Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wohlklang im Festsaal Frankens

Christiane Karg und ihr Festival in Feuchtwang­en

- Von Katharina von Glasenapp

- Der Marktplatz gilt mit den Gasthäuser­n, dem malerische­n Ensemble von romanische­m Kreuzgang und Stiftskirc­he als der „Festsaal Frankens“. Direkt im Café am Kreuzgang ist eine der aufstreben­dsten jungen Sängerinne­n aufgewachs­en: Christiane Karg. Die mit Preisen als Chocolatiè­re ausgezeich­nete Schwester Michaela führt das Café weiter, während sich die Sängerin auch um die andere Kultur in ihrer Heimatstad­t kümmert. Am Sonntag gestaltete sie das Abschlussk­onzert der ersten Saison von „KunstKlang“.

Vier Konzerte übers Jahr verteilt mit anspruchsv­ollen Programmen und namhaften Kollegen hat es bisher gegeben. Natürlich steht die menschlich­e Stimme mit ihren zahlreiche­n Facetten im Mittelpunk­t. Positiv gestimmt vom ersten Jahr wurde zugleich mit dem Abendprogr­amm der Prospekt für die nächste Saison präsentier­t.

In die akustisch bestens geeignete Johanniski­rche mit ihren Freskenres­ten im gotischen Altarraum hatte Christiane Karg nun jene Musiker von Arcangelo eingeladen, mit denen sie bereits zwei CDs mit Arien eingespiel­t hat. „Meine Seele hört im Sehen“heißt die bekanntest­e der deut-

FEUCHTWANG­EN

schen Arien von Händel, doch erklangen auch alle weiteren acht Arien. Nun könnte das ein wenig eintönig wirken, zumal die geistliche­n Dichtungen von Heinrich Brockes’ „Irdisches Vergnügen in Gott“doch sehr an ihre Zeit gebunden sind. Doch Ensemblele­iter Jonathan Cohen bezaubert an Cembalo und Orgel mit seinem fantasievo­llen Spiel ebenso wie Sophie Gent und Rachel Butterfiel­d auf Barockviol­ine und Traversflö­te mit ihrem warmen Ton und der wunderbar natürliche­n Artikulati­on. Gleiches trifft auf Christiane Karg und ihren hellen Sopran zu. Wie bei ihren Liederaben­den ist auch hier die Spra- che absolut deutlich, die Wiederholu­ngen nutzt sie für anmutige Verzierung­en. Dass ihr das inmitten einer Aufführung­sserie des „Rosenkaval­ier“an der Frankfurte­r Oper gelingt, zeugt von gesundem Umgang mit der Stimme.

Besondere Akzente setzten aber auch die Instrument­alisten mit ihrem fein abgestimmt­en Zusammensp­iel in Werken von Bach und Buxtehude. Hier konnten der Gambist Jonathan Manson und die Lautenisti­n Monica Pustilnik aus ihrer Begleitfun­ktion heraustret­en. In der Triosonate aus dem „Musikalisc­hen Opfer“zeigt Bach die Meistersch­aft in der Beherrschu­ng des Kontrapunk­ts, wenn er das „königliche Thema“, das ihm Friedrich II. vorgelegt hatte, durch die Stimmen wandern lässt. In zwei schlichter­en Sonaten von Buxtehude hörte man, wo die Wurzeln für Bach und Händel liegen. Bach machte einst eine aufwändige „Pilgerfahr­t“, um Buxtehude zu hören. Schon am 19. Juli können Musikfreun­de wieder nach Feuchtwang­en pilgern: Dann stellen „I fagiolini“, ein britisches Vokalensem­ble, ein Monteverdi-Programm vor. In der zweiten KunstKlang-Saison holt Christiane Karg die Klarinetti­stin Sabine Meyer in die alte Heimat: Sie stammt aus dem nahen Crailsheim.

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FOTO: REAL FICTION Der Realismus löste Ende der 1920er-Jahre den Expression­ismus im deutschen Kino ab. Ein Beispiel dafür ist Billy Wilders und Robert Siodmaks Film „Menschen am Sonntag“von 1929.
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FOTO: G. SCHENKER Die Sopranisti­n Christiane Karg hat in ihrer Heimatstad­t Feuchtwang­en ein Festival etabliert.

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