Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mit dem Diktator reden

- Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

ie geht man mit einem Mann um, der ein Diktator ist, aber eben ein wichtiger? Mit einem, der seinen gestürzten Vorgänger Mohammed Mursi gerade hat zum Tode verurteile­n lassen? Und in dessen Land Dutzende Opposition­elle in den Gefängniss­en zu Tode kamen, seitdem er regiert? Der aber anderersei­ts in einer instabilen Region noch für etwas Sicherheit sorgen kann?

Das politische Berlin macht das in Arbeitstei­lung. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) redet mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der sich in den vergangene­n Monaten kaum etwas sehnlicher gewünscht zu haben scheint, als im Kanzleramt vorgelasse­n zu werden. Der Bundespräs­ident empfängt ihn ebenfalls. Bundestags­präsident Norbert Lammert erklärt sich außerstand­e, den Mann zu empfangen. Und die Grünen wollen auch nicht.

Pragmatism­us ist in der Politik allemal besser als Sturheit. Aber der Besuch des ägyptische­n Staatsober­hauptes zeigt, wie wenig Spielraum die deutsche Politik in einer Zeit hat, in der im Nahen Osten die finsteren Gesellen dominieren.

Der pragmatisc­he Umgang mit dem präsidiale­n Besuch dient natürlich auch dem Schutz deutscher Interessen, der Kooperatio­n bei der Strafverfo­lgung gewaltbere­iter Islamisten. Mit al-Sisi zu reden, ist gut. Ihm einen großen Bahnhof zu bereiten, ist das falsche Zeichen.

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