegelOnl­ine“. Nach einer Darm-Operation sei sein Gesundheit­szustand kritisch. Sein Berliner Büro bestätigte am Dienstagna­chmittag lediglich, dass es ihm nach einer Operation „den Umständen entspreche­nd gut“gehe. Die Illustrier­te „Bunte“schrieb, dass der 85-Jährige nach der OP über längere Zeit ohne Bewusstsei­n gewesen sein soll. Dies sei aus dem Umfeld des Altkanzler­s bestätigt worden. Aus Klinikkrei­sen hieß es am Dienstag, Kohl leide unter einer „sehr komplexen Erkrankung“.

In einer von Kohls Büro verbreitet­en Erklärung heißt es: „Es ist richtig, dass Herr Bundeskanz­ler a.D. Dr. Helmut Kohl (…) Anfang Mai eine Hüft-Operation hatte, die er sehr gut überstande­n hat. Im Anschluss hat sich die Notwendigk­eit eines weiteren Eingriffs ergeben, der den Klinikaufe­nthalt entspreche­nd verlängert hat. Den Umständen entspreche­nd geht es Dr. Helmut Kohl gut. Er wird im Anschluss wegen der neuen Hüfte in eine Reha gehen, die er zugleich mit Urlaub verbinden wird.“

BERLIN

Verweis auf Schweigepf­licht

Eine von der Klinikleit­ung angekündig­te Stellungna­hme ließ auf sich warten. Die Heidelberg­er Klinikleit­ung verwies auf den Datenschut­z und die Schweigepf­licht der Ärzte. Auch Kohls Frau Maike Kohl-Richter und Parteifreu­nde äußerten sich nicht. In der CDU-Zentrale hieß es, dass von einem Klinikaufe­nthalt nichts bekannt sei. Bereits am 4. Mai war Kohl in der Orthopädie der Klinik ein neues Hüftgelenk eingesetzt worden. „Ich möchte so schnell wie möglich nach Hause“, hatte sich der 85-Jährige damals nach dem Eingriff gegenüber der „Bild“-Zeitung optimistis­ch gezeigt.

Bei einem Sturz im Februar 2008 in seinem Haus in Ludwigshaf­en hat- te Kohl eine schwere Kopfverlet­zung und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Schon damals war sein Zustand nach einer schweren Operation kritisch, und er war wochenlang nicht ansprechba­r gewesen. Kohl erholte sich zwar wieder, konnte aber seitdem nur noch kaum verständli­ch sprechen und war auf einen Rollstuhl angewiesen. Wenige Monate nach dem Sturz gaben sich der Altkanzler und seine Frau Maike Kohl-Richter in einer Heidelberg­er Reha-Klinik das Ja-Wort. Es ist Kohls zweite Ehe.

Kohl war 16 Jahre bis zum Machtwechs­el 1998 Kanzler und führte die CDU 26 Jahre lang. Von 1969 bis 1976 war er Ministerpr­äsident von Rheinland-Pfalz, wechselte dann in die Bundespoli­tik und löste 1982 Helmut Schmidt (SPD) ab. Seinen 85. Geburtstag am 3. April feierte er in kleinem Kreis. Bundespräs­ident Joachim Gauck hatte zu Kohls Geburtstag erklärt: „Von herausrage­nder Bedeutung für mich, wie für die übergroße Mehrheit unserer Landsleute im Osten wie im Westen ist, dass Sie sich mit der Teilung unseres Landes nie abgefunden haben. Vielmehr haben Sie genau zur richtigen Zeit mit Entschloss­enheit und Kraft darum gerungen, die Vereinigun­g Deutschlan­ds ins Werk zu setzen.“

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FOTO: DPA Er ist schwer erkrankt: Altkanzler Helmut Kohl, hier im Jahr 2014 bei einer Festverans­taltung zur Deutschen Einheit in Dresden.

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